Literaturgefluester

Work in progess

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Weiter geht es mit einem Werkstattbericht, denn da lassen sich wieder einmal die „bipolaren Depressionstendenzen“, bzw. die Ungeduld und das Losspringen und dann nicht Weiterwissen merken. Eine knappe Woche schreibe ich nun schon daran, beziehungsweise plane ich ein bißchen länger an einem Text, zu dem mir die Idee gekommen ist, als in in einem Blog von einer Philosophiestudentin gelesen hat, die in verschiedene Zustände und Welten abtaucht. Da habe ich mir gedacht, das könnte ich auch versuchen und dann ist mir eine Großmutter, Mutter und Tochter eingefallen, die zu verschiedenen Zeiten in einer Wohnung leben und das Gleiche oder Ähnliches erleben. Dann kam es auch zu dem Arbeitstitel „Die Wiedergeborene“ und die Biografien einer Rosa 1915-2000, einer 1950 geborenen Marianne und der Philosophiestudentin Theresa, die eine Dissertation über Wittgenstein schreibt, waren bald erstellt.
Vorige Woche bin ich dann eher überraschend mit „Der Frau auf der Bank“ fertig geworden, habe ein Krimiwoprkshopbüchlein gelesen, wieder mal geschrieben, daß ich mir diesmal wirklich viel Zeit lassen will und von dort auch die Idee mitgenommen, vielleicht diesmal wirklich die Szenen vorher konzipieren und Spannungsbögen einzubauen, denn es kann schon sein, daß es mir an diesen mangelt, das meine Personen nur anskizziert sind und ich zu schnell fertig werde.
Ich habe mir am Samstag also die „Schneeflockenmethode“ hervorgeholt, bin aber schon auf Stufe zwei steckengeblieben, denn wirklich sagen, wovon das Ganze handelt, außer, daß es um eine Großmutter, Mutter und Tochter geht, die erste in world war II eine jüdische Freundin versteckt und 1956 eine ungarische bei sich wohnen ließ, die Mutter 1968 Jan aus Prag kennenlernte und die Tochter, das mit einem Vladi oder Wassili aus Georgien tut und die noch Aufzeichnungen ihrer Großmutter findet und mit der Mutter streitet, konnte ich nicht sagen. Doch, die Figur einer Nachbarin, die ihrer Kinder zuliebe ihre Gesangskarriere aufgab, diese aber nachholen will, hatte ich auch.
Ich habe es also gelassen und stattdessen Charakterbögen ausgefüllt und je ein Heftchen für die Rosa, die Marianne und die Theresa angelegt und am Sonntag mit der ersten Szene, die schon hatte, zu schreiben begonnen. Die wurde dann ein bißchen anders, denn Theresa hätte eigentlich ja Vladi in ihre Wohnung mitnehmen sollen, es kam aber nur zu einem kurzen Kennenlernen auf einer Demo und der Vladi wurde in Wassili Sarkaschwili umbenannt, weil das besser klingt.
Es kommt dann die Nachbarin und bittet auf die Kinder aufzupassen, während sie in die Oper geht, die Mutter kündigt ihren Besuch an und will auch zum Vater, der wieder in Prag lebt, fahren und Theresa findet alte Fotos und ein Tagebuch der Großmama.
Das ist schon ein Vorgriff auf alles, was ich bisher geschrieben habe. Denn es ging dann wieder sehr flott und schnell dahin. Bei den ersten acht Seiten am Sonntag habe ich noch sehr gestöhnt und auch einiges verändert. Inzwischen sind aber siebzehn Seiten, achttausendfünfundertfünf Worte und fünf Szenen entstanden.
Jetzt sollte Rosa anhand ihres Tagebuches eingeführt werden und ich stocke wieder und habe eigentlich keinen Handlungsfaden, weiß nicht recht, wie ich die Rosa integriere und ob ich das überhaupt soll? Und wenn die Marianne nach Prag fährt, schwimme ich auch ein bißchen, denn ich war schon lange nicht dort und sollte vielleicht mehr rechercieren als nur ein bißchen im Internet die Stadtpläne durchsehen.
