Literaturgefluester

Gratisfrühstück, Adventbrunch, Punschtrinken

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Maria Empfängnis ist in Österreich ein Feiertag. Seit einigen Jahren sind zum Leidweisen der katholischen Kirche die Geschäfte aber geöffnet, damit man besser einkaufen kann. Nicht alle machen mit, so inserierte die Firma Billa in großen Lettern in der Kronenzeitung, den Mitarbeitern in der hektischen Zeit ein besonderes Geschenk zu machen in dem sie die Filialen geschlossen hält, die Firma Zielpunkt lockte dagegen mit einem Gratisfrühstücksackerl ab zehn Uhr in den Zeitungen Heute und Österreich.
Da ich solchen Angeboten nur schwer widerstehen kann, bin ich um halb zehn Uhr losgezogen. Ein paar Leuten standen schon vor der Tür, als die Kassiererin öffnete. Ich packte drei Joghurtbecher und stellte mich zur Kassa, wo sich ein Ehepaar vordrängte und lautstark schimpfte, offenbar wurde die Filiale ein paar Minuten zu spät aufgemacht, die versprochenen Sackerln waren auch nicht da.
„Das ist ein Skandal, das kann ich mir in meinem Geschäft auch nicht leisten!“, schimpfte die Frau und der Gatte widersprach, als ich meinte, daß das ein Geschenk sei und sie geduldiger sein sollen.
„Kein Geschenk, sondern eine Werbeidee, wir werden uns beschweren!“

Die Realbetreuerin schleppte indessen die Kiste mit den Sackerln in denen ein Kipferl, Joghurt, Orangensaft und ein Apfel steckte herbei. Ich ging damit nach Hause und etwas später mit Alfred zu Ruth Aspöck, die zu einem vorweihnachtlichen Brunch geladen hatte oder eigentlich zu ihrem Weihnachtsfest, denn Weihnachten ist sie nicht da, fliegt sie doch zuerst ein paar Tage nach Teheran, um im Kulturinstitut einen Vortrag über die österreichische Literatur halten bzw. ihre Gedichte zu lesen und dann nach Istanbul auf Grillparzers Spuren.
Hilde Schmölzer, Brigitte Wehrl-Novotny, Helmut Jarosik, Ottwald John, Ingeborg Reisner und noch einige andere waren da. Es gab Kaffee und Kuchen, exotische Früchte, verschiedene Salate, eine Früchtebowle und Gespräche über Jazz, den Milena Frauenverlag, die Pisa Resultate und andere bewegende Ereignisse.
Der Schauspieler Ottwald John unterhielt die Runde mit verschiedenen Witzen, zitierte Joe Berger, teilte Zettel mit der gestrigen Veranstaltung zu Marc Adrians „Wunschpumpe“, bei der er aufgetreten ist, aus und rezitierte ein Brecht-Gedicht, das zu der Festveranstaltung zu Ehren des Theatermachers Conny Hannes Meyer am Freitag passt.
Am Schluß gab es noch einen „Sterz“- Text von der Ruth zum Thema „Feindschaft“ zum Geschenk und ich zog mit dem Alfred in Richtung AKH, waren wir doch mit der Anna zum Punschtrinken verabredet.
Meistens machen wir das am Spittelberg in der Nähe des Amerlinghauses, diesmal wünschte sich die Anna den Christkindlmarkt im Uni Campus über den ich manchmal am Donnerstag oder Freitagnachmittag gehe, wenn ich von den Klinik Fortbildungsveranstaltungen komme. Wir standen eine Weile in der Kälte, tranken Marzipan- und Honigpunsch bzw. Schilcherglühwein. Es gab eine Reihe von Punschkombinationen im Angebot, darunter einen Maronipunsch mit Schlagobers.
Sahen dem geschäftigen Treiben zu und ließen uns von der Anna erzählen, daß sie zu Weihnachten mit einem last minute Angebot irgendwohin weitweg fliegen, wo es warm ist, will.

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