Literaturgefluester

Litauischer Literaturstreifzug

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Da wir ja 2002 auf der Buchmesse in Frankfurt waren, bin ich mit einer ganzen Büchertasche über litauische Literaturinformationen in diesen Urlaub aufgebrochen, obwohl ich nicht sehr viel Ahnung über die Literatur Litauens habe.
Gut, 2002 war Litauen Gastland in Frankfurt, da gab es einen Pavillon mit Informationsständen und ich habe mir, bin ich ja eine Sammlerin, auch die vielen Autorenportraits und sonstigen Broschüren, die es gab, eingepackt und in mein Bücherregal gestellt.
An Teepäckchen, die man sich mitnehmen konnte, kann ich mich auch erinnern. Die Tees habe ich getrunken, in den Broschüren wahrscheinlich geblättert und mich über die seltsamen Namen, die die litauischen Autoren haben, wahrscheinlich gewundert. Ö 1 hat in Ex Libris, glaube ich, auch ein bißchen über die litauische Literatur berichtet und dann darauf vergessen, gibt es ja so viel anderes zu lesen und so bin ich, erst wieder 2010 bzw. 2011 durch den Bank Austria Literaturpreis daraufgestoßen, denn da hat ja Renata Serelytes „Blaubarts Kinder“ gewonnen. Das Buch konnte man sich bei der Veranstaltung im Radio Literaturhaus nehmen, Anfang 2011 habe ich es brav gelesen und bin ein bißchen über die Geschichte und auch sonst gestolpert, gab es ja keine Autorenangaben auf dem Buch. Im Internet war auch nicht viel zu finden und, daß ich 2002 aus Frankfurt so ein kleines rotes Autorenportrait mitgenommen habe, hatte ich vergessen.
Cornelius Hell hat „Blaubarts Kinder“ übersetzt, ihn hatte ich damals ein Mail geschrieben und auf einer literarischen Soiree bezüglich des Buches angesprochen, er hat mir auch die gewünschten Informationen gegeben, ich hatte das Buch auch schon besprochen und der Wieser Verlag hat auf meine Besprechung dann auch in seinem Verlagsprogramm hingewiesen.
Vor dem Urlaub habe ich bei Cornelius Hell noch einmal angefragt, was er mir zu lesen empfehlen würde, der ja auch ein Buch üer litauische Autoren herausgegeben hat, das in den Reiseführern empfohlen wird und habe die Broschüren in die Tasche eingepackt, die mir Alfred aus Australien mitbrachte und so bin ich dann auf dem Campingplatz bei Trakai in dem kleinen Gasthaus, wo die Familien ihre Feste feierten, gesessen und habe in „Best writing from an about Lithuania“ geblättert. Das ist eigentlich eine Kulturzeitschrift, die anläßlich der Buchmesse herausgegeben wurde und sich sämtlichen Teilen der litauischen Kunst widmete. Es gab aber eine Einführung des Obmanns des Schriftstellerverbands und eine Geschichte über die Kindheit von Romualdas Granauskas“ und so habe ich mich durch die litauische Literatur gekämpft.
Im Merian-Heft gibt es einen Streifzug über die balitsche Kunstszene und da wird die 1961 in Vilnius geborene Jurga Ivanauskaite, die mit ihrem Roman „Regenhexe“ berühmt geworden ist, vorgestellt und so ein kleines rotes Prosaheftchen über Jurga Ivanauskaite habe ich auch und da gibt es einen Auszug aus der „Regenhexe“, in dem eine Frau einem Psychotherapeuten über ihre Liebe zu einem Priester erzählt, eine Hexe über ihre Liebeserfahrungen sinniert und auch Maria Magdalena ihre Liebe zu Jesus gesteht.
Darin habe ich erst am Campingplatz in Wigry auf der Rückfahrt unserer Reise gelesen. Denn wir sind bei der Hinfahrt ja nur einen Nachmittag in Trakai und in Vilnius gewesen und dann gleich nach Riga weitergefahren, wo ich sehr bedauerte, daß ich Hennig Mankells „Die Hunde von Riga“ nicht als Reiselektüre eingepackt hatte.
In Estland und in Finnland war auch keine Zeit sich mit der litauischen Literatur zu beschäftigen, aber am Nachmittag in Wigry, habe ich die Autorenportraits durchgeblättert. Sie sind auf Deutsch geschrieben, teilweise auch von Cornelius übersetzt und in die Sparten Prosa und Lyrik aufgeteilt.
