Literaturgefluester

Garten- und Romanarbeit

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Eigentlich habe ich gestern ins Literaturhausgehen wollen, wo die Edition Exil drei Autorinnen, darunter Ceher Sakirs neuen Erzählband, vorstellte, aber heute ist ein Feiertag. Ich habe am Freitag keine Stunden, der Alfred war drei Wochen in Australien und der große Garten seiner Eltern braucht, seit sein Vater das nicht mehr machen kann, Betreuung. Das Gras wächst, die Weinreben gehören angebunden, das Gemüse gesetzt, etc und die Mutter benötigt auch eine Einkaufshilfe, denn die Einkaufscentren sieben Kilometer weg…
Also ein verlängertes Wochenende am Land, mein Wellness und Literaturressort sozusagen, da ich ja immer von den Schreibwerkstätten rede, die ich mir selber mache und da ist sicher wieder eine angesagt, damit es mir nicht, wie bei den letzten Projekten passiert, seltsamerweise ist die Krise da jeweils in Harland ausgebrochen, aber das ist ja auch ein sehr schreibintensiver Ort, kein Telefon läutet, keine Klienten kommen…
Es gibt nur die Badewannelesesessions, das Radfahren an der Traisen und natürlich das Surfen auf den Literaturseiten und bei den Bücherbloggern, aber das ist ja sehr inspirierend. Interessant ist es auch, weil man da gelegentlich die spannensten Dinge erfährt, zum Beispiel, das Cornelia Travnicek jetzt Jungunternehmerin ist und in Krems einen Bubbleteashop managt, was mich ein bißchen verwirrte, weil mich die Frage beschäftigte, wie sie dann gleichzeitig ihre Romane schreiben, auf Lesetouren, beim Bachmannpreis lesen und noch als Programmiererin arbeiten kann. Sie ist aber eben ein Kugelblitz, wie sie sich in ihrem TddL-Porträt selbst beschreibt. Die Videoportraits auf der Bachmannpreisseite sind fertig, so daß man sich schon anschauen kann, wer heuer in Klagenfurt lesen wird. Außer Cornelia Travnicek, sind mir nur Leopold Federmair und Olga Martynova bekannt. Habe also keinen Tip für eine Preisprognose, daß Cornelia Travnicek den Elan hat, vielleicht auch mit den Kriterien dieser Riesenmaschine, einen der kleineren Preise zu gewinnen, könnte ich mir vorstellen. Die großen Preise, gehen ja meist an die Deutschen und da ja schon letztes Jahr eine Österreicherin gewonnen hat, halte ich die diesbezügliche Chance für eher gering. In einem Monat werden wir es wissen und da werde ich wahrscheinlich auch in Harland sein, da die TddL, wie es jetzt heißt, ja inzwischen erst Anfang Juli, um wegen der vielen Fußballspiele nicht in Konkurrenz zu kommen, stattfinden.
Und irgendwie bin ich ja auch ein Kugelblitz, zumindestens beim Schreiben. Nämlich sehr sehr schnell, so daß jetzt schon drei Texte auf Alfreds Schreibtisch auf die Fertigwerdung warten. Feedback ist aber, wo ich mich schon so beklagte, keine Lesungen mehr zu haben, auch gekommen, so werde ich die „Frau auf der Bank“ schon am 29. Oktober in der Alten Schmiede vorstellen. Bei der „Wiedergeborenen“ warte ich, daß sie mir der Alfred zur Endkorrektur bringt. Den Buchtext und das Foto haben wir schon, den Umschlag muß der Alfred erst gestalten, dann die „Paula Nebel“ in seinen Computer aufnehmen und mir die Literaturgeflüstertexte in meinen schicken, damit ich die ordentlich korrigieren kann, eine euphorische Stimme dazu gibt es schon und dann hat die Kugelblitzin in mir, trotz der vielen Baustellen, die mich etwas verwirren, auch schon wieder das neue Projekt begonnen, das diesmal schöner, besser und endlich der Roman werden soll… eh schon wissen.
Ich habe mich am vorigen Wochenende aber auch mit der Frage beschäftigt, was mir eigentlich wirklich fehlt, um einen „richtigen Verlag“ zu finden und da ich ja ziemlich monogam vor mich hinblogge, weiß ich die Antwort nicht wirklich. Habe nur ein paar Vermutungen und da auch ein Verdacht, daß es vielleicht auch an anderen und nicht nur an meinen „S“-Fehlern und, daß ich halt sehr realistisch schreibe, nämlich an dem liegen könnte, was Barbara Neuwirth einmal sehr vorsichtig „Du bist in keinen Förderkreis“ genannt hatte, ja die Hemmung und die Schüchternheit, vielleicht auch das fehlende Charisma…
So wirklich glauben, doch noch in den Literaturbetrieb hineinzukommen, tue ich ja nicht und ich bin es auch schon, wenn nur sehr am Rand und ein paar Aufforderungen von außen kommen ja auch hie und da.
