Literaturgefluester

Zu Doris Kloimstein durch die Hochsicherheitszone

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Heute habe ich mich mit Doris Kloimstein, der Ehrenobfrau der literarischen Gesellschaft von St. Pölten und Etcetera Begründerung im Cafe Schubert, der ehemaligen Schubert Buchhandlung getroffen.
Die 1959, in Linz geborene, kenne ich aus der Zeit, als wir in St. Pölten wohnten, da bin ich einmal zu einer Regionalversammlung der IG Autoren in das ehemalige Neugebäude gegangen und kann mich an eine GV im Literaturhaus erinnern, wo wir gemeinsam mit dem Zug zurückgefahren sind. Doris Kloimstein, die wie sie sagt, von der Musik herkommt und auch, glaube ich, Theaterwissenschaft studiert hat, jedenfalls hat sie am Landestheater von St. Pölten gearbeitet, ist eine sehr offene Person und auch sehr engagiert, in der Litges beispielsweise, die sich einmal, glaube ich,in ihrer Wohnung befunden hat, sie ist PEN Mitglied und hat einige Bücher veröffentlicht. Das Heftchen „Stricharten“ beispielsweise, das sie mir einmal zu meinem literarischen Geburtstagsfest in der Reinprechtsdorferstraße mitbrachte, dann gibt es noch die „Fingersätze“.
Dann hat sie in Ruth Aspöcks Edition den Roman „Kleine Zehen“ herausgebracht, der sehr interessant ist, wird da nämlich eine Karriere nach unten beschrieben. Ich habe es zu einer Zeit gelesen, als ich noch Rezensionen für Thalia schrieb, die das im Kleinverlag Erschienene natürlich nicht veröffentlichte, so habe ich den Text Ruth Aspöck gegeben, die ihn sehr interessant gefunden hat und ihn der Rezension von Mechthild Podzeit- Lütjen für den Schriftstellerverband, die etwas weniger damit anfangen konnte, gegenüberstellen wollte.
Zu der geplanten Diskussionsveranstaltung ist es aus finanziellen Gründen nicht gekommen und Doris Kloimstein hat sich auch von der LitGes zurückgezogen. Ist nach Brasilien gegangen, um dort Schulprojekte zu veranstalten, da sind die in der Edition Innsalz die Erzählungen „Blumenküsser“ erschienen, die ich mit ihr während eines Vorbereitungstreffen zu Ruth Aspöcks Radkarawane getauscht habe. Denn auch da ist Doris Kloimstein dabei gewesen und hat, glaube ich, in Krems aus den „Kleinen Zehen“ gelesen.
Ein kleines Problem hatte ich mit ihr auch, das mich damals sehr getroffen hat, so konnten die „Wiener Verhältnisse“, die ich ihr 2000 für eine Rezension gab, nicht in Ecetera besprochen worden, wegen Eigenverlag und so und weil dann alle kommen könnten…
Diese Vorurteile haben sich, wie ich hoffe, inzwischen etwas verändert, so hat Robert Eglhofer den Wiener Stadtroman dafür besprochen, erschienen ist es wenigstens im Internet und in dem Vierviertelheft gibt es das schöne Interview von mir, wo es auch um meine Veröffentlichungen geht.
Jetzt leitet Doris Kloimstein die Fachstelle für Ehe und Familie der Pastoralen Dienste der Diözese St. Pölten und ist sehr erfolgreich damit, literarisch ist sie, wie sie mir erzählte, aber immer noch im musikalischen Bereich tätig, so schreibt sie an einer Erzählung über Schuberts „Lazarus“.
Was sehr spannend war und überhaupt war diese literarische Begegnung im Rahmen meines Sommerfrischenprogramms sehr interessant, denn im Schanigarten des Cafe Schuberts zu sitzen ist Stadtflanerie pur. Ich leiste mir das ja nicht sehr oft, bzw. habe ich das Cafe überhaupt das erste Mal betreten. Doris Kloimstein ist mehrmals von vorbeigehenden Bekannten gegrüßt worden, eine Dame, die ich vom St. Pöltner Osterspaziergang kenne, war auch dabei. St. Pölten ist ein Dorf, aber wenn ich mit der Anna auf die Mariahilferstraße gehe, passiert mir das auch. Interessanterweise führten sehr viele Leute ihre kleinen Rassehunde aus, die sich dann energisch ankläfften. Danach bin ich zum Lutz gefahren, denn da sollte es angeblich zum Jubiläumsfest ein halbes Grillhendl um 1. 90 geben. Leider war nur die Verkäuferin da, weil der Liferant im Stau stecken geblieben ist. Ob das mit der derzeit stattfindenden Frequency zu tun hat, weiß ich nicht, es würde mich aber nicht wundern, denn das war wieder eine Spießrutenfahrt durch die Hochsicherheitszone.
Ich habe schon über meine Erlebnisse im Vorjahr berichtet, daß man sein Rad schieben mußte, die jungen Leute einen anfeuerten oder in die Luft starrend, mitten am Radweg saßen. Man konnte aber an der Security vorbei passieren. Heuer ist das anders. Daß die Steine und die Kinderspielplätze schon am Sonntag eingezäunt waren, habe ich auch geschrieben und der Weg war schon bei der Hinfahrt zu.
„Kann ich da nicht durchfahren, das ist doch noch immer ein öffentlicher Weg?“, habe ich gefragt und der Sicherheitsmann hat mir „Wenn Sie schieben schon!“, geantwortet und aufgemacht. Am Rückweg war das anders, da habe ich fünf Minuten lang mit dem Herrn in der Leuchtjacke hinter dem Gitter diskutiert und gesagt, er soll mich durchlassen oder seinen Chef rufen, bis er mich besorgt, mit dem Hinweis, daß das nur ausnahmsweise geschehe, fahren bzw. schieben ließ. Später habe ich seine Besorgnis verstanden, denn die jungen Leute teilweise mit Taucherbrillen oder Gasmasken im Gesicht haben sich sehr ausgelassen gebärdet.
„Das ist nicht eine von uns, die ist nicht echt!“, haben sie geschrieen und der Brillenmann hat sich über meinen vom Lidl vollgepackten Einkaufskorb gebeugt und „Moment, junge Dame, was haben Sie denn da!“, gerufen. Als ich ihn höflich aufgefordert habe, mich bitte in Ruhe zu lassen, ist er verschwunden und der mit der Wasserspritze, hat auch gleich „Natürlich!“ gesagt, als ich ihn gebeten habe, mich nicht anzuspritzen. Es ist mir auch nichts geschehen, beim Ausgang, da war der Securitymann verschwunden und das Gitter nur so weit offen, daß ich mit meinem vollbepackten Rad Schwierigkeiten hatte, hat mir sogar ein junger Mann von sich aus geholfen. Und alle meine Champignons, Gurken und Corn Flakes habe ich auch noch, wenn es aber etwas später gewesen wäre und der Prozentsatz von Spirit oder Drogen im Blut ein wenig höher, wäre ich mir nicht so sicher, so daß ich einer Frenqency, wo die Bevölkerung ausgesperrt wird, weil sich die jungen Leute drinnen, ausgelassen auf alles Fremde, Ältere oder Andere stürzen, sehr differenziert gegenüberstehe. Auch wenn es wirtschaftlich ein Erfolg werden sollte, verstehe ich das nicht unter Freizeitkultur und halte es auch für bedenklich, Feste zu machen, die von Sicherheitsdiensten und Videos überwacht werden müssen, von dem Dreck, der wahrscheinlich wieder überbleiben wird, ganz zu schweigen.

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