Neunzehn solche Heftchen habe ich mir von Frankfurt bzw. auf meine Reise mitgenommen und das über Renata Serelyte, die auch in den anderen Heftchen als Literaturkritierin ihre Eindrücke über ihre Kollegen schildert, war natürlich besonders interessant.
2002 war „Blaubarts Kinder“ offenbar noch nicht erschienen, nur ihr erster Roman „Sterne der Eiszeit“ aus dem es Auszüge gab, das Heftchen offenbart auch sehr viel Biografisches über die 1970 in Simonys geborene Lyrikerin, Prosaistin und Dramatikerin, die in Vilnius Litauistik studierte. Sie war damals auch schon in mehreren Sprachen übersetzt und das Heftchen hat ein langes Werkverzeichnis, nur zu mir ist das nicht durchgedrungen, aber auch sonst ist die litauische Literatur in Österreich trotz Frankfurt, glaube ich, nicht sehr bekannt, obwohl wir in Cornelius Hell einen sehr bemühten Übersetzer haben. So hat er auch Vanda Juknaites „Das gläserne Land“ übersetzt, das bei Otto Müller erschienen ist und Vanda Juknaite ist, wie die Literaturkritikerin Renata Serelyte in dem Heftchen schreibt, eine wichtige Vertreterin der Frauenliteratur und schreibt bevorzugt über Mütter.
Jüdische Schriftsteller sind in der Portraitreihe natürlich auch zu finden. Icnhokas Meras, Markas Zingeris und Griorijus Kanovicius haben sich mir jetzt eingeprägt und ein Heftchen über das „Jerusalem von Lithuania“ womit Vilnius gemeint ist, habe ich auch.
Bei den Lyrikern gibt es im „Best Writing“ Gedichte von Vytautas Bloze und Sigitas Geda auf Englisch und da habe ich auch jeweis ein Heftchen aus der Portraitreihe, so daß ich die deutsche Textproben und die Lebensläufe nachlesen konnte.
Eine starke Prosastimme ist noch in dem „Best wrtiting“ Buch zu finden, nämlich zwei Geschichten von Saulius Tomas Kondrotas „Der rote Fuchs“ und „Der Sammler“, die ich auf der Fahrt von Vilnius nach Riga las und da hat mich vor allem die Geschichte von dem Mann, der Sonnenuntergänge sammelt und sie in kleinen Dosen verpackt und kauft bzw. verkauft, sehr beeindruckt.
Das Gastland Litauen gab in seiner Portraitreihe in Frankfurt also einen Eindruck in die Literatur Litauens, die man erweitern und vertiefen sollte, es gibt aber soviel anderes zu lesen, daß eine schreibende Vieleserin gar nicht dazu kommt, trotzdem ist das Blättern in den Portraitheftchen am Campingplatz in Wigry neben dem Kloster in dem sich jetzt Künstlerateliers befinden, sehr interessant gewesen und mein Eindruck, den ich aus Frankfurt mitgenommen habe, hat sich in meiner Dreitagereise durch Litauen sicherlich vertieft.
Trakai und Vilnius habe ich am ersten Tag ein bißchen gesehen und auch einen Eindruck in die Familienfeiern bekommen. Dann war ich noch zwei Tage an der Kurischen Nehrung in Klaipeda und in Nida, bin vor dem Ännchen von Tharau und vor dem Haus gestanden, in dem Thomas Mann drei Sommer verbrachte und das heute ein Museum ist, am 15. August aber leider geschlossen war, was für einen litauischen Literaturstreifzug auch nicht so unwichtig ist.
Die neunzehn Portraitheftchen werde ich wohl wieder in mein Bücherregal zurückstellen und vielleicht finde ich einmal Jurga Ivanauskaite „Regenhexe“ oder ein anderes Buch von Renata Serelyte im Bücherschrank, dann werde ich sie wohl begierig lesen und so ganz unbekannt werden mir die Autorinnen dann nicht mehr sein und von einem Land bekommt man mit Sicherheit mehr mit, wenn man sich mit seiner Literatur beschäftigt, auch wenn ich das nur mit ein paar Mails an einen Übersetzer und mit ein paar Portraitheftchen machte, kann ich es trotzdem sehr empfehlen.

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