Nachdem ich in der ersten Sommerfrischenwoche eigentlich in Klagenfurt war und mir nachher überlegte, was ich von diesem Wettlesen und dem schönsten Betriebsausflug der Literatur eigentlich für mich mitgenommen habe, beginnen die Sommertage auf der Harlander Terrasse und den Radtouren auf der Traisen entweder in Richtung St. Pölten oder Wilhelmsburg jetzt mit meiner Schreibwerkstatt beziehungsweise der Korrigierarbeit an „Kerstins Achterln“ und das ist es, was ich mir aus Klagenfurt, außer, daß ich mir Cornelia Travnicecs Bildergalerie auf ihrer Facebookseite angeschaut habe, mit dem Interview von Wolfgang Tischner mit Olga Martynova, wo sie sagte, daß sie manchmal tage- oder wochenlang nach dem richtigen Wort sucht, weil Schreiben schwierig ist, ganz egal, ob man das jetzt in Deutsch oder in Russisch tut. Und das habe ich schon erkannt, daß mich das vielleicht noch von den sogenannten Profis unterscheidet, daß ich in meiner Hemmung und in meiner Freude überhaupt etwas hinzubekommen, schnell schnell schreibe, das dann stehen lasse oder nur nach Rechtschreibfehlern suche. Früher habe ich das dann an Jung und Jung nach Salzburg oder an die anderen zweiundvierzig Verlage geschickt, deren Adressen im Handbuch der IG-Autoren standen. Am Freitag und am Sonntag bin ich nach meinem Bachmannlesungssurfing vor meinem Text gesessen, habe die Szenen vor mir gehabt, wo Kerstin den kleinen Hektor im Stadtpark trifft oder vorher die strahlende Braut Traudl Obermüller fotografiert und gestöhnt, ob der Szenen, wo ich noch nicht Tage oder Wochen nach dem richtigen Ausdruck gesucht habe. Denn das ist genau das, wo ich jetzt stehe und es gut ist es zu lernen. Zum Rohentwurf brauche ich etwa sechs Wochen, dann fängt die eigentliche Korrigierarbeit an. Das weiß ich auch schon, denn ich korrigiere ja schon länger dann einige Monate und gehe das Ganze auch Szene für Szene durch. Daß ich am Inhalt dabei gar nicht mehr soviel verändere, nur die berühmten zehn Prozent Wortwiederholungen wegkürze, habe ich auch schon geschrieben.
Was ich mir von diesem Bachmannpreis mitnehmen will ist, daß ich kritischer gegenüber meinen Szenen werden will und genauer schauen, wieviel ich an den Wörtern ändern will, bis sie sitzen. Früher habe ich ja auch schlechte Szenen stehen lassen, jetzt sollte ich mir die anmerken und dann wirklich versuchen solange umzuschreiben, bis sie passen. Damit habe ich auch schon begonnen, nämlich 2005, als ich die „Fluchtbewegungen“ korrigierte und vorher damit bei der „Text und Kritikwerkstatt“ auf der Silvrettahöhe war, wo, das wie in Klagenfurt ordentlich zerstampft wurde. Dann habe ich schönere Phrasen eingefügt und versucht sprachlich besser zu werden. Das kannst du also auch schon ein bißchen, liebe Eva und genau das habe ich in meiner Sommerfrische auch vor, die ich in den Sommermonaten ab Mittwoch machen will. Das Rohkonzept ist ja schon einige Zeit fertig, jetzt gehe ich zum ersten Mal das Ganze durch, finde, wie beschrieben dabei Szenen, die noch nicht passen und ordentlich überarbeitet gehören.
Wenn ich damit einmal durch bin, werde ich mein Notizbuch herausnehmen und schauen, was ich mir da an Ideen aufnotiert habe, dann auf die Fehler achten, wie heißt jetzt der Galerist und was war am Mittwoch oder Donnerstag? etc und dann wieder Szene für Szene und solange an der Sprache arbeiten bis ich zufrieden bin.
Eine Bachmannlesungseinladung werde ich damit wahrscheinlich nicht bekommen, weil ich ja mit dem, was ich „Abheben“ nenne, meine Schwierigkeiten habe. Ich denke aber, ich will es so hinbekommen, daß es mir gefällt. Daß ich es als fertigen realistischen Text betrachte, der auch sprachlich passt. Und da finde ich beim Lesen oder auf Veranstaltungen, jetzt manchmal etwas, wo ich denke, das kann ich eigentlich auch!
Also auf in eine schöne Sommerfrischenkorrigierarbeit. Denn das habe ich mir ja auch in einem Sommer, als es das Literaturgeflüster noch nicht gab, so vorgenommen, eine Schreibwerkstatt zu machen, wo ich noch nicht so genau wußte, was in einer solchen passiert. Jetzt kann man das durch die Online Schreibwerkstätten herausfinden und da habe ich ganz am Beginn meiner heurigen Sommerfrische gleichmal eine bei Thomas Wollinger gemacht.
