In der Sammlung Essl gibts gerade eine Ausstellung zu diesem Thema, wo Werke von Jörg Immendorff, Jannis Kounellis, Zoran Music, Marc Quinn, Daniel Spoerri und Antoni Tapies zu sehen sind.
„Schönheit und Vergänglichkeit, was ist das?“, könne man naiv fragen. Alles Schöne ist vergänglich, die Menschen werden alt und die schönen jungen Mädchen alte Frauen, die ihre Haare und Zähne verlieren, bzw. sie von einer Schönheits, Kosmetik und Gesundheitsindustrie ersetzt bekommen, aber das ist ein anderes Thema. Eva Rossmann, hat gerade einen Krimi darüber geschrieben. Die Sammlung Essl interessiert sich mehr für die moderne Kunst und interessant, daß sie Daniel Spoerri mit seinen Bildern, wo er die Reste eines wahrscheinlich schönen Essen zum Kunstwerk macht und es dadurch vor der Vergänglichkeit bewahrt, dazu zählt und wieder interessant, daß die Sammlung Essen, siebzehn vorwiegend junge Autoren, stimmt nicht ganz, Manfred Chobot ist auch dabei, aber der ist auch ein Galerlist und hat vielleicht seine besondere Beziehung zur Sammlung Essl und den erwähnten Künstlern, eingeladen hat, einen Text dazu zu schreiben und auch eine Lesereihe hat, wo man bei freien Eintritt, die Texte hören kann und EINKUNSTLESEBUCH, wo man die Texte lesen und ein wenig über die Werke erfahren kann, gibt es auch.
Das Vorwort stammt von KarlHeinz Essl, dann gibt Andreas Hoffer, der Kurater einige Betrachtungen zur Ausstellung, dann kommen schon die Texte der Autoren, von denen ich nicht alle kannte, obwohl mich einige der Namen dazugebracht haben, mich für das Buch zu interessieren, sind ja einige dabei, die zu meiner „Unter Dreißig“-Serie passen. Einige im Literaturbetrieb sehr Bekannte und dann wieder Uunbekanntere, die vielleicht auch eher aus dem Bereich der bildenden Kunst kommen. Und interessant, daß sich viele, nicht alle, in ihren Texten auf die ausgestellten Bilder beziehen und sie in ihre Geschichten verweben.
Erwin Uhrmann, der auch einen Text im Buch hat und seit 2010 in der Sammlung Essl arbeitet, scheint, wie Alexander Peer in seinem Text erwähnt, mit den Autoren durch die Ausstellung gegangen zu sein und ihnen vielleicht auch einige der Exponate ans Herz gelegt zu haben.
So schließe ich mich diesem Rundgang an, beginnt es ja nach den Grußworten mit der Geschichte „Anna und Maria im Doppelpack“, des 1947 geborenen GAV Kollegen, Manfred Chobot, der ja auch eine Galerie Chobot hat, die ich vor kurzem mit Gabriele Petricek und Maria Gornikiewicz, nach der Podium Schlußveranstaltung in der Alten Schmiede besuchte, in der es um zwei Zwillingsschwestern, höchstwahrscheinlich dem Synonym für Schönheit und Vergänglichkeit geht, die einander so ähnlich sind, daß sie ihre Eltern nicht erkennen und sie führen auch ein so gemeinsames Leben, daß zwar die eine Kunstgeschichte, die andere Theaterwissenschaft studiert, sie machen ihre Prüfungen aber trotzdem abwechselnd, dann heiraten sie auch noch gemeinsam den selben Mann, das heißt, zum Traualtar geht nur eine, die zweite erwartet, den Glücklichen aber schon im Ehebett, die ausgestellten Künstler, wie etwa Zoran Music, der im KZ Dachau heimlich einige seiner Kunstwerke malte, kommen immer wieder vor und am Schluß verschwindet der junge Ehemann, während Annamaria zusammen bleiben, eine interessante Darstellung des Themas.“
Die mir bisher unbekannte Rabea Eden, 1982 geboren und in Berlin und in Siena als freie Autorin und Übersetzerin arbeitend, verläßt dagegen mit „Nach Parlanam“, die Enge des Kunstmuseums und zeichnet eine Welt der schönen Vergänglichkeit, wo die Frauen Augenklappen und die Männer Mützen aus Hundefell tragen.
