Literaturgefluester

Lesetheaterfestveranstaltung

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Publikum

Die Eröffnungsgala zu zwanzig Jahre erstes Wiener Lesetheater hat gestern im Festsaal des Bezirksamtes Landstraße stattgefunden, in dem Bezirk, wo 2004 der Osterspaziergang war. Darüber gab es auch eine Fotoausstellung und weil Werner Grüner, der beides organiserte, gestern verhindert war, habe ich mich mit diesen Osterspaziergang, der der erste war, an dem ich teilgenommen habe, auseinandergesetzt.
Manfred Loydolt, der die Gala organisierte, hat ab 14:30 zu einem Brainstorming eingeladen und wollte mich zum Osterspaziergang und andere besondere Lesetheaterveranstaltungen, sowie die zwölfjährige Selma Oerge zu der Sicht der Jugend interviewen.
Das sollte ein bißchen vorbereitet werden, leider gab es in dem großen, schönen, alten Festsaal kein Mikrophon und ich habe eine eher leise Stimme und keine Sprechausbildung.
Ansonsten war es ein sehr schönes, vielfältiges Programm in einunddreißig Punkten, das Manfred Loydolt zusammengestellt hat. Er und Silke Rosenbüchler, die ich kenne, seit sie 1999, den Lise Meitner Preis gewonnen hat und die jetzt in Oberösterreich lebt, haben moderiert und begonnen hat es mit Manfred Loydolt am Klavier und einer Brechtadaptierung.
Dann haben Christian Schreibmüller und Elisabeth Chovanec eigene Gedichte gelesen, bevor begrüßt und für das Buffet gedankt wurde. Sehr viel Ehrengäste waren nicht zu sehen, nur eine Dame vom Kulturforum Sandleiten, aber viele Lesetheaterinteressierte. Dann kam Ottwald John mit einer großen Rolle auf die Bühne und hat über die erste Leseaufführung berichtet.

Christian Schreibmüller, Elisabeth Chovanec

Manfred Loydolt wünschte sich ja Anekdoten und das Lesetheater wurde vor zwanzig Jahren von Manfed Chobot, Hansjörg Liebscher, Manfred Chobot, Brigitte Guttenbrunner, Evelyn Holloway und natürlich Rolf Schwendter gegründet und ist seither ein wichtiges Stück Wiener Untergrundkultur, wo sich Autoren, Schauspieler und interessierte Laien treffen und mit viel Engagement und wenig Geld sehr viel auf die Beine stellen, was sonst nicht möglich wäre.
Alle außer, die von rechts, können dabei mitmachen, brachte es Manfred Loydolt auf den Punkt und so kamen auch gleich vier Mitgliederinnen der Frauen lesen Frauen Gruppe und brachten Elfriede Gerstls Kurzhörspiel „Berechtigte Fragen“.
Anekdoten gab es über eine offenbar zu lange „Don Carlos“ Aufführung, wo das Publikum eingeschlafen ist, aber ich erinnere mich an einige Marathonveranstaltung, wie zum Beispiele die Lesung von Musils „Mann ohne Eigenschaften“ im WUK.
Manfred Loydolt wurde auch von einem scheinbaren Sandler zum Mitlesen aufgefordert, der sich dann als Dr.Dr.Dr. Subkulturforscher und Universitätsprofessor entpuppte.
„Rolf in der Einsamkeit bei Potz-Neusiedl“ war auch ein Punkt und die Geschichte, wo die Kronenzeitung groß mit Qualtinger Bild über eine Helmut Qualtinger Lesung berichtete. Da kam auch Publikum, nur peinlich, daß sich dieses „Und wo ist jetzt der Qualtinger?“, erkundigte.
Manfred Chobot, auch ein Gründungsmitglied des Lesetheaters, hat sich über die Männer und Frauensprache in „Eine Textin für das Sprechen“ auseinandergesetzt, war aber selbst nicht da.
Lilo Perchthold las ein Stück aus Sigmund Freuds „Das Unbehagen in der Kultur“ und Pia Taibl die Katzengeschichte „Drei Wünsche“, denn Katzen sind auch ein großes Thema beim ersten Wiener Lesetheater.
Was gehört noch dazu? Der Kaffeeklatsch und das Kuvertieren, denn Rolf Schwendter ist ja einer, der alles mit der Hand schreibt und das Programm des ersten Wiener Lesetheater ist das sogenannte „Lesezeichen“, wo die Veranstaltungen in Schnipseln angekündigt werden, einmal im Monat trifft man sich in einem Kaffeehaus und kuvertiert. Inzwischen gibt es auch das Internet und eine Homepage www.lesetheater.at, aber das ist eine Besonderheit des Lesetheaters und das „Lesezeichen“, gehört zu den Sammelstücken.

