Die GAV Veranstaltung im Gedenken an die Bücherverbrennung der Nationalsozialisten hat heuer am 9. Juni am Uni Campus stattgefunden. Ursprünglich fand die in den Achtzigerjahren von Josef Haslinger eingeführte GAV Veranstaltung im legendären HS 1 im NIG statt, einmal im Parlament und ein paar Male in Kärnten. Danach ist sie ein paar Jahre unterm Tisch gefallen, bis ich sie bei einer GV reklamierte, dann hat sie Petra Ganglbauer im Jahr 2000 organisiert, ich 2001 mit großen Schwierigkeiten mit Konstantin Kaiser, der sie 2002 machen sollte, gemacht hat sie dann Rolf Schwendter mit dem Lesetheater, dann lange Zeit ich im Literaturhaus. Voriges Jahr habe ich mich, nachdem das mit dem Literaturhaus schwierig wurde und die GAV beschlossen hatte, daß man nur mehr eine Veranstaltung organiseren soll, für die Frauenlesung entschieden, so daß die Veranstaltung Vorstandssache und von Petra Ganglbauer und Günther Vallaster mit den Themen Scheinfreiheit – Sprachverrohung – Zensur in den Juni und in den Uni Campus verlegt wurde.
Auch sonst war vieles andere. Keine alphabetische Reihenfolge, die Texte in drei Blöcke gegliedert. Günter Vallaster und Petra Ganglbauer moderierten abwechselnd, es gab Brot und Wein und die Sitze im Hörsaal waren äußerst unbequem, da sie noch einem alten AKH Hörsaal zu entstammen schienen, während die Fassade darum sehr modern war. Es war nicht so viel Publikum da, obwohl im Standard sehr gut angekündigt, aber einige Autoren, so habe ich mit Waltraud Haas, die ja meistens zu dieser Veranstaltung kommt, geplaudert, mit Ludwig Laher und Bettina Balaka. Zwanzig Autoren standen auf dem Programm. Janko Ferk und Bruni Langthaler haben abgesagt und Andrea Stift ist aus irgendeinen Grund nicht gekommen. Es gab einen Büchertisch und eine lange Danksagung an die Helfer und Sponsoren. Dann ist es mit dem Zensurblock losgegangen und da war Ruth Aspöcks Text zur Bücherverbrennung interessant. Früher war ja immer die Frage, ob man eigene Texte oder Texte der verfolgten Autoren lesen soll und es war auch immer eine interessante Mischung. Diesmal waren es eigene Texte. An die Bücherverbrennung hat nur Ruth Aspöck erinnert und auch plastisch den Platz und den Ort beschrieben, wo sie stattgefunden hat. Am 10. Mai 1933 in verschiedenen deutschen Universitätsstädten, die nationalsozialistischen Lehrer haben das organisiert und die Bücher aus Bibliotheken, Geschäften oder Wohnungen geplündert und Oskar Maria Graf, der dabei vergessen wurde, hat zwei Tage später in der Wiener Arbeiterzeitung, den berühmten Artikel „Verbrennt mich“ veröffentlicht und soll, wie Ruth ausführte, 1943 in Amerika den Tag der Freiheit des Wortes zum Gedenken an die Bücherverbrennung angeregt haben.
Bettina Balaka, die die Lesereihe eröffnete, hat aus ihrem neuen Buch eine Stelle von einem russischen Genetiker gelesen, der unter Stalin hingerichtet wurde, weil der beschloßen hat, daß es keine Gene geben darf, weil der sozialistische Mensch ein Produkt seiner Erziehung ist.
Dann folgte Adelheid Dahimene, die ich noch nie beim Tag der Freiheit des Wortes gehört habe, aber von ihrer Lesung in Klagenfurt 1996 kenne, mit einem Text, der sich gegen das narrative Schreiben und den Zwang, der auf die Autoren ausgeübt wird, spannende Texte zu verfassen richtete. Helmut Rizy schrieb über einen Journalisten, der die sexuelle Ausbeutung von Arbeiterinnen aufdeckte, nur leider konnte der Chefredakteur das Manuskript nicht brauchen, weil die Firma, in der sich das abspielte, zu den besten Inserenten zählte. Tomas Havliks Text war experimentell und hat sich mit der Werbung auseinandergesetzt. Danach kam die Sprachverrohung mit Texten von Gerhard Jaschke, Ludwig Laher, Margret Kreidl, Richard Wall und Nikolaus Scheibner. Ludwig Laher präsentierte eine Untersuchung, die aufzeigte, wie fehlerhaft und verhunzt, die Texte österreichischer Autoren in Schulbüchern dargestellt werden. Margret Kreidl hatte ein groteskes Stück mit einem Westenmaler und einen Grinshorn und Nikolaus Scheibners Sprachverrohung habe ich nicht ganz verstanden, während sich Richard Wall nach dem Motto „Der Machtlosen kann sich jeder bedienen, für die Mächtigen gilt stets die Unschuldsvermutung“, mit Asylwerbern auseinandersetzte.
Nach der Pause kam der Block mit der „Scheinfreiheit“, wo sich alle anderen Texte widerfanden.
„Meine Kätzin Murana“, die gut in einen Hörsaal passt, aber auch Julya Rabinowichs Sketch über das jüdische Theater auf der Praterstraße, den sie mit Magdalena Knapp Menzl vortrug. Gerda Sengstbratl las Auszüge aus ihrem noch nicht erschienenen Roman „Einer ist hier schon verrückt geworden“, wo es auch um das Leben ohne Papiere geht. Peter Pessl beschäftigte sich mit den tibetischen Mönchen, Helga Pregesbauer zitierterte aus Zeitungstexten den schlechten Umgang mit der Vergangenheitsbewältigung, der ihr, wie ich aus der Lesung im Read!!!ingroom weiß, ein großes Anliegen ist, Doron Rabinovici brachte eine Satire über das Parlament und Semier Insayif hatte ein langes melodisches Gedicht. Am Schluß gabs noch ein Video von Gertrude Moser-Wagner, die auch die Plakate und die Postkarten machte, die Ruth Aspöck sehr gefallen haben.