Das Literaturhaus in der Seidengassee wird zwanzig Jahre alt und feiert das mit einer Veranstaltungswoche, außerdem gibts eine Kooperation mit dem Standard, so daß in diesem ein Artikel von Stefan Gmünder und Gedichte österreichischer Autoren erschienen sind. Im Literaturhaus gibt es verschiedene Institutionen, den Veranstaltungsbereich, die IG-Autoren, die Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur, die Exilbibliothek und die Übersetzergemeinschaft. Ich kenne das Literaturhaus wahrscheinlich über und von Gerhard Ruis. Vor 1991 gab es eine Dependance in der Gumpendorferstraße, da habe ich mich bezüglich meiner diversen Bücher beraten lassen, irgendwann wurde ich Einzeldelegierte der IG Autoren, die sich damals, glaube ich, noch in der Annagasse trafen. Dann wurde das Literaturhaus gefunden, gebaut und eingeweiht. Ich kann mich an das sogenannte Gleichenfest erinnern, wo Hilde Hawlicek, die damalige Kultur oder Unterrichtsministerin mit Jack Unterweger, dem Verleger der „Hierarchien“ tanzte. Ein Jahr später gab es dann die richtige Eröffnung. Seither habe ich einige Lesungen im Literaturhaus gehabt und bin zu unzähligen Veranstaltungen gegangen. Als ich mit Arthur West die Österreichnummer der belgischen Literaturzeitschrift „Krautgarten“ herausgegeben habe, habe ich dort eine Lesung organisiert. Ernst Kostal hat einige Jahre sein Wahnsinnssymposium gemacht, wo ich gelesen habe und sieben Mal den „Tag der Freiheit des Wortes“, dort organisiert, eine Veranstaltung zu „Selbstgemacht- Die Literatur außerhalb des Literaurbetriebs“, eine Frauen lesen Frauen Lesetheaterlesung dort organisiert und den ersten Teil der „Mittleren“. Bezüglich der Frauen lesen Frauen Lesung gab es Schwierigkeiten, weil einigen Leuten nicht alle Lesenden gefallen haben, dann wurde im Literaturhaus umstrukturiert und Silvia Bartl ließ mich sowohl die Veranstaltung zum Grundeinkommen, als auch die „Mittleren“ nicht mehr machen, so daß ich ins Amerlinghaus auswandern mußte.
Ich habe versucht die neue Programmlinie zu erforschen, war in zwei bummvollen Veranstaltungen, eine war mit Michael Stavaric, sonst hätte ich außer den Poetry Slams, die laut Ursula Seeber als höchst erfolgreiche Events boomen, keine großen Veränderungen entdeckt, außer, daß es die „Mittleren“ dort nicht mehr gibt und Ernst Kostals „Wahnsinnssymposium“ verschwand.
Heinz Lunzer ist in Pension gegangen, Robert Huez folgte ihm als Leiter, Silvia Bartl wurde, was ein Triumph sein könnte, aber nicht war, ebenfalls hinausstrukturiert und das Literaturhaus bekam mit dem neuen Leiter ein anderes optisches Design.
So gibt es jetzt ein offenes Buch, das wie ein Schmetterling aussieht, als Emblem und Bleistifte in neuen Farben, grün ist jetzt, glaube ich, die Literaturhausfarbe und zur zwanzig Jahrfeier ein eingenes Programm, das heute um fünf mit einer Bibliotheksführung begann, die Ursula Seeber, die Leiterin der Exilbibliothek machte.
