Literaturgefluester

Otto-Stoessel-Preis an Andrea Grill

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Den Otto Stoessel Preis der an den 1875 geborenen und 1936 verstorbenen inzwischen vergessenen Dichter Otto Stoessl erinnern soll, verfolge ich seit einigen Jahren. 1996 oder 1998 habe ich dazu eine verkürzte Form des „Verrückten Traums der Thea Leitner“ eingereicht und dann sicher noch ein oder zweimal, bis ich das Einschicken an Ausschreibungen aufgegeben habe, denn es gewinnen ohnehin nur die Etablierteren mehr oder weniger jungen Autoren. Annemarie Moser, Marianne Gruber, Inge Merkl, Andrea Wolfmayr, Paulus Hochgatterer, Evelyn Schlag, Josef Winkler, Olga Flor, Evelyn Grill, Egyd Gstettner, beispielsweise und 2010 Andrea Grill, der heute im Literaturhaus vergeben wurde. Alle zwei Jahre wird der Preis, seit 1982 auf Intiative des Stoessl Sohnes Franz an Prosatexte vergeben, es gibt auch eine Stoessl Stifung, die den Preis organisiert, in der Jury waren diesmal Christoph Binder von der Stifung, Heinz Lunzer und Robert Huez, wahrscheinlich weil der Preis im Literaturhaus vergeben wird und er soll, wie Christoph Binder in seiner Einleitung erwähnte, eher an jüngere Autoren vergeben werden.
Ein paar Mal war ich bei der Preisverleihung, so kann ich mich an die an Evelyn Schlag und Josef Winkler erinnern, ob ich auch bei der an Olga Flor war, weiß ich nicht, da war ich zwar einmal bei einer Preisverleihung, aber ich vermute, daß das die Reinhard Priessnitz Preisverleihung gewesen ist.
Ja, ja, die Preise bekommen immer diesselben und die anderen bekommen nichts, weil ihre Texte nicht als literarisch gelten, so kann ich mich zum Beispiel erinnern, einmal bei einer der Preisverleihung einen der Initiatoren, vermutlich war es Christoph Binder oder jemand anderer von der Stifung, klagen gehört zu haben, daß soviele schlechte Texte eingereicht worden sind.
Damals war ich, glaube ich, empört, denn ich halte ja offenbar viel mehr Texte für literarisch, als die Juroren, inzwischen bin ich abgeklärter und resignierter, allerdings würde ich mal schätzen, daß Otto Stoessl vielleicht den Otto Stoessl Preis nicht gewonnen hätte. Obwohl genau weiß ich das nicht, denn das ist ja ein gedruckter Autor, obwohl seine Werke, wie Christoph Binder in seiner Einleitung erwähnte, inzwischen nicht mehr im Handel erhältlich sind. Sie sind aber bei Styria erschienen und die Otto Stoessl Gesellschaft hat einmal einen Restposten aufgekauft und drückt jeden Preisträger, außer Blumen, der Urkunde und dem Scheck auch so ein Buchpaket in die Hand und ich habe einmal bei der Literatur im März „Das Haus Erath“, das mit den „Buddenbrooks“ verglichen wird, gefunden, aber noch immer nicht gelesen. Jedenfalls kann ich mich erinnern, daß jemand Evelyn Schlag ein Buchpaket in die Hand drückte und sie hat glaube ich einen Text eingereicht, der aus „Der göttlichen Ordnung der Begierde“ stammte und Josef Winkler hatte vielleicht etwas aus „Natura Morta“ zumindest habe ich da eine Erinnerung im Kopf und kann mich auch erinnern, daß Alexandra Millner bei der Preisverleihung war und ich mit dem Autor gesprochen war, der damals glaube ich auch für den Floriana Preis aufgestellt war, seinen Text aber zurückgezogen hat.
Die letzten Jahre ist die Preisverleihung an mir vorbeigegangen, jetzt hat Andrea Grill mit einer Erzählung namens „Mirzl“ gewonnen und das ist interessant. Ist Andrea Grill ja keine Unbekannte, jedenfalls kenne ich sie seit einigen Jahren und habe da wahrscheinlich einmal eine Lesung aus dem „Gelben Onkel“ wahrscheinlich auch im Literaturhaus gehört. Dann las sie 2007 beim Bachmannpreis. 2008 habe ich im Literaturgeflüster über sie geschrieben, damals hat sie auch eine Buchprämie wahrscheinlich für „Tränenlachen“ bekommen und da sie auch aus dem Albanischen übersetzt, habe ich sie im Literaturhaus beim Friedsymposium „laut lauter lyrik“ 2009 gehört. 2010 erschien „Das Schöne und das Notwendige“, die Geschichte von dieser Schleichkatze und diesem teuren Kaffee, die jetzt auch Veit Heinichen in seinem letzten Krimi verarbeitet hat und den Bremer Förderungspreis hat sie dieses Jahr auch bekommen. Außerdem sehe ich sie hin und wieder bei Lesungen im Publikum. Also eine interessante Autorin, die sympathisch wirkt und auch relativ realistisch schreibt, trotzdem war das Literaturhaus nicht besonders voll. Daniela Strigl war da und Christel Fallenstein und die Laudatio wurde von der Germanistin Fatima Naqvi, die an der Rutgers University/USA lehrt, gehalten und sie erwähnte, daß Andrea Grill im Vorjahr eine Lesereise durch die amerikanischen Goethe Institute gehalten hat. Sie erzählte auch etwas über Fremdsein und Gastarbeiter, aber das habe ich bei der Erzählung „Mirzl“ gar nicht so herausgehört. Allerdings hat Andrea Grill nur Ausschnitte gelesen. Eine Frau, die aus Bad Ischl, wie die Autorin kommt, fährt mit einem Albaner namens Lazer in ein Kaff in die albanischen Alpen, besucht dort einige Familien, sieht das Foto eines Mannes, der wie ihr Zwillingsbruder aussieht, wenn sie einen hätte, an den Wänden, begrüßt die Familien, wird von ihnen bewirtet und schläft in ihren Hochzeitsbetten. Ein bißchen was wird davon wohl auch autobiografisch sein, denn Andrea Grill übersetzt ja aus dem Albanischen und hat auch einen albanischen Autor nach Bremen mitgenommen. Die Erzählung ist noch unveröffentlicht und bot eine sehr eindrucksvolle, sowohl geheimnisvoll, als auch sicher realistische Schilderung, einer Reise in ein albanisches Dorf, wo noch Schafe geschlachtet werden und Männer Vögel fangen, die sie dann in ihren Händen halten.
Nachher gabs wieder Wein, Knabberstangen und Gespräche, da habe ich mich mit einem alten Herrn unterhalten, der eine dieser alten BAWAG-Anthologien zum Lesen mitgebracht hatte und mit einem Stammbesucher, der mir erzählte, daß er bei dem offenen Bücherschrank zu Wahlkampfzeiten am Siebenbrunnenplatz der KPÖ die Sophie Hungers gefunden hat.

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