Literaturgefluester

Wieder einmal Sommerpläne

Werbeanzeigen

So hat der Artikel geheißen, den ich vor einem Jahr, als wir von der Sladky Wanderung zurückgekommen sind, geschrieben habe. Sommerpläne, denn ich mache ja seit einigen Jahren meine Sommerfrische im Juli und im August in St. Pölten, wo ich nur tageweise in meiner Praxis bin und ein langes Wochenende mit Schreiben auf der Terrasse und Lesen in der Badwanne, Radfahren tue ich natürlich auch, auf dem Land verbringe und weil ich eine ziemlich konsequente Menschin bin, haben sich schon Rituale herausgebildet, die die aktuelle Situation dann jeweils ein bißchen abverändern. So hatte ich vor einem Jahr die „Mimi“ abgeschlossen, war beim Friseur und hatte meine Fenster schon geputzt, als ich beim Wandern und am Abend in der Nebelsteinhütte, meinen Plan für die „Absturzgefahr“ konzipert habe. Ich bin dann einen halben Tag mit der Straßenbahn herumgefahren und habe die ersten zwei Seiten geschrieben, dann kam schon der Bachmannpreis und dann hätte ich eigentlich mit der Sommerfrische beginnen können. Ging aber nicht, weil der Alfred mit dem Karli nach Polen fuhr, so bin ich in Wien geblieben, habe die Sommerakademie des Instituts der jüdischen Geschichte Österreichs, auch so ein Ritual besucht und bin am Abend ins Kino unter Sterne gegangen. Dazwischen habe ich die „Absturzgefahr“, wie wild geschrieben, die jetzt mit einem oder zwei Rechtschreibfehler beim Alfred auf dem Schreibtisch liegt. Finde ich es endlich fehlerfrei, gehts an die Druckerei und wird, glaube ich, mein vierundzwanzigsten Digitaldruckbuch ohne Verlag und ohne Nummer und ich korrigiere inzwischen „Zwillingswelten“ fertig, um es zu Buch fünfundzwanzig zu machen.
Heute ist der zwanzigste Juni und es gibt noch zwei normale Arbeitswochen und der Bachmannpreis findet heuer erst eine Woche später statt, da ist dann wieder eine Sommerakademie, aber diesmal werde ich die Sommerfrische mit dem ersten Juli beginnen. Da gibts zwei Tage später gleich ein schönes Jubiläum, denn da wird das Literaturgeflüster drei und würde, wenn es mein Baby wäre, in den Kindergarten kommen, aber heute haben wir das schon lange nach vor verlegt und ein Blog ist mit drei Jahren schon eine ehrwürdige Institution und das Literaturgeflüster ist sowieso etwas Besonderes. Für mich nämlich und auch ein tolles Archiv des Wiener Literaturlebens und die Beschreibung des literarischen Alltags einer Literaturbesessenen, von der die anderen üblicherweise nur achselzuckend sagen „Das interessiert uns nicht!“
Seit dem 3. Juli 2008 hat sich auch sicher schon sehr viel verändert, gibt es inzwischen ja unzählige Blogs und es gibt auch facebook und twitter, was mich wieder nicht so interessiert und wenn man sich, was ich sehr gern tue, in der Bücherbloggerszene einliest, merkt man, wie unzufrieden die ist, weil die Blogs angeblich, wie die Schwammerln aus dem Boden wachsen, es jetzt schon dreihundert deutsche Bücherbloggerinnen, meist sehr junge Mädchen gibt, die Bücher lesen, von denen ich sonst keine Ahnung hätte. Die Bücherblogger stöhnen und hören auf zu bloggen, ich finde es in Pisas Zeiten, wo ich am Freitag wieder im Radio hörte, wieviele Zehn und Vierzehnjährige nicht lesen können, so daß sie im Herbst in einen extra Lesekurs müssen, aber schön, daß es noch ein paar hundert Leser gibt, die Lesemarathons und Lesekreise veranstalten und sich im Internet darüber austauschen und jetzt bin ich auch sicher, daß sich in der Leselandschaft in den nächsten Jahren was verändern wird, das E-Book und der Kindlereader werden kommen und sich durchsetzen und, daß sich dann wahrscheinlich die Rezensionsexemplarediskussion erübrigen wird, ist zumindest für mich wahrscheinlich, denn ich werde mir keinen Kindle kaufen, sondern das lesen, was dann verstärkt in die Bücherschränke getragen wird, wenn es die noch gibt.