Es gibt auch theoretische Texte, wie den von Fabian Faltin, den ich nicht kannte und dessen Lebenslauf ich entnehme, daß er 1980 geboren wurde und einen Debutroman bei Milena hat.
Dann wird es mit Andrea Grill wieder literarischer. Sie greift in dem Drama „Schön und Schwarz“m wieder das Zwillingsmotiv auf, da treffen sich die Chefredakteurin Schön und die Malerin Schwarz bei einer Hochzeit, wo die in der Sammlung Essl ausgestellten Künstler auftreten.
Der Kubaner Ernesto Susana hat Gedichte zu den Werken Zoran Music und Jörg Immenhof gemacht, die von Erwin Uhrmann übersetzt wurden. Josef Kleindienst der voriges Jahr beim Bachmannpreis gelesen hat, hat einen Text, der sich auf Daniel Spoerris „Assemblage mit dem Kopf eines Pferdes“ bezieht, Mieze Medusa kommt vor und Lukas Meschik, auch ein Autor unter Dreißig, der glaube ich, bei Luftschacht verlegt, hat mit der „Entsalzung der Meere“, ein Assoziat geschrieben. Was ist ein Assoziat? Lukas Menschik gibt gleich Auskunft, daß es sich dabei um eine Textsorte handelt, die er „einführte und auf lange Sicht durchzusetzten gedenkt. Wo Essay das poetische Element ausspart, der Versuch zu kurz griffe und Novelle, Erzählung oder Roman zu weit hergeholt wären.“
Es geht um den Tod und um einen Gang vom Karlsplatz und den Karlsplatzsüchtlern durch die Opernpassage, wo sehr genau die „Wachheit und die Schönheit“ beschrieben wird.
„Eine Frau nippt am Erdbeersaft, verschluckt sich, blutbesprenkelte Hose“
Weiter gehts zum Parlament dem Bundeskanzler Furzmann und dem ehemaligen Vizekanzler Proll, dem Speichellecker nachfolgte, was dem Autor zu der Aussage kommen läßt „Daß das Innenleben der Politiker hässlich ist.“
Es geht dann weiter ins Museum der Geräusche bzw. dem der Stille, das Fernsehen berichtet über das Kunstgeschehen, während sich der Busfahrer in die Tonbandfrau verliebt, ein herrlich assoziativer Text, der mit „Die Entsalzung der Meere“ endet.
Von Alexander Peer, der 1971 in Salzburg geboren wurde, bei Limbus, Wieser und Art Science verlegte, habe ich schon geschrieben. Er berichtet von seinem den Rundgang durch die Sammlung Essl, erwähnt lobend das Honorar, das ihm für den Text geboten wurde und überlegt dabei nur, daß er damit nicht so reich, wie Immendorf werden wird, bzw. er sich davon keines seiner Werke kaufen kann.
Michael Stavaric hat über Marc Quinn und Alison Lapper ein fikitives Tagebuch geschrieben. Die Dramatikerin Gerhild Steibuch, die auch einmal beim Bachmannpreis gelesen und sehr jung den Reinhard Priessnitz Preis bekommen hat, hat einen Text und Magda Woitzuck, die am Schluß wieder etwas realistischer wird. Da geht es um einen Liebeskummer, den die Ich-Erzählerin veranlaßt mit einer von ihrem Vater gestohlenen „Blendung“ von Elias Canetti, sich in die Tropen zurückzuziehen, wo sie in der Nacht ihren unter Drogen stehenden Nachbarn in ihren Bungalow nehmen muß, der ihr von seinen Phantasien „Zurück nach Troja“ erzählt.
Ein interessantes Buch, das durch eine Ausstellung führt und hier vielleicht den bildenden Künstlern, die Literatur, den Literaten die bildende Kunst erklären soll. Ich würde mich der zweiten Gruppe zuzählen und habe sowohl einige Werke Zoran Music und Jörg Immendorff, etc kennengelernt, als auch einige Texte einiger interessanter Literaten gelesen, obwohl ich ja Kurzgeschichten und Anthologien, wie ich immer schreibe, gar nicht so mag.
Schönheit und Vergänglichkeit
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