Heute war es wieder einmal schwer mich zu entscheiden, beziehungsweise hatte ich das schon, als ich im Dezember das Alte Schmiede Programm zugeschickt bekam, denn da wurde in der Alten Schmiede um acht Uhr „Ich die Eule von Wien“ – Walter Buchebner Gedichte Prosa Tagebücher, herausgegeben von Daniela Strigl vorgestellt und der inzwischen fast vergessene Dichter, 1929 in Mürzuschlag geboren, 1964 in Wien gestorben, war mir in den Siebzigerjahren durch den Walter Buchebner Preis bekannt, wo ich meine ersten Texte zaghaft schüchtern nach Mürzuzuschlag schickte und mir Erwin Holzer von der steirischen Literatur der Arbeitswelt, den ich einmal darauf ansprach sagte „Da gewinnen nur die bekannteren Autoren!“
Gloria Kaiser und Felix Mitterer taten es damals, glaube ich, als ich es versuchte, war ich damals noch naiv. Dann wurde der Preis auch eingestellt und jetzt gab Daniela Strigl, die Werke des Dichters heraus, der in den Fünfziger- und Sechzigerjahren in den neuen Wegen publizierte und wahrscheinlich auch von Hermann Hakel und Hans Weigel gefördert wurde. Es gab eine von „Tag zu Tag“ Sendung im Dezember und klar, daß mich der Dichter interessierte. Aber dann schickte mir Dine Petrik in den Weihnachtsferien eine Einladung, daß sie um neunzehn Uhr in der Buchhandlung Tiempo ihr Buch „Hertha Kräftner – Die verfehlte Wirklichkeit“ vorstellt, Renald Deppe spielt dazu Musik und auf der Einladung stand, daß man sich bei der Buchhandlung anmelden soll.
Ich habs getan und auch Dine Petrik halb zugesagt und war dann irgenwie blockiert, obwohl ich dachte, daß sich ja beides ausgehen könnte und ich von Veranstaltung zu Veranstaltung sozusagen hoppeln könnte.
Die 1942 in Burgendland geborene, Dine Petrik, die heuer auch bei den „Mittleren“ lesen wird, hat ja schon ein ein Buch über Hertha Kräftner geschrieben, so daß ich eigentlich dachte, es wäre die Neuauflage und Hertha Kräftner ist ja auch sehr interessant. Ein Fräuleinwunder aus den Fünfzigerjahren, von den Herren Hakel und Weigel gefördert, die sehr schöne Gedichte schrieb und sich blutjung mit dreiundzwanzig Jahren, 1951, noch als Studentin das Leben nahm.
1978 war es glaube ich, als ich, mit meinen Eltern einmal auf einer Autobusreise durch Südtirol teilnahm und mir in Bozen die Zeitschrift „Brigitte“ kaufte und dort das erste Mal den Namen Hertha Kräftner las. Ich hab mir diesen Artikel aufgehoben und als ich in den frühen Neunzigerjahren mit Margot Koller die „Selbstmordanthologie“ der GAV herausgegeben habe, habe ich auch einen Artikel über Selbstmord bei Schriftstellern geschrieben, der in der Zeitschrift Podium herausgekommen ist und der hat ein Hertha Kräftner Zitat als Titel „…ausschlaggebend ist, daß der Tod auch nach Teheran kommt“ und ihre bei Roetzer in den Siebzigerjahren erschiene Werkausgabe, die wie ich hörte neuaufgelegt wurde, habe ich auch in Harland.
Eine junge begabte Dichterin, die sich das Leben genommen hat, Dine Petrik, die daran schon lange forscht, spricht von einer Vergewaltigung durch die Russen, bei der auch ihr Vater ums Leben gekommen ist und sie meinte auch, daß sie, wenn sie länger gelebt hätte, die Bachmann an Bedeutung überholt hat. Jetzt ist das zweite Kräftner Buch von Dine Petrik in der Edition von Raimund Bahr herausgekommen und als mir Margot Koller vorige Woche mailte, daß sie diese Woche in Wien ist und mich fragte, bei welchen Veranstaltungen sie mich treffen kann habe, ich ihr beide angegeben und sie hat sich in der Buchhandlung Tiempo angemeldet.
Dann habe ich es noch dem Alfred gesagt, daß er hinkommen soll und gestern mailte mir der Rudi Lasselsberger und fragte mich ob ich in die Alte Schmiede gehe? Denn dann würde er mir seine neuen Bücher bringen, aber da hatte ich mich schon festgelegt und bin so in die Buchhandlung Tiempo in die Taborstraße marschiert, in der ich ohnehin noch nie war.
Margot Koller, Alfred und Dine Petrik waren schon da und hat fulminanten Vortrag über Hertha Kräftner gehalten bzw. aus dem Buch gelesen und das ist ja interessant, habe ich mich ja vor kurzem erst mit zwei Büchern von Literaten aus den Fünfzigerjahren beschäftigt. Alfred hat das Buch auch gleich gekauft, ich werde es aber erst auf die 2013 Leseliste stellen und Dine Petrik verteidigte die Dichterin, von der sie meinte, daß ihr von vielen Männern Unrecht getan worden ist und die ihre Vergewaltigung nie verkraftet hat, sondern immmer bei den Männern Liebe suchte und dabei eingefahren ist.
Briefe, Gedichte, etc hat Dine Petrik gelesen und dabei viel über die Dichterin erzählt, die die Vorlesungen von Viktor Frankl hörte, nach Norwegen gereist ist, etc…
Daniela Striegl hat wieder das Vorwort geschrieben. Nachher gab es eine intensive Diskussion, die damit begann, daß ich den Kopf schüttelte, als Dine Petrik meinte, daß eine lange Psychoanalyse Hertha Krätner retten hätte können, weil mir das als eine zu große Verallgemeinerung erscheint und es wahrscheinlich schwer ist Aussagen von, was wäre wenn…, zu treffen.
Es war auch eine Frau da, die meinte, daß sie das Brigitte Interview geschrieben hat, Judith Gruber Rizy, die ja auch in der Edition Art Science verlegt und noch ein paar andere Literaturexperten. Es gab ein Gläschen Wein und Dine Petrik erstes Hertha Kräftner Buch, das mehr in Romanform geschrieben ist, lag auch in der Buchhandlung auf.
Interessant, daß an einem Tag Bücher von zwei vergessenen Literaten aus den Fünfzigerjahren präsentiert wurden, schade, daß man sich nicht splitten kann, wenn ich allein gewesen wäre, hätte ich es versucht, es war aber auch so sehr interessant.