Ein guter Start in diesen Sommer, der vielleicht ein wenig hektisch wird, weil Alfreds Vater im Februar oder März von allen unbemerkt einen Schlaganfall hatte, danach im Bett liegen blieb und nächste Woche eine vierundzwanzig Stunden Pflegerin kommt. Seit einigen Jahren mache ich schon die von mir genannte Sommerfrische, wo ich mir im Juli und August meine Stunden auf ein paar Tage zusammenlege und den Rest der Woche in Harland verbringe, so daß ich die wenigen Literaturangebote, die es in Wien den Sommer über gibt, versäume. Da sind beispielsweise die O-Töne im Museumsquartier, wo am Donnerstag das Who is who der österreichischen Neuerscheinungen auftritt, das werden in diesem Sommer Friederike Mayröcker, Cornelia Travnicek, Julya Rabinowich, Lilian Faschinger, Walter Grond, Olga Flor, Clemens J. Setz und Wolf Haas sein. Roul Schrott hat schon vorige Woche eröffnet. Vor zwei Jahren war ich, während der Alfred in den Masuren war, einige Mal dabei und habe auch schon 2009 davon berichtet. Die Sommerlesereihe im „Cafe Prückl“ der Zeitschrift „Podium“ organisiert von Christa Nebenführ gibt es auch. Da werde ich am nächsten Montag zum Auftakt in die Alte Schmiede gehen und damit mein Veranstaltungsprogramm für diesen Sommer wahrscheinlich beenden.
Bücher werde ich natürlich lesen, aber auch da meine Leseliste unterbrechen, bzw. am Dienstagmorgen den „Engel mit der Posaune“ in die Badewanne mitnehmen, während im Harlander Wohnzimmer ein riesiges Bücherregal auf mich wartet, wo jene drei bis fünfhundert Bücher stehen, die ich von dem sogenannten Bücherkasten meiner Eltern erbte, meistens Büchergilde Gutenberg Ausgaben. Pearl S Buck, Traven, Sigrid Undset, Vicki Baum, etc, die ich schon immer lesen wollte.
Jetzt habe ich mir einmal, da ihn Thomas Wollinger so oft auf seiner Seite zitiert, den „Radetzkymarsch“ vorgenommen und dann noch Ulrich Bechers „Nachtigall will zum Vater fliegen“.
Das ist zwar kein Buch aus der väterlichen Bibliothek, sondern eines, das die Städtische Bücherei in den frühen Neunzigerjahren ausschied. Ich habs in der Gumpendorferstraße gefunden, zu lesen angefangen, aber keine Ahnung, wer Ulrich Becher ist, kannte ich ja nur Johannes R. Becher und daher liegenlassen. Dann bin ich nach Leipzig gefahren, habe dort ein Aufbau Taschenbüchlein mit Briefen aus den Fünfzigerjahren aus der Abverkaufskiste gezogen, vor zwei Jahren dann, den zweiten Bücherfund „Kurz nach 4“, das inzwischen wiederaufgelegt wurde, gelesen und in der grünen Neuausgabe gibts ein langes Vorwort zum Leben von Roda Rodas Schwiegersohn. Das habe ich mir bei der Buch-Wien vom Verleger schenken lassen.
„Lesen Sie es!“, hat er mir geraten, aber das habe ich ja schon und noch mal kann ich es nicht gut besprechen. Ich werde es mir aber nächste Woche aus Wien mitnehmen und die biographischen Angaben in die Besprechung der „Nachtigall“ einfließen lassen und dann habe ich gestern vom Haymon-Verlag die Nachricht, daß sie mir ab nun ihre Neuerscheinungen als Vorausgaben für den E-Book Reader schicken werden. Den habe ich zwar nicht, man kann es aber im Computer lesen und das werde ich jetzt einmal probeweise mit Jochen Jungs „Wolkenherz“, die eine leichte Sommergeschichte sein soll, auch tun.
Werde also in meiner Sommerfrische sehr beschäftigt sein, am Sonntag kann ich noch einmal Alfreds Vater in seiner Reha besuchen. Im August fahren wir in die baltischen Staaten, da nehme ich mir die letzten beiden Geschenkbücher des Hauptverbandes zum Tag des Buches mit, wo es um das Reisen geht und in einer großen Tasche die Literatur über Litauen, die ich 2002 als es Gastland in Frankfurt war, dort bekommen habe.
Ein bißchen surfen in den Blogs der anderen, werde ich neben lesen, korrigieren Rad fahren und es mir gut gehen lassen, natürlich auch.
Jetzt gibts noch einen Einblick in das Best-of Sommerfrischenarchiv 1 2 3 4 5 6 7
Und geschrieben beziehungsweise korrigiert habe ich in meinen Sommerfrischesommern auch recht fleißig 2008, 2009, 2010 und 2011
Sommerfrische mit Korrigerarbeit
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