Im Gegensatz zum letzten Jahr gibts heuer eine Woche länger Weihnachtsferien, denn da war der Montag und der Dienstag, wo ich meistens meine Praxistage mache, der 4. und 5. Jänner, dann kam der Feiertag, das sind wir nicht mehr nach Harland hinausgefahren, sondern schon am Sonntagnachmittag mit der Anna nach Wien, damit sie nicht mit dem Zug fahren muß. Am Mittwoch kam die Ingrid mit ihrem Freund und wurde vom Alfred sehr bekocht, dann ging es gleich zu einer Robert Menasse Lesung in die Alte Schmiede, wo ich auf der Wiedner Hauptstraße, die Trude Kloiber traf, die sich mir anschloß, danach habe ich Trude Kloibers Geburtstagsbuch in der Badewanne gelesen und erfahren, daß Eugenie Kain gestorben ist….
2011 fallen die Tage etwas anders, Montag, Dienstag waren der 3. und der 4., so daß der Feiertag am Donnerstag ist, das ergibt einen Freitag, der nicht mehr in die Weihnachtsferien fällt und dann das Wochenende. Da werden am Freitag, wenn nicht ohnehin noch schulfrei ist, die Klassen leer sein und es wird in den Medien eine Debatte geben, ob die Eltern Strafe zahlen müßen und angezeigt werden, wenn sie noch schifahren sind und ich bleibe bis Sonntag in der Winterfrische, also Korrigieren, Bloggen, in der Badewanne Bücher lesen. Wetterbedingt werde ich zum Rad fahren höchstwahrscheinlich nicht sehr kommen, obwohl es warm werden soll.
Also eine ziemliche Schreibklausur, da im ersten Stock kein Fernsehen, Radio, Telefon. Handy habe ich keines, so daß mein Kontakt zur Außenwelt über das Internet läuft und da bin ich schon vorige Woche auf die Bücherblogs gestoßen, die ich zwar gern lesen, mich normalerweise aber auf ein paar Auserwählte beschränke, um mich nicht zu sehr in den Tiefen der Unendlichkeit zu verlieren. Aber da habe ich mich bei Leselustfrust, die einen intensiven Blogroll hat, durchgesurft und bin auf Interessantes gestoßen, das sich dann noch verselbständigte. Denn Anfang des Jahres gab es bei den Bücherbloggern plötzlich eine große Debatte, daß sie keine Lust mehr zum Schreiben haben, weil die Blogs auf einmal, wie die Schwammerln aus dem Boden sprießen, alle dieselben Bücher rezensieren und sich dreimal pro Buch bei den Verlagen für die tollen Rezensionsexemplare bedanken. Das habe ich bei meiner Surftour zwar nicht bemerkt, bin ich doch im Gegenteil auf sehr interessante Blogs gestoßen, so zum Beispiel auf einen Arno Schmidt Spezialisten, der einen eigenen Blog über „Zettels Traum“ führt und das kann man ja nicht gerade als Mainstreamliteratur bezeichnen.
Daß viele Bücherblogger Bücher lesen, von denen ich bisher nichts gehört habe und sich für Vampirromane und Fantasy interessieren, habe ich schon bemerkt und mir gedacht, daß das wahrscheinlich sehr junge Leute sind, mich auch ein bißchen über die Rezensionsexemplare gewundert und mich gefragt, wer kauft dann noch Bücher? Die einen lesen nicht, die anderen bekommen sie geschenkt und die Leseratten wären ja eigentlich die Adressaten. Aber ich kaufe auch keine Bücher zum regulären Preis, bin durch meine Offenheit, mit der ich das beschreibe, schon ein paar Mal angestoßen und frage gelegentlich nach Rezensionsexemplaren, wenn ich etwas lesen möchte. Nicht sehr oft, weil ich den Anspruch habe, diese Bücher bevorzugt zu besprechen, eine lange andere Leseliste habe und auch meine Unabhängigkeit bewahren will. So habe ich, als mich Julietta Fux bei Fix Poetry in die Rezensentenliste aufnehmen wollte, auch abgelehnt, nur im Literaturgeflüster und nur wann und wie ich will.
