Literaturgefluester

Der uralte Vogeltraum

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Zur Abwechslung ein bißchen Karikatur, den zweiten Band der Edition der komischen Künste, Dirk Stermann empfiehlt Jürgen Marschals „Der uralte Vogeltraum“ und tut das mit dem Band, des 1983 Geborenen und im Weinviertel Aufgewachsenen, der Theaterwissenschaft und Sozioplogie studierte, als Müllmann, Totengräber und Nachtportier gearbeitet hat, seit 2001 Cartoons für das Satiremagazin „Titanic“ und seit 2007 für die ORF Lat-Night-Show „Willkommen Österreich“ schreibt, sehr gekonnt, in dem er einmal Jügen Marschals Zeichnungen, das Markenzeichen sind die langen Nasen „häßlich“ findet, „aber auch sehr lustig“.
So lustig, daß er möchte, „daß das Buch immer weitergeht“ und Jürgen Marschal für einen „ungewöhnlichen begabten jungen Herrn hält“, für den er auch gern ein „2000 Seiten starkes Vorwort schreiben würde“.
Aber dann würde es dem Beschauer wahrscheinlich langweilig werden und man hätte nichts von den Zeichnungen, die meiner Meinung nach durch die starken, treffenden und sehr pointierten Texte beeindrucken.
Das Cover zeigt es gleich. Was ist nämlich der uralte Vogeltraum? Klaro, der vom Fahren und so sieht man auch ein gelbes Vögelchen in einem roten Auto, daß genau das in seiner Sprechblase hat.
Die Schreiberin hat nur Worte und sollte vielleicht nicht die ganze Vorschau zeigen, für den dens interessiert, verlinke ich auf die „Marschall-Seite“ und weise darauf hin, daß man bis 30. November in der Galerie der komischen Künste im Museumsquartier eine Auswahl sehen kann und es außerdem am 18. Oktober eine Buchpräsentation gibt.
Hier also ein literarischer Einblick.
„Exklusiv! Nur für die Luxusklasse! Airbags aus echtem Marmor!“, steht in der Blase, das Auto klebt am Baum und Blut quillt heraus. Man sieht den bösen Witz, wenn man die Werbesprache wörtlich nimmt.
Und so kommt ein Polizist mit langer Nase und einem Unfallsauto auch ins Schlafzimmer, wo eine Frau mit nackten Busen liegt „Ach, das ist nichts Ungewöhnliches!“, erklärt er ihr „Mehr als 80% aller Unfälle passieren zu Hause.“
Und auch das Bestattungsunternehmen Müller und Sohn hat so seine Probleme „Ein schwer Verletzter bei Unfall auf der A3. Schnell, bevor der Notarzt auftaucht und ihn reanimiert“.
Böse, böse, könnte man so sagen.
Und „Die Operation verzögert sich noch ein wenig. Der Doktor muß sich Ihren offenen Oberschenkelhalsbruch erst schön saufen“, sagt so auch die lange Nasenschwester zum Patienten auf der Liege und ein anderer Doktor erklärt gemütlich „Das Bein konnten wir retten, aber den Rest müssen wir wohl amputieren.“
Und so weiter und so fort.
„Man könnte gar nicht aufhören zu lesen und zu schauen“, wünschte sich Dirk Stermann. Zum Glück gibts ja zweiundneunzig Seiten mit den bunten Bildchen der langen Nasenmenschen und den so markig originiellen Sprüchen, die in ihrer Banalität und Einfachheit so witzig sind und ich, die ich ja auch den ersten Band der Edition, nämlich „Kopf hoch“ von Oliver Ottitsch, empfohlen von Gerhard Haderer, gelesen habe, werde, wenn es so weiter geht, dank dem Holzbaum-Verlag wohl bald auch eine Kennerin der jungen Karikaturisten werden. Wem das zu wenig ist, dem kann ich die literarische Schiene des Verlags mit zwei Büchern des unter „Dreißigjährigen“ Stefan Sonntagbauers empfehlen.

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