Literaturgefluester

Nichts und niemand

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Chistopher Stainingers Liebes- und Hassgedichte „Nichts und niemand“, habe ich von der Anna zum Geburtstag bekommen, da sie den Autor von einem ihrer Praktika kennt, hat sie das Buch über ihn bezogen, es hat auch eine handgeschriebene Widmung an die liebe Eva. Die Gedichte haben es in sich. In klaren, knappen wirklich sehr verdichteten Worten wird in wenigen Zeilen mit dem gesamten Spektrum der menschlichen Gefühlswelt gespielt. Liebe, Haß, Verzweiflung, Einsamkeit, das Aneinandergekettetsein, das Voneinanderloswollen und nicht können und vieles mehr wird in schlichten Sätzen auf höchst beklemmende Weise, die noch lange anhält, dargestellt.
Hier eine kleine Auswahl, eigentlich könnte man jedes Gedicht zitieren, man liest sie, denkt das ist doch ganz banal, der Inhalt ist aber hinterfotzig, verzweifelt, bitter usw.
Die ganze Psychologie der menschlichen Gefühle in wenigen Worten ausgedrückt.
So kann ich das Lesen des bei der Literaturedition NÖ erschienenen Buches wirklich sehr empfehlen und wünsche dem Autor nicht alles selbst erlebt zu haben oder wenigstens nur die paar schönen Gedichte.

Du willst
nichts von mir
ich nichts von dir
Diese Gemeinsamkeit
stört mich schon lange

Dich
habe ich mir
auf jeden Fall
verdient
Bescheidener
muß ich nicht sein

Ein paar Tage
hatte ich das Gefühl
dass du gern
bei mir bist
Ein paar Tage
kann ich mir
alles einreden

Wenn du schläfst
entkommst du
mir nicht
Ich umarme dich
die ganze Nacht

Nichts und niemanden
liebe ich
mehr als dich
sagst du
Verflucht
Was ist nichts
Wer ist niemand

Die Nase habe ich mir gebrochen
Wollte ich dich nicht mehr riechen
Die Haut habe ich mir abgezogen
Wollte deine Berührungen nicht mehr spüren
Die Ohren habe ich mir abgetrennt
Wollte dich nicht mehr hören
Die Augen habe ich mir ausgestochen
Wollte dich nicht mehr sehen
Die Zunge habe ich mir herausgerissen
Wollte dich nicht mehr schmecken
Den Schwanz habe ich mir abgeschnitten
Wollte nicht mehr von dir gefickt werden
Das Herz habe ich mir herausgerissen
Wollte dich nicht mehr lieben
Jetzt will ich dich zurück

Verzweiflung pur und das auf fast jeder der hundertelf Seiten. Dazwischen gibt es ein paar Illustrationen von Jürgen Hofer, wo man das Gesicht des Autors rot und schwarz umrandet sehen kann.
Christopher Staininger wurde 1970 in Wien geboren, lebt in Wien und Niederösterreich, hat mehrere niederösterreichische Literaturpreise bekommen, war eine Zeitlang im Podium Vorstand, hat mehrere Bücher bei Resistenz und anderen Verlagen herausgebracht.
Ich weiß nicht, ob man das Buch als Weihnachtsgeschenk empfehlen kann, die verzweifelte Sprache beeindruckt aber sehr und gibt Anlaß zum Nachdenken, wie man vielleicht besser kommunizieren kann.

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