In der Alten Schmiede hielt Alexander Nitzberg wieder einmal seinen poetischen Trichter ab, den russischen Dichter, Übersetzer, Rezitator ich ja kenne, seit ihn mir Christel Fallenberg vorigen Jänner beim Fest für Ernst Jandl im Wien Museum vorgestellt hat, dann war ich bei einer seiner Veranstaltungen über Daniil Chrarms, habe ihn bei Felix Philipp Ingolds Dicht-Performance im März im Publikum gesehen. Heute ging es über die Majakowskischen Poeme, einem russischer Dichter und Futoristen, 1893-1930, den man vom Namen kennt und ich habe mir vor vielen Jahren, wenn ich mich nicht irre, wars an dem Tag, an dem Elias Canetti den Nobelpreis bekommen hat, bei Libro, ein Buch bzw. Broschüre von ihm gekauft und jetzt gabs eine literarische Erleuchtung und ich war früh dran in der Alten Schmiede, habe Julian Schutting gegrüßt, als der das letzte Mal vor mir in eine Veranstaltung gegangen ist, bin ich in die nicht hineingekommen. Jetzt ist er neben mir gesessen, auf der anderen Seite Pfarrer Balasz Nemeth, den ich ja von den ökumenischen Workcamps kenne, die ich in meiner Studentenzeit machte. Der Stammbesucher mit dem wir nach der Oksana Sabuschko Veranstaltung im Dachcafe gesessen sind, hinter mir und eine Dame begrüßte erst Julian Schutting, dann wandte sie sich an mich und sagte, sie kenne mich auch.
So entspannten sich schöne Gespräche. Lisa Fritsch war auch da und zuletzt ist noch Christiane Zintzen, leicht zu erkennen in ihrem in/ad/ae/qu/at-T-Shirt, hereingehuscht die ich selten bei Veranstaltungen sehen, obwohl sie ja viel über die ihrer Freunde berichtet. Sie setzte sich vor Julian Schutting und unterhielt sich mit ihm und der Stammbesucher entdeckte inzwischen eine kleine Büste auf dem Vortragspult und ging nach vorn um sie zu fotografieren.
Dann trat schon Alexander Nitzberg auf, bzw. wurde er von Kurt Neumann eingeleitet und das von ihm übersetzte Poem „Wölkchen in Hosen“, hatte ich mir schon am Büchertisch angeschaut und erklärte, daß diese Majakowski-Büste mehr dem realen Sozialismus, der den Dichter offenbar vereinbart hat, als dem Futoristen, den er vorstellen wolle, entspreche und begann mit ein paar auswendig und stehend vorgetragenen Gedichten in Deutsch und Russisch. Danach folgte die Aufführung, den von ihm übersetzten vierteiligen Poem mit einem Vorwort, da war nur das Vorwort auch auf Russisch, alles andere einsprachig. Kurt Neumann lobte am Ende die fulminante Vorführung als Höhepunkt der Trichter Performances und es gab wieder eine Stunde Pause, die ich mit einem Stadtrundgang verbrachte.
Danach standen eine Menge junger Leute vor der Alten Schmiede und es ging in den Keller, wo ein mir bisher unbekannter holländischer Autor, Peter Buwalda, derzeit Writer in Residence der Uni Wien Abteilung Niederlandistik, aus seinem noch nicht auf Deutsch erschienenen Bestseller „Bonita Avenue“ las.
Prof. van Uffelen leitete ein und erklärte, daß die jungen Leute, die Studenten der Niederlandistik seien, die mit dem 1971 geborenen Autor, der vorher Journalist und Lektor war, bevor er vier Jahre an dem Roman geschrieben hat, der 2010 in Holland erschien, schon viel diskutiert hätten und der Roman erklärte Kurt Neumann noch, würde den Niedergang einer Gesellschaft schildern. Der Professor zog Vergleiche von Kafka zu Thomas Manns „Buddenbrooks“, weil dessen Meisterwerk ja auch den Niedergang einer Familie schildert. Hier geht es um eine reale Explosion einer Feuerwerksfabrik, die 2000 in Holland passierte und es wird der Niedergang eines Rektors, Mathematikers und Judomeisters geschildert, dessen Sohn einen Mord begeht, während die Tochter in der Pornoindustrie arbeitet.
Peter Budwalda las drei Stellen vor, die dann noch auf Deutsch gelesen wurden. Da das Holländische ja eine Mischung zwischen Deutsch und Englisch ist, war aber ohnehin viel zu verstehen und ich habe durch meine Freundschaft mit Frans Postma, den ich auch durch die ökumenischen Workcamps kennenlernte, ja eine besondere Beziehung zu Holland und bin in meiner Studentenzeit sehr oft hingefahren.
Die Diskussion erfolgte dann auf Holländisch, weil die Studenten in dieser Sprache fragten, der Professor übersetzte, Peter Budwalda konnte aber ohnehin gut Deutsch und erzählte, daß er gleich mit einem Roman debutieren wollte, weil er erst mit dreißig oder so zu schreiben anfing. Er hat aber viel gelesen und als Lektor wahrscheinlich auch die entsprechenden Vorerfahrungen gehabt. Ehrgeizig ist er offenbar auch, weil es gleich ein Meisterwerk werden sollte. Jetzt schreibt er an dem zweiten Roman, in dem es um einen Pianisten und um Robert Schumann gehen soll. Bei dem ersten geht es, um Gewalt und Pornos und Peter Buwalda stellte den Vergleich an, was schlimmer ist?
Sein erster Roman ist jedenfalls ein Bestseller geworden und wurde in viele Sprachen übersetzt.Auf Deutsch erscheint er im Herbst bei Rowohlt, da ist die Alte Schmiede wieder einmal voraus, wie Kurt Neumann in der Einleitung erklärte und wenn er im Oktober in Frankfurt auf dem blauen Sofa vorgestellt wird, habe ich schon was zu verlinken. Ich habe mir heute allerdings auch das „Blaue Sofa“ angeschaut, das der ZDF am Freitag sendete und da stellte Wolfgang Herles einen Roman eines Amerikaners vor, der ebenfalls erst im Herbst erscheinen wird.
2012-05-21
Literarische Erleuchtung und holländischer Bestseller
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