Literaturgefluester

2011-01-21

Verpatzte Werbefahrt, Symposiumeröffnung, Dorothee Elmiger

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:11

Für die, die mich für einen langweiligen Menschen halten, ich bin am gestern fünfundneunzig Kilometer über die slowakische Grenze zu einem allerdings sehr guten Frühstück gefahren und danach gleich wieder zurück. Richtig, eine Werbefahrt mit diesmal nur sehr wenigen Teilnehmern in die Strickwarenfabrik Nitra mit einem angeblich sehr günstigen Abverkauf ist angestanden, einen Schal sollte es gratis auch noch geben. Deshalb bin ich um halb sechs Uhr aufgestanden, zum Westbahnhof marschiert und mich gewundert, daß der Bus mit vierzehn Personen gefahren ist. Denn einmal bin ich da ja schon ausgestiegen, diesmal ging es aber los und sogar sehr weit in die Slowakeit hinein, der Buschauffeur erklärte alles sehr genau. Herr Mark war angefressen und deutete den Vierzehn das Einladungsschreiben „Alle versprochenen Leistungen werden von uns garantiert!“ um, nur war die Gruppendynamik interessanterweise so, daß die Leute widersprochen haben und sich Herr Mark verarscht vorgekommen sein dürfte. Er brach jedenfalls die Show ab und es ging ohne Schal, Mittagessen und Strickfabrik zurück, macht ja nichts, ich habe ohnehin zu korrigieren. Außerdem sind mir die Bus die einige Einfälle gekommen und ein vorläufiger Arbeitstitel „Bis nach vorn“.
Elisabeth und Katharina sind Zwillingsschwestern und strukturieren beide ihre Leben nach dem sechzigsten Geburtstag um. Die eine will ihre Bücher lesen, die Andere fährt mit einem alten Bus durch Europa oder Österreich. Sie erzählen dabei ihr Leben und erleben ihre Konflikte. Etwas Außergewöhnliches sollte auch noch vorommen. Was originelles, noch nie Geschriebenes..
Wieder zurück kam ich darauf, daß ich, wenn ich um sieben in die Hauptbücherei zu der Lesung von Dorothee Elmiger will, am Literaturhaus vorbeigehen könnte, denn da wurde um sechs das Symposium „Die Praxis des Schreibens“ mit einem Festvortrag von Robert Schindel eröffnet. Ganz sicher war ich mir ja nicht, ob diese Veranstaltung der Hochschule für Sprachkunst wirklich öffentlich zugängig ist, es wurde aber im Kulturjournal darüber berichtet und da sagte Robert Schindel etwas Bahnbrechendes, nämlich, daß die Schreibschulen, das gute Handwerk vermitteln, die tollen Ideen würden aber denen, die damit nach Klagenfurt kommen, oft fehlen. Eh ganz klar, ist das, nachdem doch schon so viel geschrieben wurde, nicht mehr so leicht.
Das Literaturhaus war, als ich es vor sechs Uhr erreichte bummvoll. Die gesamte literarische Prominenz hat sich da getummelt. Christl Greller, Ruth Aspöck, Ferdinand Schmatz, Olga Flor, Gustav Ernst, Klaus Kastberger, Alexandra Millner, Christel Fallenstein und viele junge Leute.
Vielleicht, weil um sieben Friederike Mayröcker gelesen hat, vielleicht auch, weil sich doch einige für die Praxis des Schreibens interessieren. Einige sind, wie ich auch bald gegangen, so wollte Ruth Aspöck eigentlich ins Theater und hat nur kurz vorbei geschaut.
Es waren zwei zusätzliche Sesselreihen aufgestellt und eine Videoübertragung in den Nebenraum gab es auch. Die Frau Minister Karl wurde begrüßt, Rektor Bast hat eröffnet und Sabine Scholl, dann hielt Robert Schindel seine Rede über den „Werkzeugkasten des Schreibens“ und der hat von schönen Worten nur so gewimmelt.

