Vielleicht passt es die Sommerfrische, wenn das Korrigieren des Textes auf der Terrasse doch nicht so gut, wie erwartet weitergeht, ich habe es zwar getan, das Bachmannpreis-Hören hat die Latte aber sehr hoch gelegt und in meinen Texten steht ja wirklich öfter „sagte sie“ und so vielschichtig, wie es selbst, die nicht viel über Zwanzigjährigen, dort probieren, bin ich wirklich nicht, mich mit dem nach dem Schreiben nächst Wichtigen, dem Lesen zu beschäftigen, denn da war ich beim Sommmerfrischeartikel ohnehin und habe ich auch etwas vergessen.
Sind wir ja, als wir am Dienstag nach Harland gefahren sind, bei Pressbaum abgefahren und dann, weil sich der Alfred verfahren hatte, nach Purkersdorf zurückgekehrt, um Christiane Maringer, die das Layout für die neue Volksstimmeanthologie „Frauen texten- Frauen lesen“, die jetzt doch fertig geworden ist und am 18. Juli erscheint, macht, den USB-Stick dafür zu bringen, denn der Alfred ist ja ein eifriger Fotomacher und hat die Volksstimmefestlesungen immer genau fotografiert. Am Mittwoch kam dann die Nachricht von Christoph Kepplinger, daß das Buch am 18. Juli aus der Druckerei kommt und dann verschickt wird, der Alfred hat mir aber schon vorher die PDF-Datei geschickt, so daß ich mir das Buch schon anschaute und da sind wir ja bei einem wichtigen Thema „Bücherdämmerung“, nennt es Konrad Paul Lissmann, im Standard vom 7. Juli und hat die Vorstellung, daß man in Zukunft in eine Wohnung kommt und dort wo früher die Billi-Regale mit den zweitausend Büchern waren, an denen man die Menschen erkennen konnte, hängen „Bilder, Fotos, exotische Gegenstände und ein in Leder gehüllter E-Book Reader gibts am Couchtisch. Aber kein Buch nirgends.“
Weil das Wochenende wegen Bachmannlesen bei mir hektisch war, habe ich den Artikel nur eher überflogen, denn E-Bookreader, eh schon wissen, kommt mir keiner in das Haus. Dann kam ein Mail vom Haymon-Verlag, daß sie die Rezensionsexemplaren jetzt auch elektronisch anbieten und da war vor ca einem Jahr eine Aufregung in der Bloggerwelt, wo sich eine Bloggerin zuerst darüber beklagte, dann von den Kollegen beschimpft wurde und sich schließlich dafür entschuldigte.
Ich werde den Versuch machen und Jochen Jungs „Wolkenherz“, auf dem Laptop lesen. Unterstreichen, wie ich das so gern und so oft mache, kann ichs da nicht, höchstens ein Blatt Papier daneben legen. Auf dem Kindle könnte ichs, aber den kaufe ich mir wahrscheinlich doch nicht, obwohls die anderen Bücherblogger das nach und nach tun.
Libromanie hat erst vor zwei Tagen, den „Ich habs getan!“ – Artikel geschrieben und erklärt, daß sie sich gar nicht mehr vorstellen kann, was sie früher dagegen hatte, denn es ist ja sehr bequem und dort wo sie in den öffentlichen Verkehrsmitteln fährt, fällt sie mittlerweile mit der dicken Schwarte auf. Bei uns in Wien tut man das noch nicht und wenn die Frau Klüger bei der Eröffnung in Klagenfurt ihre Rede vom Kindle liest, flippen alle noch aus und schreien „Wow!“
Ich sehe ja schon ein bißchen den Zusammenhang, wenn jetzt die offenen Bücherkästen so boomen und wie die Schwammerln aus dem Boden sprießen und denke, da räumen die, die jetzt einen Kindle haben, ihre Regale aus, um Platz für Bilder, Fotos und Kunstwerke zu machen und denke auch, wie Lissmann, daß ich nicht so ganz sicher bin, ob eine Datei oder ein Buch wirklich dasselbe ist? Die Datei kann man wieder löschen, der Reader kann kaputt gehen. Daß ich das Buch riechen, halten, tasten will, ist bei mir aber auch nicht so und halte das für ein Scheinargument, das zuerst alle nachplapperten und dann nach und nach, genauso, wie bei den Handies ihre Bücher elektronisch kaufen. Aber vielleicht werden die Leute, die ohnehin schon wenig gelesen haben, dann auf dem Handy etwas anderes machen und meiner Meinung nach sind zwanzig Euro oder was bei uns die E-Bücher kosten, auch zu teuer. Aber in Amerika, wo die E-Bookleser derzeit sind und die Frau Klüger lebt auch dort, ist das anders und die Autoren, die jetzt so eifrig ihre Bücher bei Amazon anbieten, verlangen auch nur 0.99-4.99 dafür oder machen überhaupt Gratisaktionen.
