Ich bin ja keine besondere Hörspielfreundin, so höre ich mir die beiden Hörspielleisten, die Ö1 zu bieten hat, auch nicht besonders häufig an und wenn dann die Karte kommt, mit der man das Hörspiel des Jahres wählen kann, schicke ich sie nicht ab, weil ich ja raten müßte. Zu der langen Nacht des Hörspiels, die es seit 1993 gibt, gehe ich aber gelegentlich hin. Wahrscheinlich deshalb, weil mich die erste, wo man durch die Studien gehen, die Hörspiele live hören, live abstimmen und in den Pausen auch noch Gulasch essen konnte, sehr beeindruckt hat. Da hat es auch noch lang gedauert. Inzwischen hat sich die Veranstaltung eingespielt und ist immer kürzer geworden. So gibt es seit so und so vielen Jahren, die Wahl des Schauspieler des Jahres, den Kritiker Preis und die Kurzhörspiele, die Hörspiele werden nicht mehr live abgestimmt und inzwischen auch nicht mehr ganz gespielt, sondern nur mehr in kleinen Probestückerln. Buffet gibt es auch keins mehr. Dafür ist immer noch Prominenz zu sehen und nachdem ich eine Zeitlang nicht mehr dort gewesen bin, bin ich im vorigen Jahr wieder hin und auch heuer dort gewesen. Daß Cornelius Obonya Schauspieler des Jahres wurde, war schon eine Weile bekannt, Freitagmorgen war er auch in der Sendung Leporello und am Abend mahnte die Laudatorin des Kritikerpreises zur größeren sprachlichen Genauigkeit, weil es ja eigentlich Hörspieler heißen müße und sie hoffe, daß es im nächsten Jahr einen solchen geben wird.
Ich greife vor, denn zuerst bin ich in den großen Sendesaal gekommen und habe meinen Platz zufällig hinter Konrad Zobel gefunden, der ja im Sommer meinen Artikel fand und mich in seinem Kommentar „Herr Jancak“ nannte. Weiblich bin ich immer noch, das hat sich nicht geändert, weil aber inzwischen Alfred Treiber in Pension gegangen ist, hat Peter Klein moderiert. Den Kasten mit dem afrikanischen Kunsthandwerk, wo sich jeder der Auftretenden etwas aussuchen konnte, gab es noch und es begann mit Hörspielmusik von Max Nagl und seiner Band. Dann kam Sigrid Löffler mit ihrer Eröffnungsrede, in der wie irgendjemand bemängelte, ich weiß ich mehr, ob das die Kritikpreislaudatorin war, daß dabei das Wort „Hörspiel“ kein einziges Mal erwähnt wurde. Es ging aber um die österreichische Literatur und die Frage, ob es eine solche gäbe? Ich weiß nicht mehr genau, ob Sigrid Löfflers Antwort darauf ja oder nein gewesen ist. Sie erwähnte jedenfalls drei österreichische Literaten, nämlich Thomas Bernhard, Peter Handke und Elfriede Jelinek, wobei der erstere, wie wir wissen vor zweiundzwanzig Jahren gestorben ist. Dafür gehört er inzwischen zu den Staatskünstlern, hat ihn doch die österreichische Rache inzwischen vom Staatsfeind zu einem solchen gemacht. Dazu kann ich nur sagen, daß ich mehr österreichische Literaten kenne und es sehr schade finde, daß immer nur die drei Namen erwähnt werden. Stimmt nicht, von Arno Geiger und, daß er Chancen hat Preisträger beim Leipziger Buchpreis zu werden, hat Sigrid Löffler auch gesprochen.
Dann ging es weiter mit den Hörspielnamen bei denen Cornelius Obonja mitwirkte, es gab Ausschnitte daraus, eine Laudatio von Philipp Blom, die Rede des Preisträgers und eine Pause, wo mich Patricia Brooks begrüßte und deren Hörspiel „Stella und der Koch“, daß ich zufälligerweise gehört habe, ist unter die besten elf gekommen. Es wurde auch noch die Regisseurin begrüßt, die kurz erklärte, wie die Produktion entstanden ist. Im zweiten Teil wurden die elf besten Hörspiele vorgestellt und die Entscheidung der fünf Kritiker bekanntgegeben. Da hätte zwar fast das Hörspiel der Bettina Balaka gewonnen, die Jury ist dann aber doch bei dem von Sabine Steinfeldt geblieben, wo es um eine Beziehung zwischen einem Meinungsforscher und seiner Probandingeht. Es gab eine Hörprobe von neun Minuten und eine zweite Pause. Dann wurden die Sieger des Kurzhörspielwettbewerbs, die inzwischen im Klangtheater ermittelt wurden, bekannt gegeben. Eine Menge sehr junger Mädchen erstürmten die Bühne und durften sich ihre afrikanischen Fruchtbarkeitsgöttinnen aussuchen. Der dritte Preis ist an Susanne Toth, die ich vom Lesetheater kenne und eine Musikerin gegangen, die einen sehr schönen Text namens „Begenschelle“ hatten.
Die Spannung wuchs, ich tippte auf Daniel Glattauer und seine „Sieben Wellen“ als Siegertext, es gewinnen immer die großen Namen und tippte falsch. Denn das ist nur der dritte Preis, der zweite ging an eine Arbeitslosenparodie von Patricia Josefine Marchard und der erste Preis an „Die kleinere Reise“ von Alois Hotschnig gegangen und das scheint ein sehr interessantes Stück zu sein. Es gab zwar nur eine Hörprobe von zehn Minuten, es geht dabei aber, um zwei alte Leute, über das Einkaufen und das Essen und die Sorgen, die sie sich machen, was sie am nächsten Morgen einkaufen sollen: „Milch, ein Viertel Butter, etwas Käse, Sardellen, Gurken nein“ und das ungefähr die gesamten zehn Minuten in veränderter Reihenfolge. Wenn die Männerstimme dann schon sehr verzweifelt ist, mischt sich eine gütige Frauenstimme ein und meint „Du wirst es nicht vergessen, versuche jetzt zu schlafen!“
Das Gute Nacht kam dann von Peter Klein, der die preisgekrönten Hörspiele zu den nächsten Hörspielzeiten ankündigte und noch auf Bier und Würstel ins Kultur Cafe lud. Ein bißchen Prominenz gabs noch zu sehen und beim nach Hause gehen habe ich Herrn Blaha getroffen, der mir erzählte, daß er eine ganze Sammlung historischer Hörspielen hat.
Nicht zu lange Hörspielnacht
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