Interessantes Detail vom Wochenende, die in England lebende Psychiaterin, eine Freundin Ottos, hatte ihr Kindle mit und daraus gelesen, während die anderen in der Höhle waren, bei uns fällt man damit noch auf, in England und den USA wirds schon Alltag sein.
Ich werde also noch zwei Wochen in Wien ganz normal meine Praxis machen und möchte bis dahin, wenn es geht auf meiner Leseliste bis zum Henning Mankell kommen, dann fahre ich aufs Land und habe da meine eigenen Bücher und wenn es geht, daß ich bis dahin die „Zwillingswelten“ fertig habe, ist das auch ganz schön, denn dann könnte ich versuchen, mir für das Konzipieren der „Frau auf der Bank“ wirklich viel Zeit lassen. Ich weiß, das schreibe ich jedes Mal und es gelingt mir nicht, denn ich bin eine Schnelle, macht also nichts, wenn es anders kommen sollte. Anfang August fahren wir in die Masuren und da nehme ich mir, das habe ich mir vorgenommen, den Bücherkastenfund „Mit 80 Seiten um die Welt – Schreiben unterwegs – ihr persönlicher Weg zum kreativen Reisetagebuch mit“, um mich in Reisereportagen zu erproben. In den Sommerplänen vom letzten Jahr, habe ich von Ruths Aspöcks Sommerabschlußfesten geschrieben, diesmal wirds so was am 4. Juli geben, dann beginne ich am nächsten Tag mit meiner Sommerfrische, werde heuer, soweit ich weiß, also nicht nur die Sommerakademie, sondern auch den Sommer im Museumsquartier spritzen und vielleicht nur vorher am Freitag den 1., der Lesung von Ruth Aspöck und Robert Eglhofer in Krems zuhören. Dann gehen auch die Literaturveranstaltungen in die Sommerpause und ich kann mich in meinem neuen Roman oder Digitalbuch Nummer sechsundzwanzig erproben, der vielleicht etwas Besonderes wird oder auch nicht. Keiner kann aus seiner Haut heraus, auch ich nicht, aber mich, um die Fallen herumschreiben, kann ich mir vornehmen, mit den Rechtschreibfehlern will ich dagegen lockerer umgehen, habe ich mir vorgenommen, die haben mich ja, nachdem meine Leser mich darauf immer wieder aufmerksam machen, irritiert und ich dachte, weil ich ja sehr ehrgeizig bin, kämpfe ich dagegen an, obwohl ich mir ja schon vor vierzig Jahren vorgenommen habe, mich nicht darum zu kümmern. Gut, finde ich vielleicht keinen Verlag, aber mich darum zu bemühen, habe ich ohnehin schon lange aufgehört. Ich schreibe so gut ich es kann und da ich es ja nachweislich sehr viel tue, bleibe ich auch in Übung und bin wahrscheinlich trotz scharfen „ß“ immer noch viel besser, als die, die nicht viel lesen und so wird es bleiben.
Eine Anerkennung hätte ich trotzdem ganz gern, so denke ich mir ganz ehrlich beispielsweise manchmal, daß der „Erich Fried Preis“ etwas für mich wäre, aber den wird 2011, wie ich gerade der Seite des Hauptverbandes entnommen habe, Thomas Stangl bekommen. Ich gratuliere herzlich und gebe trotzdem nicht auf und was meine Lieblingsblogs betrifft, da hat Elisabeth von leselusfrust, jetzt offenbar endgültig das Handtuch geworfen. Ich hoffe, ich bin mit meinen Kommentaren und meiner Verteidigung der alternativen Heilmethoden nicht schuld daran, denn das war ein Blog, als ich ihn vor fast zwei Jahren entdeckte, der mich sehr begeistert hat. Ich habe inzwischen ein paar andere Lieblingsbücherblogs gefunden.
„Dark Angel Mira Sun“ und „Vom Lesen und vom Schreiben“ finde ich z. B. sehr originell und interessant. Seit kurzem ist Sara Wipauers Blog dazu gekommen und wenn man über das Handwerk Schreiben etwas wissen will, ist man bei Thomas Wollinger immer noch sehr gut aufgehoben und ich habe auch immer die spinnerte Idee eine ganz persönliche Schreibwerkstatt aus meiner Sommerfrische zu machen und da ich meinen Laptop aufs Land mitnehme, bin ich mit der Bloggerwelt auch verbunden und kann eifrig kommentieren.

Werbeanzeigen

Werbeanzeigen