So habe ich vor kurzem ein paar Texte für die „5 er Edition“ der Margaretner Autoren, wo es ja im November eine Lesung gibt, weggeschickt, an dem Aufruf „Veza lebt“, habe ich mich auch beteiligt und was das Schreibseminar betrifft, denke ich mir ja immer, daß ich mir dieses Jahr oder vielleicht auch nur den Sommer Zeit lassen könnte, in mein neues Projekt wirklich hineinzukommen und da habe ich, als ich die Literaturgeflüstertexte sehr schnell zusammengesucht hatte und der Alfred noch in Australien war, ja schon mit dem Schreiben begonnen und inzwischen neunundzwanzig Seiten und zehn Szenen. Den Arbeitstitel „Ein Glas zuviel“ und zwei Ideen, von denen ich ausgehe. Es ist noch ziemlich eindimensional, nämlich die Figur der Kerstin, die nach einer besoffenen Nacht ihren Freund hinausschmeißt, ihn zurück haben will, er kommt aber nicht und sich auf einen Entzug begibt und ich bin jetzt schon wieder an der Stelle, wo ich mich frage, wie geht es weiter? Habe ich mich schon an den Rand geschrieben? Wo muß ich aufpassen, langsamer, tiefer werden, etc.
Das habe ich jetzt vor dieses Wochenende sehr intensiv zu tun, also wieder alles durchgehen, vielleicht doch so was wie ein Arbeitsexpose, wie das jetzt ja heißt zu machen, obwohl ich darin trotz meiner peniblen Gründlichkeit nicht sehr gut bin und in der Schule bei den Deutschschularbeiten, die Gliederung immer erst nachher geschrieben habe. Die Frage, was machen die, die zwei drei Jahre und nicht sechs Wochen für ihre Arbeiten brauchen anders, ist aber schon sehr interessant. Und wäre über diesbezügliches Feedback und Rückmeldungen auch dankbar. Die aufmunternde Stimme eines Lektors fehlt ja sicher und für bezahltes Textcoaching, wie es Anni Bürkl et al anbieten, bin ich zu geizig. Das das holen sich die sogenanten Profiautoren ja sicher ebenfalls nicht und Testleser habe ich keine, das tue ich mir, da es eh schon mühsam genug ist, jemanden für den Beschreibungstext zu finden und da oft Absagen kommen, nicht an. Also selber im Schreibressort Harland und auch in Wien fündig werden. Inzwischen bin ich, glaube ich, auch so selbstbewußt, daß ich mir zutraue ein bißchen langsamer, werden, innehalten und immer wieder fragen, wie machen das jetzt die anderen? Was fehlt mir noch? Das ist doch gelacht, daß das ausgerechnet nir nicht gelingt!
Den festen Vorsatz mindestens hundert Seiten zu schreiben und nicht wieder bei vierzig fertig zu werden habe ich, also werde ich jetzt auch schauen, ob ich nicht vielleicht doch mehrere Handlungsstränge einbauen soll. Das hatte ich ja früher meistens und überlegen, was will ich genau?, ist sicher auch ganz wichtig. Denn da schummle ich mich ja meistens weg. Was mir jetzt schon ganz gut gelingt, ist nicht in Panik zu geraten, wenn ich mal flach und Blödsinn schreibe, sondern stehen lassen und die Szene am nächsten Tag kritisch herzunehmen und zu verändern. Die Frage, wo will ich hin, ist also schon sehr wichtig und die Struktur „Du schreibst jetzt hundert Seiten und bist jetzt beim ersten Drittel, brauchst also deine Höhepunkte und deinen Schluß!“, ist das sicher auch. Ansonsten, das habe ich ja schon geschrieben, ist das Thema diesmal neu für mich und nicht so abgelutscht, wie bei den letzten und der Gedanke, du kannst schreiben und solltest nur noch das finden, was dir noch fehlt, um gut zu werden, ist sehr hilfreich, obwohl ich schon weiß, daß das vielleicht auch an anderen liegt und wenn ich da so offen über meine Schwierigkeiten blogge, setzte ich mich bei denen, die das nicht so machen, vielleicht wieder ins Fettnäpfchen. Mir hilft das, glaube ich, aber schon und wäre fasziniert gewesen, wenn ich vor zwanzig, dreißig Jahren so etwas gefunden hätte.
Ansonsten gibt es eine traurige Mitteilung. Ray Bradbury mit dem ich mich ja vor kurzem beschäftigt habe, den „Friedhof für Verrückte“ gelesen habe und mich nach Ostern von ihm ein bißchen aus der Krise heraushelfen ließ, ist gestorben und da bin ich schon beim Thema lesen. Das ich für mein Schreiben ja sehr hilfreich finde. Ich glaube, ich lese deshalb soviel, weil ich herausfinden will, wie das die anderen machen. Da es aber die Bücherschränke gibt, habe ich einen großen Sub und da hätte ich mich ja bis Ende juni gerne bis zu Buch 47 auf meiner Leseliste vorgelesen, weil ich dann Sommerfrische mache und wir auch zwei Wochen in die baltischen Staaten fahren und da ich 2002 in Frankfurt auf der Buchmesse war, als Litauen Gastlad war, habe ich in Wien ja sicher einige Leseproben und Broschühren, die ich mitnehmen könnte, es also vielleicht nicht ganz schaffen werde. Die „Wilma“ und der Leon de Winter bleiben in Wien also vorerst liegen, während auf der Harlander Leseliste gerade der dicke Stefan Heym „Lenz oder die Freiheit“ steht, mal sehen, ob ich das bis Sonntag schaffe.

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