Literaturgefluester

2012-03-29

Von den Kommunisten in Ravensbrück

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:02

Als ich bei der Buchvorstellung von Emily Waltons „Mein Leben ist ein Senfglas“, war, bin ich durch einen Folder aufmerksam geworden, daß am 28. 3. Susanne Ayoubs bei Braumüller erschienener neuer Roman „Das Mädchen von Ravenbrück“ vorgestellt wird. Susanne Ayoub ist für mich ja keine Unbekannte. Im Dezember war ich bei ihrer Adventlesung im der städtischen Bücherei Pannaschgasse und bei der Ö1 Hörspielgala habe ich sie auch gesehen. Gelesen habe ich ja nichts von ihr, zumindestens keine Romane, war aber bei der Buchpräsentation von „Engelsgift“ in der Buchhandlung Thalia und dann liest sie ja auch öfter bei „Rund um die Burg“ oder ich sehe sie auf der Buch-Wien.
Diesmal war nicht nicht so früh daran, bin aber auch über keine Buchabverkaufskisten gefallen, die waren schon weggeräumt, dafür winkte mir eine von Lesefrauen aus dem Lift entgegen und ein paar ältere Dame versperrten mir auf der Terppe in den ersten Stock den Weg. Dann war alles besetzt und ich mußte eine Weile suchen oder fragen, bis ich einen Platz fand, dafür stupste mich die Hilde Langthaler gleich an, die mit Susanne Ayoub befreundet scheint, beziehungsweise oft zu ihren Lesungen geht. Ein paar bekannte Gesichter, aus dem Lesetheater, Anita C. Schaub, etc und die einleitende Buchhändlerin erklärte, daß Susanne Ayoub ein gern gesehener Gast in der Buchhandlung ist und schön öfter ihre Bücher dort vorstellte.
Alfred Hrdlicka war Pate für das Buch, erklärte Susanne Ayoub in ihrer Einleitung und, daß sie einen dokumentarischen Roman geschrieben hat, weil es diese Leni, die mit sechzehn in das KZ Ravensbrück verschleppt wurde, offenbar wirklich gab, sie aber die Romanform wählte, weil sie dadurch mehr Leser erreicht.
Dann hat sie begonnen, mit der Geschichte der Sechzehnjährigen, die im zehnten Bezirk aufgewachsen ist, 1934 geboren, 1942 wurde sie verhaftet, weil sie in ihrer Wohnung einen Abziehapparat versteckte, weil ihre Mutter Kommunistin war und sie scheint irgendwie in den Widerstand hineingekommen und dann hat sie in der Nacht in der Gefängniszelle geweint. Ein Herr namens Schiller hat sie dort vernommen oder verprügelt, so daß sie sich eine Kunstfigur ausdachte, einen Kommunisten, der sie verführte und der Herr Schiller begann zu strahlen und nach ihm zu suchen. Ein Nachbar vernadert sie und sie wird zu zwei Jahren verurteilt, kommt in eine Erziehungsanstalt und dann nach Ravensbrück und nach 1945 wankt sie heim nach Wien, wird von der Schaffnererin von der Straßenbahn vertrieben, weil sie kein Geld für einen Fahrschein hat und niemand von den Nachbarn scheint auf sie zu warten. Dann trifft sie aber doch auf ihren Vater, holt ihm, als es das wieder gibt, Bier vom nächsten Gasthaus, meldet sich freiwillig bei den Trümmerfrauen und beginnt sich zu verlieben…
Susann Ayoub hat sehr viel gelesen, was mir besonders gefallen hat, daß sie den Dialekt des zehnten Bezirks, den es vielleicht gar nicht mehr gibt, sehr gut getroffen hat.
„Gemma, gemma!“ und die Leni holt das Reindl mit den Mohnnudeln, als sie ein anderer KZ Überlebender besucht.
Susanne Ayoub hat auch die Solidarität gelobt, die damals bei den Frauen entstanden ist und oft ein Leben lang angehalten hat.
Nachher gab es wieder Wein und das gute Brot mit den Nüssen, den Karotten oder Schinkenstückchen, ich habe mich mit Richard Langthaler und Anita C. Schaub unterhalten, die meinte, daß das Thema nicht mehr neu ist.
Stimmt, da gibt es schon sehr viele Bücher, ich habe vor kurzem auch ein solches gelesen. Aber trotzdem interessant und leicht zu lesen, leichter als die Jelinek wahrscheinlich, wie Richard Langthaler meinte. Wieder wahr wahrscheinlich und in der Buchhandlung lagen auch die meisten Bücher auf über die ich in den letzten Tagen gestolpert bin, Emily Waltons „Senfglas“, Cornelia Travniceks „Chucks“, aber auch „Schimons Schweigen“, „Ich nannte ihn Krawatte“ etc.

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