Jetzt kommt noch „Neulich im Mittelalter“ Stefan Sonntagsbauer 2011 bei Holzbaum erschienener Erzählband und der ist sehr interessant, wenn man vor ein paar Tagen „Containeräffchen“ gelesen hat. Denn einiges bahnt sich hier schon an, auch wenn Stefan Sonntagbauer noch herumprobieren zu scheint, eine eigene Sprache und einen eigenen Ton, scheint er allemal zu haben, bzw. dabei sein, ihn zu entwickeln.
So sollte ich die erste Geschichte „living and sterbing and nothing much beetween“, schon kennen, ist sie doch der Text, der auch in der Wortlaut Gold Anthologie enthalten ist und die scheint, obwohl ich sie noch immer nicht gelesen habe, ein wahrer Goldschatz der jungen Literatur zu sein und wenn ich noch ein bißchen warte, brauche ich sie vielleicht gar nicht mehr zu lesen, denn „Kavkas Butterbrote“, kenne ich ja schon und Cornelia Travniceks Text ist, weiß ich inzwischen, ein Kapitel aus „Chucks“, das habe ich zwar auch noch nicht gelesen, kommt aber vielleicht noch.
Jetzt einmal Stefan Sonntagbauer und die Wortlaut FM4 Geschichte ist durchaus interessant und zeigt ganz schön den Sonntagbauer Ton, diese Mischung zwischen Deutsch und Englisch, Realität und Show-Business, die auch im „Containeräffchen“ zu finden ist. Da gibt eine Wildwestshow, mit dem Sheriff, dem Indianerhäuptling, der Bardame, die sich jeden Abend gleich abspielt, die Cowboys schießen herum, der Sheriff tritt auf und zieht schließlich, obwohl er Mundgeruch hat und ihr vor ihm graust, mit der Bardame ab.
So what, könnte man denken, weit gefehlt, es geht nämlich zurück in die Wirklichkeit, der Sheriff ist der Showbesitzer und in Geldnöten, außerdem in die Bardame verliebt, er schreibt ihr Gedichte und die gefallen ihr, obwohl, Stefan Sonntagbauer treibt es an die Spitze und reimt entsetzlich kitschig, er hinterläßt ihr aber seine Handynummer, sie ruft ihn an und gesteht ihm ihre Liebe und ihre Freude sich fortan nicht mehr von dem Sheriff quälen lassen zu müssen.
„Daham“ ist kurz und eigentlich ein eher lyrischer Text, das ist vielleicht auch das Spannende an dem Bändchen, daß sich lange mit ein paar Zeilen Texten abwechseln.
„Menschen wie Vogelkinder“, diesen Titel habe ich nicht verstanden, die Idee ist aber sowohl spannend als auch originell und wieder geht es in das Showbusiness hinein. Da haben Bayrer offenbar eine Überlebenstour für teures Geld gebucht, sie werden mit einem Bus durch eine Wüste gekarrt und erfahren die Horrormeldung Mittagessen gibt es erst eine Stunde später „Essen um zwölf, jetzt aber seien Viertel nach zwölf. Noch eine Stunde dann seien Viertel nach Eins“, ganze Schweinshaxn und Bierszenarien tuen sich auf, der Held sprintet in die bewachte Küche, um den Küchenjungen die Schnitzelpfanne zu entreißen, wird aber entdeckt und eingesperrt, am Ende sitzen sie am gedeckten Tisch, stöhnen und ächzen und beteuern, im nächsten Jahr wieder zu kommen.
Und um auf die Vorbilder zurückzukommen, Stefan Sonntagbauer hat, würde ich sagen, seinen Jandl gelesen und wahrscheinlich auch Andreas Unterweger, aber da sind wir schon bei der „Kleinen Liebesgeschichte“, wo sich zwei Jugendliche entsetzlich quälen, sie geht kurz mal Zigaretten holen, bei ihm läuft das ganze Horrorszenario ihrer Beziehung ab, wie sie klammerte, wie sie nervte, wie sie sich vor den Prüfungen ängstigte und ihn auch liebte „Ich für immer lieb ich dich. Für immerimmerundimmerochviellänger. Bis zum Mond und zurück lieb ich dich“. Dann sieht er die Zigaretten in der Küche liegen, gerät in Panik, läuft zu den Schienen und am Ende rollt der Zug doch wie gewohnt in den Bahnsteig ein.
Stefan Sonntagbauer macht aber weiter und geht „Into the world“ „Weg weg weg. Dann auf der Grenze zwischen Kanada und Alaska zur Umkehr gezwungen. Handyakuaufladegerät daheim vergessen“ Dann kommt natürlich noch der Lesestoff, Jelinek und Charlotte Roche und die frischen Socken. Und am Schluß „Drauf geschissen daheim geblieben.“
„Auferstehung von den Toten“, läßt wieder viel vom „Containeräffchen“ erahnen, das geht es wieder um einen arbeitslosen Schauspieler, der der superfeinen Schickeria den Affen spielen soll, sich nämlich in einem Sarg in die Show tragen lassen und einen auferstandenen Star mimen, er bleibt aber einfach im Sarg liegen. Die Gesellschaft beginnt sich zu verprügeln, das Palais wird abgefackelt und am Schluß gehen der übergebliebene Koch, der Kellner und der Schauspieler zusammen etwas saufen.
So geht es weiter die Titelgeschichte ist wieder nur ein kurzer Text.
Eine Krankenschwester kommt vor, die ihre alten Patienten so lieb hat, daß sie sie mit einem Kissen erstickt, böse, böse, aber Lainz hat es ja gegeben, da ist Stefan Sonntagbauer gerade auf die Welt gekommen.
„Neulich im Mühlviertel“ gibt es auch und zwischen den einzelnen Texten sind Zeichnungen von Christoph Amseder eingefügt, der auch seinen eigenen Stil zu haben scheint.
Jetzt bin ich natürlich gespannt, was ich noch alles von Stefan Sonntagbauer hören und lesen werde werde und wie er sich weiterentwickeln wird.
Neulich im Mittelalter
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