Daß ein Autor, der vorher schwer einen Verlag gefunden hat, seine Leser und das Geld plötzlich über E-Books findet, glaube ich auch nicht, außer er macht sehr viel Werbung dafür und hat den Zugang, daß sich die Lesewelt aber ändern wird, ist klar und hat das auch schon.
Und da ist eine, für die das Lesen immer schon sehr wichtig war. Über meine Kindheit in dem Wohn- und Schlafzimmer mit dem Bücherkasten und den Büchergilde-Gutenberg-Büchern habe ich ja schon geschrieben und die Weihnachten mit dem Buchgeschenk der Kinderfreude, daß sie SPÖ Mitglieder offenbar bekamen. So ist das Lesen für mich eigentlich immer wichtig gewesen, daß ich schreiben wollte, wußte ich aber auch schon in der Volksschule, obwohl ich es erst nach der Matura „professionell“ betrieb und damit immer noch meine Schwierigkeiten haben. Bücher waren bei uns immer da. Der Vater war ja außer Krankenkassenangestellter und nebenberuflicher Kartenabreißer im SPÖ-Tanzlokal in Hernals auch Referent der Büchergilde, Bezirksparteifunktionär war er auch. Bücher gekauft habe ich mir dann auch nach meiner und durch mein ganzes Studium und habe daher sehr viele der uralten Residenz- und andere Erstausgaben aus den Siebzigerjahren. Dann habe ich damit aufgehört und nur noch zu tauschen angefangen. Jetzt gibts die Bücherkästen und durch das Literaturgeflüster die Möglichkeit an Rezensionsexemplare zu kommen und ich habe einen Bücherüberschuß, weil ich ja an den Bücherschränken nicht vorbei gehen kann und in den letzten zwei Jahren, wenn ich im Sommer am Montag zum Rathausplatz ging, auch manchmal einen Umweg über die Zieglergasse machte, obwohl ich ja einiges Ungelesenes habe, was ich in den zwanzig Jahren, in denen ich realistischerweise noch werde lesen können, wahrscheinlich gar nicht schaffe und dann kann man seine Bücher ja zweimal lesen, bei den haptischen, die man riechen und angreifen kann, geht das ja und weiß oft selber nicht, habe ich die Bücher, die ich mir früher sehr zahlreich kaufte, jetzt alle gelesen oder nicht? In Harland steht zum Beispiel vom Joseph Roth „Hotel Savoy“, „Links und Rechts“ und „Im Spinnennetz“. Da war ein Jubiläuumsjahr und ich konnte beim Libro auf der Mariahilferstraße nicht vorüber gehen. Habe ich die jetzt gelesen oder nicht? Und als Studentin vor vielen vielen Jahren gabs offenbar ein paar der gelben Goldmann-Taschenbücher. Da war die „Verlorene Geliebte“ von Johannes Urdzidil dabei und da gab es im letzten Jänner eine Veranstaltung. Die bemühte Eva hat das Buch auf die Sommerliste gesetzt. Ich kann mich nicht erinnern es gelesen zu haben, aber gestern in der Badewanne, finde ich dann Bleistiftstriche, offenbar habe ich mir schon früher einiges angemerkt.
