Da ich gestern durch die Buchbesprechung, die ich schnell einschieben wollte, den Nachmittagsstunden und dadurch, daß wir das Wochenende doch nach Harland gefahren sind, nicht dazu gekommen bin, gibt es den Bericht von Frankfurt III und IV auf einmal und gestern fanden auf dem blauen Sofa einige Highlights statt.
So erschien zu Mittag Jonathan Franzen mit seinem neuen Buch „Freiheit“, der perfekt Deutsch spricht, weil er in Berlin studierte und erzählte in seiner sympathischen Art von dem neuen Buch, das als der Weltbestseller gilt, in der Bush-Ära spielt und von einem Ehepaar und den Ausbruchsversuchen der Frau handelt, die ihr während des Lesens von Tolstois „Krieg und Frieden“ eingefallen sind.
Dann gab es noch eine Romanneuentdeckung. Nämlich „Die Unperfekten“ von Tom Rachman, dem 1974 geborenen englisch/canadischen Autor, das im Journalistenmilieu spielt und das auf der Messe hochgelobt wurde. Vorher kam Sebastian Fitzek mit seinem „Augensammler“ bzw. dreizehn Zehn-Minutenthrillern „P.S Ich töte dich“ und der vertritt die positive Art der jüngeren Erfolgsautoren, die mit der „Was ist wenn…?“ Frage in ihre Thriller einsteigen, ein gut recherchiertes phantastisches Szenario aufbauen und es mit perfekten Internetauftritten unterstützen.
Günter Grass, der Nobelpreisträger von 1999, kam mit „Grimms Wörter“ am Abend auf das Sofa und erzählte, sowohl von den berühmten Märchensammlern, als auch von der aktuellen politischen Situation. Theo Sarrazin habe ich ausgelassen, aber sein Buch ist ohnehin der Aufreger der Buchmesse und wird von den meisten Moderatoren andiskutiert und bei 3-Sat gab es einen Schwerpunkt über bildungsferne Schichten, in den ich mich am Abend hineingehört habe, da habe ich mir auch die Podcasts und die Portraits angesehen und es gibt sogar soetwas, wie einen Messeführer, der erklärt, wo und was es zu sehen gibt.
Alles geht sich sowieso nicht aus, auch wenn man es nicht virtuell betreibt und so bin ich heute morgen als erstes mit dem Rad in die Stadt gefahren, um Brot und Milch zu besorgen.
Dann gings weiter mit Peter Wawerzinek auf dem blauen Sofa und einer Büchersendung bei 3Sat, während auf dem blauen Sofa ein dänischer Krimiautor Platz genommen hat, von dem ich noch nie etwas gehört habe.
Jussi Adler-Olsen, der eine Serie von harten Thrillern plant, von dem zwei schon auf Deutsch erschienen sind. „Erbarmen“ und „Schändung“ und der in launig selbstbewußten Ton der Moderatorin erzählte, daß er als Sohn eines Psychiaters in der Psychiatrie aufgewachsen ist, sich dort mit Mördern unterhielt, bzw. bei Elektroschocks zusehen konnte und ähnlich, wie Sebastian Fitzek auf die Frage, warum er so etwas Grausliches schreibt, antwortete, daß das die Leser so wollen und ihn dafür ja bezahlen.
Jonathan Franzen hatte am Nachmittag auch noch eine Sendung bei 3Sat, in die ich hineingehört habe, während am blauen Sofa Fußballlegenden Platz genommen haben und am Schluß kam noch Alex Rühle, der ein Buch darüber geschrieben hat, wie er sich ein halbes Jahr dem Handy und dem Internet entzogen hat.
Und das ist interessant, widmet die Buchmesse ja einen größeren Schwerpunkt den digitalen Medien und man kann auf der Homepage, die Twitter- und die Facebooknews aktuell verfolgen und dadurch bekommt man auch einiges mit, beispielsweise die Gerüchte, wer angeblich den Friedensnobelpreis bekommt, aber auch über das zweite deutsche Aufregerthema, der Protest gegen den Bahnhofbau in Stuttgart und da haben sich gestern bei einem Messestand zu dieser blauen Stunde, wo sich alle nach siebzehn Uhr besaufen, worüber sich Bret Easton Ellis am Donnerstag wunderte, sowohl die Gegner, als auch die Befürworter getroffen, ihre Buttons verteilt und Fahnen aufgehängt. Vorher wurden sie gewarnt, daß die Buchmesse in keine politische Veranstaltung umgewandelt werden darf, während sich während der Happy hour, die Verfassungsschützer am Stand gegenüber aufstellten und die Party in DDR Manier, wie das Literaturcafe beschrieb, observierten.
Die Buchmesse kann also sehr politisch sein und ich habe mich wieder einmal sehr gewundert, wer alles Bücher schreibt und sie auf dem blauen Sofa präsentiert. Da gibt es welche von Fußballern, Bergsteigern, Modeschöpfern ect, alle mit bekannten Namen, die sich dazu berufen fühlen, die Welt mit ihren Erfahrungen zu beglücken, während auf der anderen Seite, die halbe Million der erfolglosen Hobbyschreiber herumläuft und wahrscheinlich die sogenannten Zuschußverlage aufsucht, davon ist im Internet aber nichts zu finden. Wohl aber gibts das Bloggertreffen von Lovelybooks und Jacqueline Vellguth von schriftsteller.de berichtet schon auf ihrer Seite vom nächsten Nanowrimowriting. Da werde ich mich diesmal nur passiv beteiligen, habe ich ja noch sehr viel zu korigieren, zu dem ich während der intensiven Buchmessenbeobachtung ja nicht komme.
Frankfurt III und IV
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