Also wieder zurück zum Start und doch versuchen zu einem Spannungsbogen und einer Handlung zu kommen, damit ich mich nicht wieder nach achtzig neunzig Seiten totschreibe und die Figuren an der Oberfläche bleiben. Das sind meine Schwächen, ich weiß, ein bißchen kann ich mein Schreiben schon selbst beurteilen und habe in den Kritiken nachgelesen, daß ich vielleicht zuviel Stoff in meine Geschichten packe und damit nicht weiterkomme. Können Rosas Freundinnen heute noch wirklich interessieren oder sollte ich mich nicht vielleicht primär auf die Theresa und ihre Mutter konzentrieren, die kann vielleicht nach Prag fahren und dort etwas erleben und Theresa ist vielleicht bei einem koptischen Christen, der vor drei Monaten vor den Unruhen in Kairo nach Wien geflüchtet ist, besser aufgehoben und kann sich langsam in eine Beziehung einlassen und sich dabei auch ein bißchen an ihre Großmutter erinnern, aber wiedergeboren wird sie nicht wirklich und bleibt vielleicht besser in der Gegenwart?
Viele Fragen, die sich natürlich in einer Woche nicht beantworten lassen, denn ich will ja diesmal wirklich ein wenig dichter werden, habe ich ja schon genügend Mutter- Töchter-Großmutter-Geschichten. So hat ja „Novembernebel“ 2007 geschrieben ein ähnliches Ausgangszenario, bzw. „Absturzgefahr“ vor einem Jahr geschrieben und weil ich auch immer gern vor dem Schreiben meine Bücher wiederlese, habe ich mir auch „Das Haus“, „Zwillingswelten“ und die „Mimi“ geholt, in letzterer lese ich gerade. „Novembernebel“ und „Wilder Rosenwuchs“, könnte ich mir auch vornehmen und mit dem Notizbuch ein bißchen spazieren gehen oder fahren, um auf Ideen zu kommen.
Also die siebzehn Seiten überarbeiten, aus dem Wassili, einen Albert machen, dann ein bißchen über Prag, Kairo und Wittgenstein recherchieren und vielleicht auch Louise Doughtys „Ein Roman in einem Jahr“ nochmals lesen. Mit der Ungeduld und der Nervösität, die mich zum Schreiben bringt, auch wenn ich noch nicht so wirklich über das was und wie, Bescheid weiß, sollte ich mich auch beschäftigen. Das heißt, immer wieder zurück an den Start und neu anfangen, bis es passt, das könnte ich ein bißchen üben, weil ich da vielleicht noch hänge.
Mal sehen, wie es geht und wie weit ich damit komme. Ein bißchen auf das Neue schauen und versuchen von den Klischees abzukommen, ansonsten, das will ich auch erwähnen, bin ich mit den siebzehn Seiten eigentlich zufrieden, sie ergeben zumindestens ein gutes Ausgangsmaterial.
Sonst ist wieder ein Buch bzw. Büchlein zu mir gekommen. Hat Anna Jeller offenbar für ihre treuen Kunden, wie der Alfred einer ist, kauft er dort doch nicht nur für mich Bücher ein „Grenzgehen – Drei Reden“ von Arno Geiger als Geschenk bekommen und das ist sicher interessant da hineinzuschauen, habe ich Arno Geiger ja 1996 in Klagenfurt erlebt, als er ganz am Angang seiner Karriere war. Die drei Reden beziehen sich auf den Literaturpreis der Konrad Adenauer Stiftung und den Friedrich Hölderlin-Preis, die er 2011 bekommen hat, den Friedrich Hölderlin Förderungspreis hat er schon 2005 bekommen.
Und bezüglich Advent kann ich auf die „Gedanken für den Tag“ von dieser Woche verweisen und diese sehr empfehlen. Erzählt da doch Paulus Hochgatterer unter dem Titel „Und irgendwann zünd ich den Kranz an“, von dem zwölfjährigen Kevin, der wegen seines Namens, wie sein Deutschlehrer sagt, ein Risikofaktor ist und der klaut sich da von Tag zu Tag Kerzen für den Adventkranz zusammen, den es in seiner Familie nicht gibt.

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