Jetzt wirds ein bißchen professioneller für die Marathonbloggerin, Selbstmacherin und Veranstaltungsbesucherin, die ja meistens auf der Zuschauerseite sitzt, im Oktober, früher war es der November, gibt es die GAV-GV und ich bin ja Mitglied in der, glaube ich, immer noch größten österreichischen Autorinnen Autorenversammlung, gegründet 1973 in Graz, um sich vom damaligen Pen-Monopol abzugrenzen, seit 1987 bin ich dort Mitglied und die GV beginnt seit einigen Jahren schon am Freitag mit dem sogenannten kulturpolitischen Arbeitskreis, den Ruth Aspöck wieder ins Leben gerufen hat und den drei Nachmittagsstunden immer ein bestimmtes Thema gibt.
Diesmal war es „Journalismus und Literatur“, sowie „Die Struktur der deutschen Sprache ist ungerecht zu den Frauen“ und Ilse Kilic, Magdalena Knapp-Menzel, die Rizys, Rolf Schwendter und Marlen Schachinger haben teilgenommen.
„Literatur und Journalismus!“, habe ich mir beim Hingehen gedacht, „dazu weiß ich nichts zu sagen!“, obwohl ich ja, wie ich glaube, gar nicht so unjournalistisch schreibe und seit fast viereinhalb Jahren eine engagierte Litbloggerin bin, aber im Standard, im ORF und den anderen Medien, werden immer nur bestimmte Autoren interviewt, die, die in Klagenfurt lesen, mindestens bei Residenz, Droschl, Deuticke, wenn nicht gleich in Deutschland verlegen, immer die selben zwei Händevoll und als ich mich bemühte bezüglich des „Tages der Freiheit des Wortes“, mit Kristina Pfoser in Kontakt zu kommen, bin ich abgeblitzt.
Ruth Aspöck hatte das Thema aber ohnehin anders verstanden, wollte wissen, was der Unterschied zwischen einem Redakteur und dem Reporter, was eine Glosse, eine Kolumne etc, ist und stellte die Frage, ob der Journalist dem Literaten das Brot wegnimmt oder umgekehrt?
Eine interessante Frage, denn durch das Internet wird sich ja viel verändern und so kam Ilse Kilic auch sehr bald zu den E-Books, die ja jetzt jeder bei Amazon einstellen kann und meinte, daß man sich das nicht gefallen, lassen sollte, daß jetzt jeder daherkommt und sich Autor nennt….
Dazu habe ich eine etwas differenzierte Meinung und denke, daß sich in diesem Punkt sehr seit den Zeiten, als Joseph Roth, Egon Erwin Kisch, Max Winter, etc ihre literarischen Reportagen geschrieben haben, geändert hat. Der Journalismus ist aber sicher immer noch für manche Autoren ein mehr oder weniger angenehmes Zubrot, auch wenn die Zeitungen, die Journalisten nicht mehr, wie früher anstellen und vieles im Prekariat oder auf Freelancebasis stattfindet.
Die Journalisten scheinen aber alle schreiben zu wollen, erst gestern habe ich in einer Selfpublishingdiskussion gehört, daß in Amerika achtzig Prozent der Leute ein Buch schreiben wollen, die restlichen zwanzig Prozent sind dann die sekundären Analphabeten, habe ich gedacht und, daß die Leute mehr schreiben und weniger lesen, ist eine Beobachtung, die ich schon länger mache.
Jeder will sein Buch, das war auch auf der Frankfurter Buchmesse zu bemerken und die Leute mit dem berühmten Namen vom Herrn Schwarzenegger abwärts, bekommen es auch und da kann es dann auch sein, daß ein oder zwei Ghostwriter mitschreiben.
Dann ging es nach der Kaffeepause in die zweite Runde, nämlich in die Genderfrage und das war auch sehr interessant, weil ich mich ja nicht nur im Literaturgeflüster mit der weiblichen Form der Sprache beschäftige und da auch meinen Weg gefunden habe. Manchmal schreibe auch ich, Autoren oder Menschen, einfach weil es kürzer ist, dann kann Frau aber auch wieder sehr schön damit spielen, von der Göttin und der Menschin sprechen und nicht aufhören zu betonen, da ist eine, die interessiert sich sehr für Literatur, auch wenn es vorkommt, daß die berühmteren Künstlerinnen sich in der männlichen Form benennen und wie macht Frau es mit dem Binnen-I, das ja zumindestens schwer auszusprechen ist?