Silke Rosenbüchler, Eva Jancak, Manfred Loydolt

Dann hab ich ein bißchen was über den Osterspaziergang und die Ausstellung erzählt, auch, daß ich die Lesetheatergründung in der GAV mitbekommen habe, als Autorin davon angezogen wurde und meine Ersterfahrung eine „Blaue Stunde“ war, wo Eva Fillipp einen meinen Texte las, die „Blaue Stunde“ ist eine Veranstaltung, die, wie Rolf Schwendter später ausführen sollte, 1994 gegründet wurde.
Inzwischen gibt es ein Dreiergremium für die Entscheidungen, das aus Eva Fillipp, Rolf Schwendter und Susanne Schwarz-Aschner besteht, das verlas die Namen der verstorbenen Mitglieder und da waren nicht nur Rudolf Sladky, sondern auch Elfriede Gerstl, Gerd Jonke, Gerhard Kofler, Andreas Okopenko dabei und Doris Haubner, an die ich mich von der Nestroy Marathonnacht im Künstlerhaustheater erinnere, dann gab es, glaube ich, noch eine Literaturhausveranstaltung, wo es um Flüsterwitze ging, die während des dritten Reiches im BBC gesendet wurden.
Eine Anekdote, die ich fast vergessen hätte, wäre noch, daß einmal jemand, der sich sonst nicht so für Literatur interessiert, begeistert mit dem Autogrammbuch zu einer Veranstaltung kam und enttäuscht wurde, weil er diese Waltraud Haas nicht finden konnte, was ja auch ein Trauma ist, immer diesbezüglich verwechselt zu werden.
Das Gündungsmitglied Evelyn Holloway, die in England lebt und ihre Gedichte zuerst auf Englisch schreibt , hat aus ihrem neuen Band, der bei Wieser erscheinen wird, einige Proben gelesen.

Susanna Schwarz-Aschner, Eva Filipp, Hahnrei Wolf Käfer, Rolf Schwendter

Zur Vorstellung der Poetnight und des Chansonabends ist es nicht mehr gekommen, es gab aber eine Lesetheaterhymne von Ingrid Jantzen und Richard Matula und Rolf Schwendter hat natürlich wieder eine seiner berühmten Gedichtballaden auf „Zwanzig Jahre Lesetheater“ gemacht.
„Und es ist nichts los in der Kulturpolitik – in der Kulturpolitik ist nichts los..“
Im Lesetheater aber sehr viel, denn es lasen noch Susanne Schneider, es gab ein Dramolette von Hahnrei Wolf Käfer aufgeführt mit Eva Fillipp, Susanne Schwarz-Aschner und Rolf Schwendter „Die Krise im Gemüse“ und das Überraschungsfinale mit Eva Fillipp, Helga Golinger und Susanne Schwarz-Aschner, das die Verabschiedung und die Danksagung an Silke Rosenbüchler unterbrach.
Damit habe ich einiges ausgelassen, die Zeit war aber schon überzogen und Manfred Loydolt hatte seine liebe Mühe, den Besuchern einzutrichtern, daß nur im Nebenkammerl, wo das Buffet errichtet war, gegessen und getrunken werden durfte. Dort gab es ein Gedränge um Wein, Aufstriche und das Ströckgebäck, das Ausstellungskammerl, durch das ich führen sollte, war lange leer, als sich endlich der Dr. Molt dafür interessierte, waren die Fotos, die von Alfred, Thomas Fröhlich und den Makomaskis stammen, schon abgeräumt, zum Glück hatte ich ein paar eigene mit.
Es gab ein kleines Honorar, denn inzwischen hat das Lesetheater Subventionen, man sollte sich auf Ottwald Johns Rolle unterschreiben, dann drängte Manfred Loydolt schon zum Aufbruch, weil das Bezirksamt geschlosen werden mußte.
Und Judith Gruber-Rizy, die mit Hilde Langthaler, Ruth Aspöck, Elfriede Haslehner ect. im Publikum war, klärte mich darüber auf, daß die Lesetheaterveranstaltungen in den Städischen Büchereien im „Lesezeichen“ ausgeschrieben waren, man konnte sich melden und es wurde ausgelost. Selber schuld, wenn man das „Lesezeichen“ nicht genau genug studiert.

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