Am letzten Tag des Jahres gehts in die Vergangenheit, nicht nur die Bücherrückschau, wie versprochen, die gibts natürlich auch. Aber sonst ganz allgeimin, was tat sich 2010 im Leben der nicht so besonders erfolgreichen Autorin Eva Jancak?
Erfolge sind bei mir immer zweigeteilt, auf der einen Seite das konsequente, beharrliche Schreiben, so gut ich es kann, die fortwährende Beschäftigung mit der österreichischen Gegenwartsliteratur, das Lesen, die Literaturveranstaltungen, daneben gibts dann noch die psychologisch-psychotherapeutische Praxis, die Familie und ein kleiner Freundeskreis, der zum größten Teil schon in den erwähnten Bereichen zu finden ist, auf der anderen Seite tut sich weniger, also nicht so besonders viele Einladungen zu Lesungen, Vorträgen, Jurysitzungen etc und mit den Verlagen ist es auch nicht so leicht.
Dafür gibts dreiundzwanzig selbstgemachte Bücher, zweieinhalb Jahre Literaturgeflüster und da kommt gleich die Jubelmeldung. Wie vorgenommen ist das der sechshundertste Artikel. Der Dezember hatte fast täglich einen Artikel, weil ich mir einbildete, einen Adventkalender zu improvisieren, wenn es schon mit dem bei leselustfrust nichts wurde. Jetzt fehlen vierhundert bis zum Tausender und da ich eigentlich nur jeden zweiten Tag etwas schreiben will, wäre das ein Vorsatz, das zum fünften Jahrestag des Literaturgeflüsters zu schaffen.
Da ich aber 2010 neunzig Bücher gelesen und bis auf eines auch besprochen habe, durchschnittlich zwei bis dreimal in der Woche zu einer Literaturveranstaltung gehe, regelmäßig über meinen Schreibprozeß berichte und gelegentliche literarische Reportagen oder Gedankensplitter verfassen will, wäre das ein Neujahrsvorsatz, der es nicht einmal bis zum Sekt und Donauwalzer schafft.
Wenn die Einfälle fließen, werde ich sie aufschreiben und mich nicht selbst beschneiden, also werde ich bis zum tausendsten Artikel wahrscheinlich ein- bis eineinhalb Jahre brauchen.
Was war 2010 literarisch los? Ich fange an mit den drei Büchern „Sophie Hungers Krisenwelt“, „Heimsuchung oder halb eins“ und „Mimis Bücher“, die 2010 von mir erschienen sind. Dann gab es gleich zu Beginn 2010 ein Interview für die Zeitschrift etcetera, dem Vierviertelheft, das im Mai in St. Pölten vorgestellt wurde und gegen Ende des Jahres ist das „Freibord 149/150 erschienen, in dem meine „Erinnerung an Helmut Eisendle“, für den Osterspaziergang des Wiener Lesetheaters geschrieben und im Literaturgeflüster erstveröffentlicht, herausgekommen ist. Sonst gibts keine Publikationen, denn die Volksstimmeanthologie, in der meine „Schmerzsansichten der Kätzin Murana“ enthalten ist, ist noch nicht erschienen und wird, wie mich Christoph Kepplinger aufklärte, noch etwas brauchen.
Es gab natürlich Lesungen und das ist immer eine gute Möglichkeit mich zu präsentieren und da durfte ich am 6. 12. die „Sophie Hungers“ in der Alten Schmiede vorstellen. Sonst gabs das Linke Wort beim Volksstimmefest, die „Mittleren-Literatur von Frauen“, die Lesung beim „Tag der Freiheit des Wortes“, den ich 2010 nicht mehr organisierte, die Osterspaziergänge u.u.u. Natürlich auch die Jurymitgliedschaft beim Ohrenschmaus, die ich immer sehr spannend finde. Es gab natürlich auch andere literarische Highlights, so z. B. die Sommerfrische in Harland, wo ich heuer den Residenz-Verlag besuchte und natürlich die Buch Wien, die ich wieder intensiv bloggend erlebte. Und da bin ich schon bei den Büchern, denn da tat sich 2010 wirklich viel mit der Einführung der offenen Bücherschränke. Zwei gibts derzeit in der Ziegler- und in der Brunnengasse und die haben mein Leseverhalten eindeutig gesteigert. Zweiundfünfzig Bücher habe ich, ich habe gerade nachgeschaut, 2009 gelesen und besprochen, diesmal waren es neunzig. Von neunundachtzig gibts im Literaturgeflüster Besprechungen, die führe ich jetzt nicht alle auf, die muß man selbst anschauen. Ein paar Bücher, wie zum Beispiel das „Burkhard Spinnen- Buch“, das ich bei Thalia durchgeblättert habe, zähle ich nicht als extra besprochen. Neunzig Bücher sind sehr viel und es war wieder viel Interessantes dabei. Ich habe ja einen weiten Lesebegriff und intererssiere mich für viel und so habe ich, sowohl „Notting Hill“, wie auch „Zwischentraum“ von Andreas Aumeier besprochen. Rudi Lasselsbergers „Willi auf Kur“, wie Remarques „Im Westen nichts Neues“ und Nabokovs „Lolita“ und da bin ich schon bei der Beantwortung der Frage nach den besonderen Highlights, da ich mir bei dem Buch des Jahres, immer sehr schwer tue. Gibt es ja so viele und ich bin eine offene Leserin, die versucht wertschätzend auf die Bücher der Anderen zuzugehen. So hat mich wahrscheinlich der Remarque am tiefsten beeindruckt, gefolgt von Andreas Pittlers „Chuzpe“, man sieht mein historisches Interesse, aber auch alles Andere war interessant. Manchmal erwische ich ein schwächeres Buch, aber ich habe kein Problem, jedes Buch so anzunehmen, wie es ist und das würde ich mir auch bei mir sehr wünschen.
Zu erwähnen ist natürlich auch die Buchmesse-Leizpig und bei den Todesfällen das Begräbnis von Andreas Okopenko, dessen Fest zum achtzigsten Geburtstag ich vorher fast versäumt hätte. Beeindruckende Begegnungen gab es natürlich auch, so habe ich bei der Literatur im Herbst den bosnischen Dichter Marinko Stefanovic kennengelernt, der jetzt „Mimis Bücher“ übersetzt, E. A. Richter habe ich bei seiner Lesung und auf der Buch-Wien getroffen. Es war also ein sehr intensives literarisches Jahr und Wünsche für 2011 gibt es auch. Als erstes natürlich endlich den großen Roman zu schreiben, der Anerkennung findet. Ich würde aber auch gern einmal, bei „Rund um die Burg“ lesen, was ich bei der Eventaufzählung vergessen habe. Da habe ich aber noch Anderes vergessen. Nämlich, daß ich im Mai das Literaturgeflüster beim „Alltäglichen Leben“ im Amerlinghaus vorstellen durfte und da wundere ich mich wieder, daß das Literaturgeflüster zum Alltäglichen Leben zählt, denn die Literatur ist ja etwas Besonderes, obwohl ich sie täglich betreibe und so werde ich dieses Jahr bei Hilde Schmölzer beschließen und mit ihr und Lidio Mosca-Bustamante auf 2011 anstoßen. Allen meinen Lesern wünsche ich ein erfolgreiches neues Jahr, wo alle Größenphantasien Berücksichtigung finden und werde mich 2011 wieder melden.
Literarischer Jahresrückblick
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