Dorothee Elmiger

Dorothee Elmiger

„Wenn einem nichts einfällt am frühen Morgen, zwischen dem Wortgesims und dem Schweigepropfen, aber ja, es geht schon, denn Einfälle kommen immer, auch wenn es schwer ist, sie mit den Flossen aufzuschreiben, um zu der Dichterin im Kaffeehaus hinüberzuschwenken, die sitzt und schaut, dann aufschreibt, wie der Kellner den Kaffee serviert und schließlich wartet, ob sie auf die Longlist des deutschen Buchpreises kommt!“
Dann wars dreiviertel sieben, Robert Schindel beendete seine Rede, ich bin in die Hauptbücherei gegangen, denn dort habe ich mit dem Alfred und Otto Lambauer verabredet, las Dorothee Elmiger doch zum ersten Mal nach Klagenfurt in Österreich und die halte ich für eine sehr talentierte Schriftstellerin, in der Mayröcker Nachfolge, wenn man soetwas von einer jungen Schweizerin sagen kann. Eine, obwohl mir Otto Lambauer widersprach, die nicht nur mit wunderschönen Worten spielt, sondern auch ein originelles Thema beschrieben hat.
„Die Einladung an die Waghalsigen“ ist bei Dumont herausgekommen und war, wie Dorothee Elmiger im Gespräch mit Zita Bereuter, erzählte, schon fertig, als sie damit beim Bachmannpreis angetreten ist und gleich drei Preise gewonnen hat. Den Aspekte Literaturpreis für den besten Debutroman hat sie auch bekommen, jetzt ist sie für Rauris nominiert.
„Vom Geheimtip zum Kultroman“, steht im Büchereiprogramm. Zitha Bereuter hat den Roman mit „Axolotl Roadkill“ verglichen, weil er auch mit Montagen und Zitaten arbeitet. Es geht aber um ein weniger brisantes Thema. Eine Stadt ist durch einen Bergwerkbrand verschwundet. Zwei junge Frauen, die in einer Polizeiwachstelle wohnen, versuchen aus Büchern die Vergangenheit zu rekapitulieren und einen Fluß zu finden. Die Bachmannpreislesung im Juni habe ich gehört und auch ein Interview bei der Frankfurter Buchmesse. Ein Ton der mir als interessant und neu erschienen ist, so daß ich mir vom Alfred das Buch kaufen ließ. Die junge Frau, schwarzhaarig und schwarzgekleidet, wie Friederike Mayröcker wirkt sehr sympathisch und hatte wegen der Kultveranstaltung im Literaturhaus wenig prominentes Publikum. Der Sascha hat allerdings fotografiert. Markus Köhle und Mieze Medusa habe ich gesehen und die haben mich sogar gegrüßt. Es ist schon interessant an einem Abend zwei literarische Highlights zu erleben. Auf der einen Seite ein Symposium des Schreibens, auf der anderen eine junge Autorin, die in Wien vielleicht noch als Geheimtip gilt.
Dorothee Elmiger wurde 1985 in der Scweiz geboren, hat ihr Philosophiestudium abgebrochen, zuerst am Schweizer Literaturinstitut studiert, bevor sie nach Leipzig gegangen ist. Jetzt lebt sie in Berlin, schreibt noch nicht am zweiten Roman und hat vorher nur ein paar Erzählungen veröffentlicht. Mich hat es sehr beeindruckt, Otto Lambauer war viel kritischer und wir sind lange in dem Cafe, das jetzt glaube ich nicht mehr „Canetti“ sondern „Oben“ heißt gesessen und haben diskutiert und Gutschein verkonsumiert, den es als Beilage zum Programm gegeben hat.

2 Kommentare »

  1. Wunderbar! Jetzt war ich fast auch dabei gestern bei den beiden Veranstaltungen, die ich aus terminlichen Gründen andernorts verpasst hatte.LG JuSophie

    Kommentar von JuSophie — 2011-01-21 @ 14:24 | Antworten

  2. bin auch bei einer werbefahrt mitgefahren http://birgitrie.wordpress.com/2013/11/21/uber-topfe-putzlappen-und-unterbetten-ins-tierparadies/

    Kommentar von birgitrie — 2013-11-23 @ 12:43 | Antworten


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