Daß die Bücherblogs, wie die Schwammerln aus dem Boden sprießen, habe ich erst vor ein paar Tagen erfahren und würde sagen, es sind vorwiegend deutsche Bloggerinnen, in Österreich ist das, glaube ich, nicht sehr verbreitet, da würden mir als reine Bücherblogs jetzt nur leselustfrust und Zwillingsleiden einfallen. Das mit der Einheitlichlichkeit würde ich nicht so sehen, es gibt schon Blogs, die Judith Zander, Günter Grass etc besprechen, die meisten haben wahrscheinlich einen Mainstreamgeschmack. Das halte ich aber für normal und bei mir meldet sich jetzt wieder die Pädagogin, die ich als Psychologin ja ein bißchen bin und finde es toll, daß in Zeiten, wo die funktionalen Analphabeten ebenfalls, wie die Schwammerln wachsen, es viele Blogger gibt und wenn die Fantasyromane lesen, dann wahrscheinlich deshalb, weil sie spannend sind und sie sie von den Verlagen vorgesetzt bekommen, weil die erhoben haben, die Leser interessieren sich dafür. Daß die Verlage, die Rezensionsexemplare zu Hunderten über die Bücherblogger schütten, wundert mich zwar ein wenig, bin aber niemanden etwas neidig und denke mir, wie viele, die bei Bibliomanie in den letzten Tagen kommentierten, einen guten Blog zu führen, macht viel Arbeit.
Bei mir geht das zwar schnell und nebenbei, weil ich ein großes Detailwissen und eine Literaturbessenheit habe. Ich habe aber schon über dreißig Jahre regelmäßig geschrieben, als ich damit begonnen habe, so hat sich die Mischung zwischen Autoren- Bücherblog und Schreibtagebuch, zu dem das Literaturgeflüster geworden ist, von selbst ergeben. Als ich begonnen habe, habe ich zwei, drei Blogs gekannt und bin in das Wasser gesprungen, daß sich als gar nicht kalt entpuppte. Wenn ich aber zwanzig wäre, vielleicht noch in die Schule ginge und von meinen Freundinnen erfahre „Hey, gründe einen Bücherblog, dann bekommst du Rezensionsexemplare!“, wäre das vielleicht anders.
Als ich begonnen habe, hat mich Otto Lambauer sehr durch seine aufmunternden Kommentare verstärkt und selbst einen Blog begonnen, den er bald sehr unregelmäßig betrieb, denn wenn man jeden Tag etwas hineinstellen will, braucht das Zeit und ein Detailwissen, das man sich bei einem Literaturblog nur durch regelmäßiges Lesen und Besuchen von Literaturveranstaltungen erwerben kann. Wer das nicht will, weil er auch andere Interessen hat, wird damit aufhören. Wer bleibt, dem ist es wichtig und der wird auch einen individuellen Blog führen, wie es beispielsweise das Literaturgeflüster ist.
Daß Bibliomanie inzwischen viele Kommentare hat, finde ich sehr interessant und zeigt, daß sich doch einige für das Schreiben und das Lesen interessieren und so würde ich die Leute, ob mit und ohne Rezensionsexemplaren auch zum Bloggen ermuntern. Lest, schreibt und schaut euch unter den Bloggern um, es gibt einige interessante, zum Beispiel, den Arno Schmidt Spezialisten Marius Fränzel, aber auch Libromanie, Bibliomanie etc.
Daß in den letzten Monaten einige die Lust verloren, wie zum Beispiel leselustfrust, finde ich schade. Es gehört aber vielleicht zum Leben, daß Interessen phasenweise passieren. Jeder ist halt nicht so Literaturbesessen, wie ich und braucht es auch nicht sein.
Jetzt wieder in die Einsamkeit von Harland in St. Pölten, wo ich mich in den nächsten Tagen in die Korrektur von „Absturzgefahr“, in meine Bücher vertiefen und ein wenig surfen will.
www.buecher.at, die Seite des Hauptverbands, die ich auch gern lese, hat noch Weihnachtsferien. Aber da stehen immer die Informationen, was literarisch in der der nächsten Zeit passiert und da gibt es bald den Bremer Literaturpreis, der heuer an zwei Österreicherinnen nämlich Friederike Mayröcker und Andrea Grill verliehen wird. Die Rauriser Literaturtage wird es auch bald geben. Da sind Judith Zander, Dorothee Elmiger,Anna-Elisabeth Mayer u. Carolina Schutti in die Endhauswahl für den Debut-Preis gekommen, deren Namen man kennt, wenn man sich für das Bachmannlesen, die Frankfurter Buchmesse und die Buch-Wien interessiert.
Winterfrische
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