Ich war nicht ganz sicher, ob ich hingehen sollte, weil ich bei diversen Veranstaltungen, wie zum Beispiel der Verleihung des Erich Fried Preises ja schon oft in der Bibliothek war, habe mich aber doch entschloßen und bin so um fünf an Franziska Scherz, die ich vom Arbeitskreis schreibender Frauen kenne und sie gelegentlich bei der Poet Night oder dem Volksstimmefest sehe, vorbeigegangen. Weil noch etwas Zeit war, bin ich ich zum offenen Bücherschrank hinauf, da war ich auch am Freitag und am Samstag und habe ihn beide Male ziemlich ausgeräumt vorgefunden und einen Mann mit zwei vollen Büchertaschen weggehen sehen. Es war nicht der weißhaarige alte Herr, der mich zum Bernhard Listringer in der „Absturzgefahr“ inspirierte, aber heute war der Kasten wieder gut gefüllt und ich habe neben ein paar Krimis einen „Prosa Sprüche Lyrik“ Band von Franziska Scherz gefunden, die ihn ebenfalls selbst herausgegeben hat. Das das „graue Literatur“ heißt, sollte ich etwas später von Ursula Seeber erfahren, die den anwesenden zehn bis fünfzehn Personen, von denen ich einige kannte, etwas von der Bibliothek bzw. dem Literaturhaus erzählte, das seine Vergangenheit hat.
War es doch am Seidengrund einmal eine Seidenfabrik, in der NS-Zeit wurde eine Nazi-Zeitung darin hergestellt, später kam der Sender Rot-weiß-rot, der die Österreicher wieder umerziehen sollte, wo auch die junge Ingeborg Bachmann mitarbeitete und ein paar Drehbücher zur Radiofamilie schrieb.
Dann kamen die Siebzigerjahre und das dramatische Zentrum, danach wurde es zum Literaturhaus mit den oben erwähnten Abteilungen, einer Forschungsabteilung, die eigentlich keine ist und doch sehr viele forscht, einem Leiter und vielen teilzeitangestellte Frauen als Mitarbeiterinnen, eine Handbibliothek, einem Archiv und sogar einem gutausgebauten Luftschutzkeller in der jetzt die Schätze aufbewahrt werden.
Ursula Seeber wußte das alles mit Engagement zu erzählen und Werbung für die Sammlung der österreichischen Literatur ab 1890 zu machen, die Österreicher sammelt oder Leute, die irgendwann in Österreich gelebt haben.
Ludwig Fels z.B. Berthold Brecht nicht, den Unterschied habe ich nicht verstanden, aber vielleicht hängt das mit dem Brecht Boykott zusammen, den es in den Fünfzigerjahren unter Hans Weigl und Friedrich Torberg gab. Sie führte uns durch das Haus und erzählte uns von dem Museumsshop, der auch aufgebaut wird. Im Eingangsbereich gibt es so eine Vitrine mit Literaturhausregenschirmen, Literaturhausmappen, Literaturhausbleistiften etc, bzw. Folder mit Bilder der vier Autoren, die in den „Auftritten“ eine Extrapräsentation bekommen. Außerdem lobte sie das Geschirr für hundert Personen, das es ermöglicht, bei Tagungen alles präsent zu haben. Ein Kaffeehaus für die Bibliotheksbenützer gibt es allerdings nicht, das ist der Unterschied zu den anderen Literaturhäusern meinte sie und erzählte, daß die Besucher auch erstaunt sind, was es im Wiener Literaturhaus alles gibt.
Um fünf gab es die nächste Veranstaltung, nämlich eine öffentliche Diskussion der Jury der jungen Leserinnen, die sich unter der Leitung von Mirjam Morad einmal im Monat treffen, um über Bücher zu diskutieren und einen Preis zu vergeben und um sieben ist die Eröffnung der Ausstellung, die ich schon ein bißchen gesehen habe, nämlich Fotos von Lukas Dostal, der das Literaturhaus in verschiedenen Blickwinkeln darstellte. Eine kleine Ausstellung bzw. eine Vitrine über Maja Haderlap gab es in der Bibliothek auch und jetzt eine Woche lang Programm, das am Samstag mit einem Fest endet, wovon ich sicher berichten werde.
2011-09-26
Literaturhaus feiert
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