Um fünf wars aus und es gab eine Pause bis zum sieben die Lesung der im Jahr 2011 aufgenommenen Mitglieder oder Mitgliederinnen, um genau zu sein, begann, die es auch seit einigen Jahren gibt, aber da wollte ich ohnehin nicht hin, da sich im Literaturhaus die „Class of 2012“, Lesung der AbsolvenInnen des ersten Jahrgangs des Instituts für Sprachkunst präsentiert, aber am 19. November wird es im Schloßquadrat eine Lesung geben, wo sich achtundzwanzig Margaretner Autoren und Autorinnen präsentieren und die sogenannte 5er Edition vorstellen werden und da gab es um sieben eine Vorbesprechung, so daß es noch einmal aktiv in Sachen Literatur unterwegs sein konnte, habe ich doch im April, wo ich gerade besonders intensiv mit meinen Resignationsgedanken beschäftigt war, ein Mail von Mathias Handwerk bekommen, der mich zu einer gemeinsamen Lesung der Margaretner Autoren einlud. Es wird auch eine Anthologie mit Texten geben, die am 19. November, wo ich wieder alle recht herzlich einlade, präsentiert werden wird und als ich das sogennannte“ Hofstöckl“, wo die Besprechung stattfand, erreichte, traf ich schon einige Bekannte, wie Elisabeth Chovanec, Rotwitha Millner, Dagmar Fischer und Christa Urbanek ist auch bald gekommen und Stefan M. Gergely vom Schloßquadrat teilte einen Bildband „Lust auf Wien – Eine Entdeckungsreise durch Margareten“ aus. Dafür wird es kein Belegexemplar, nur zwanzig Prozent Autorenrabatt, auf die Anthologie geben, in der auch noch El Awadalla, Armin Baumgartner, Ernst Hinterberger, Gerald Jatzek, Rudolf Kraus, Friederike Mayröcker, Carina Nekolny, Susanne Praunegger, Helga Schwaiger und Robert Sommer, von den mir Bekannten, Texte haben werden.
Harald Pesata führte durch den Abend, so daß ich auch noch die neben mir sitzenden Autoren, Katrin Bernhardt, Wolfgang Felix und Werner A. Prochazka kennenlernen konnte, bevor es am Samstag mit der Generalversammlung in der Alten Schmiede weiterging, wo die Punkte zur Tagesordnung besprochen wurden, der Kassenbericht und die für 2013 eingereichten Veranstaltungen, ich habe mit den Mittleren ja diesmal ausgesetzt, weil ich im Frühling eine resignative Phase hatte und es auch leid habe, von denen, denen ich meine Zetteln hinstrecke zu hören „Da können wir leider nicht kommen, weil meine Großmutter Bauchweh hat!“ und der Diskussionen bezüglich der Neuaufnahmen. Ein Veto habe ich wieder eingelegt, das positiv bearbeitet wurde und so haben wir jetzt Hanane Aad, die ich ja von den „Mittleren V“ kenne, Martin Fritz, ein ehemaliger Fm4-Preisträger, Constantin Göttfert, den ich einmal in der Alten Schmiede hörte, Linda Stift, Emily Walton, Jörg Zemmler, Robert Eglhofer und andere, jetzt als neue Mitglieder. Am Anschluß gab es noch ein Referat über das E-Book, das für mich ja inzwischen sehr vertraut, für einige der GAV-Mitglieder, die immer noch von der Haptik und des Geruches des guten alten Buchs schwärmen, sehr ungewöhnlich ist und dann das traditionelle Abendessen im „Pfudl“, Kürbiscremesuppe, Tafelspitz, Powidltascherln und diesmal auch die Getränke frei, so daß ich es zuerst mit Rotweinachterln, später mit Schilcher Sturm probierte und mich mit Irene Wondratsch, Ruth Aspöck, Rudi Lasselsberger, Sven Daubenmerkl und Kurt Mitterndorfer, Margot Koller, etc, sehr intensiv unterhielt.
Mit dem Rudi habe ich ein Buch getauscht, so daß ich den „Willi auf ein Wort“, demnächst, beziehungsweise 2015 besprechen kann.