Literaturgefluester

Nachdenken über Christa Wolf

Werbeanzeigen

Im Mittagsjournal war zu hören, daß die wohl berühmteste „DDR – Autorin“ Christa Wolf im zweiundachtzigsten Lebensjahr nach schwerer Krankheit in Berlin gestorben ist, was mich zu einem Extraartikel veranlaßt, obwohl ich Christa Wolf nicht persönlich kannte, sie aber einmal auf der Leipziger Buchmesse, 2002 oder 2003 wird das wohl gewesen sein, fotografierte und eine Menge ihrer Bücher habe ich auch gelesen. Schaue ich in meinen Bücherkatalog, den ich mir übrigens vorgestern in aktualisierter Form ausdrucken ließ, finde ich den „Geteilten Himmel“ in einer dtv Ausgabe von 1973, das ist nach den „Moskauer Novellen“, das zweite Buch der Autorin und ich habe es wahrscheinlich in der Otto Bauer Gasse gelesen und wahrscheinlich nicht ganz verstanden, denn damals habe ich mich mit der DDR-Geschichte nicht sehr ausgekannt. Wie ich daraufgekommen bin, das Buch zu kaufen, weiß ich nicht mehr, vielleicht durch den Arbeitskreis schreibender Frauen und den kommunistischen Frauenbund zu dessen Veranstaltungen ich in den späten Siebzigerjahren ja regelmäßig ging. Alfred, der in dieser Zeit öfter in der DDR war, hat auch einige Bücher in unseren Haushalt eingebracht. So gibt es „Kindheitsmuster von 1985 in meiner Sammlung, „Nachdenken über Christa T.“, in einer Aufbau-Ausgabe von 1978, den „Fortgesetzten Versuch“, an den ich mich jetzt gar nicht erinnern kann, in einer Reclam Ausgabe von 1979, vielleicht ist es das Buch, das ich in der Gumpendorferstraße aus Alfreds Bibliothek gelesen und sprachlich sehr anspruchsvoll empfunden habe.
„Kassandra“ gibt es auch in einer Aufbau-Ausgabe aus dem Jahr 1985, vielleicht habe ich das aus der Zentralbuchhandlung, in der ich früher öfter Aufbau-Bücher kaufte oder es mir von Maria Heisler aus Budapest mitbringen lassen und ich, glaube mich auch, zu erinnern, daß Christa Wolf, als das Buch erschienen ist, bei der Literatur im März im Künstlerhaus war und da hat sie jemand auf den Unterschied der West und der Ostausgabe ansgesprochen. In der DDR war ein Kapitel gestrichen, das im Westen erschienen war und Christa Wolf meinte damals, daß sie ihre Zustimmung zu der Streichung gegeben hätte, damit das Buch erscheinen konnte.
„Gesammelte Erzählungen“ aus dem Aufbau Verlag aus 1989 gibt es auch in meiner Sammlung und da nähern wir uns schon der Wende. 1990 waren wir im Sommer in Berlin, da gab es die DDR noch, die Mauer war aber schon offen, so daß man problemlos vom Osten in den Westen fahren konnte und da waren wir auch einmal bei einer Straßenlesung, wo Christa Wolf zwar, glaube ich, nicht auftrat, ich habe mir da aber ihre „Reden im Herbst“ gekauft, wo die Reden enthalten waren, die sie auf den verschiedenen Demonstrationen gehalten hat. 1990 ist auch das Buch „Was bleibt“ erschienen, wo sie einen Tag einer ostdeutschen Schriftstellerin schildert, deren Wohnung und berufliche Aktivität von der Stasi observiert wird, das von der westdeutschen Literaturkritik kontrovers diskutiert wurde, die meinten, daß sich Christa Wolf „zu unrecht auf die Seite der Opfer mogeln wollte.“
Als wahrscheinlich 1999 das Lesetheater im Literaturhaus „Medea“, glaube ich, aufführte und ich eigentlich an den „Wiener Verhältnissen“ weiterschreiben, aber doch den Text hören wollte, bin ich mit dem Manuskript hingegangen und habe versucht, während der Aufführung zu schreiben, was, wie ich mich erinnern kann, von Elfriede Haslehner kritisiert wurde, die nicht verstehen konnte, das mir offenbar beides wichtig war.
Vor einigen Jahren habe ich mir bei Thalia in der Kremsergasse bei den Abverkaufbücher den Wolf- Fühmann- Briefwechsel „Monsieur wir finden uns wieder“ gekauft, wo es unter anderem um die Biermann Ausbürgerung geht. Die 2002 erschienene Erzählung „Leibhaftig“, wo es um eine Krebserkrankung geht, habe ich gelesen und möglicherweise haben wir sie auf der Buchmesse gekauft, wo ich Christa Wolf fotografierte. Auf dieser Messe ist, glaube ich auch Günter Grass aufgetreten und hat „Im Krebsgang“ präsentiert, das ich mir auch von dort mitgenommen habe. „Leibhaftig“ ist das aktuellste Christa Wolf Buch das ich habe. Das im Vorjahr erschienene „Stadt der Engel oder The overcoat des Dr. Freud“, ist an mir vorbeigegangen und jetzt bin ich über den Tod der 1929 in Landsberg an der Warthe, im heutigen Polen, geborenen Autorin, die 1976 nach Berlin gekommen ist und seither dort lebte, sehr betroffen, interessiere ich mich ja sehr für die „DDR-Literatur“ und denke jetzt fast, daß ich mir „Die Stadt der Engel“ vom Alfred zu Weihnachten wünschen hätte sollen, da habe ich ja vor kurzem geschrieben, daß ich seine Frage, was für Bücher ich mir zu Weihnachten wünschen würde, mit dem Hinweis schon genug Bücher zu haben, verneinte. Inzwischen habe ich den „Mythos Bachmann“, den neuen Markaris-Krimi und die „super sad true love story“ von Gary Steyngart auf eine Wunschliste gestellt. Ja, ja, ich bin eben doch unersättlich.
Wenn wir aber am Wochenende nach Harland kommen, ist das eine gute Gelegenheit in den Regalen, nach den Wolf-Büchern, die dort lagern, zu suchen und die Autorin, die mir sehr sympathisch war und deren Sprache ich bewundere, wiederzulesen.

Werbeanzeigen

Werbeanzeigen