In Harland steht der Inhalt des Büchergildekastens meiner Eltern und ich wollte das ja schon 1995 als mein Vater starb lesen und vorher als ich ihm betreute, habe ich mir die Bücher immer ehrfürchtig angeschaut. Ein paar der Vicki Baums und Brunngrabers, etc, habe ich auch gelesen und da die Erfahrung gemacht, daß nicht mehr alles, was in den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts geschrieben wurde, lesbar ist, weil zu langatmig etc, offenbar gabs damals kein Lektorat oder man hatte andere Vorstellungen und mehr Zeit zum Lesen.
Vor den Bücherschränken hats ja die Büchertürme bei der „Literatur im März“ gegeben. Da haben die Verlage offenbar das Unverkäufliche hingekarrt. Ich habs begeistert genommen und hätte inzwischen wahrscheinlich auch das meiste gelesen, mein Pech war nur die Idee des Frank Gassners vor zwei ein halb Jahren und seither weiß ich, ich schaff es nicht, ziehe aber immer wieder etwas heraus, zum Beispiel die Gedichte von E.A. Richter, weil ich mit dem Autor inzwischen in Kontakt gekommen bin. Die Bücherabverkaufskisten sind für mich auch immer sehr verlockend. Da hats vor vier Jahren beim Thalia in der Kremsergasse einen gegeben, der dritte Literaturgeflüsterartikel handelt davon und bravo, bravo, Eva, die sind jetzt alle aufgelesen.
Ein paar der Büchergildebücher werde ich vielleicht noch diesen Sommer schaffen und die, die mir jetzt raten, daß ich ja nicht zu den offenen Bücherkästen gehen müßte, man soll sich dort ohnehin bevor einem die Zugreifwut packt, fragen, werde ich das alles jemals lesen?, antworte ich, doch! Ich will sie ja alle lesen und denke, die Bücher sind bei mir gut aufgehoben und, daß sich vielleicht in fünfundzwanzig oder so Jahren, wenn die Bücherlandschaft ganz anders aussehen wird, jemand freut, wenn die Anna meine sechs- oder siebentausend Stück zu den Bücherkästen, falls es die noch gibt, karren wird, habe ich schon geschrieben.
Denn ich lese immer noch sehr gern, da bin ich offenbar eine der wenigen Autorinnen, die sich auch für die anderen interessiert, aber ich finde es wirklich spannend zu erfahren, was und wie die schreiben, denke, daß ich viel dabei lerne, auch wenn ich nicht alles umsetzten kann und das Literaturgeflüster hat mein Leseverhalten eindeutig gesteigert, weil ich, wenn ich die Bücher schon habe, mich ja irgendwie verpflichtet fühle, sie auch zu lesen und daß ich, seit ich darüber schreibe, genauer lese, habe ich auch schon geschrieben.
Also auf in die spannende Zeit, wo ich bald mit einem Buch in der Hand genauso, wie jetzt schon mit dem Festnetz, auffallen werde. Daß die Bücher aber so nahtlos, wie die Schallplatten in die CDs übergehen, glaube ich auch wieder nicht. Sind wir also gespannt und jetzt in einen schönen Büchersommer und da hätte ich vor zwei Wochen ja meinen Korb für den Strand in den offenen Schränken locker gefunden, endlich den „Radetzkymarsch“, zu lesen, tut es aber sicher auch.
Und über den Bücherkasten meiner Eltern habe ich natürlich auch geschrieben. Im „Best of Eva Jancak II“, Lesebuch gibts glaube ich einen Text, der in der Schreibwerkstatt der Gewerkschaft „Was hatten wir an Literatur zu Haus“ entstanden ist und dann gibts im Wiener-Stadtroman ja auch einen alten Büchersammler und diese Szenen wollte Reinhard Wegerth bei den Textvostellungen, die es 2007, in der Alten Schmiede und leider, leider noch kein Literaturgeflüster, gab, von mir hören.
Bücher lesen
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