Literaturgefluester

Überraschungslesung

Werbeanzeigen

Ich habe mich dann doch für den Besuch der Gesellschaft für Literatur und nicht für Anne Weber entschieden, weil da bei der „neuen österreichischen Literatur“ Gudrun Seidenauer und Robert Kleindienst angekündigt waren und die 1965 in Salzburg geborene Gudrun Seidenauer, kenne ich, glaube ich, seit ich 1992 Jurymitglied für das Nachwuchsstipendium war, habe sie aber noch nie gesehen. Jetzt ist ihr dritter Roman bei Residenz erschienen. Robert Kleindienst glaubte ich auch zu kennen, hat er ja 2010 beim Bachmannpreis gelesen und bei den Textvorstellungen von Angelika Reitzer habe ich ihn auch einmal gehört.
Dann saß ich wartend in der zweiten Reihe, die beiden Bücher hatte ich schon vorher am Büchertisch durchgeblättert, schaute ins Programm und überlegte, ob es nicht Josef heißen müßte, denn da gibt es ja auch einem FPÖ-Gewerkschaftler, der so heißt und erkannte, daß ich wieder einmal über meine legasthene Ader und über die Namen gestolpert bin, denn Robert Kleindienst wurde 1975 in Salzburg geboren, während der 1972 geborene Josef Kleindienst ja ein Kärntner ist.
Also ein anderer Autor und eine unbekannte Größe und während ich noch darüber grübelte, erschien Marianne Gruber mit dem Autor und erklärte, daß Gudrun Seidenauder eine schwere Grippe hätte und sich das Publikum entscheiden könne, ob es den Seidenauer-Roman von ihr erzählt bekommen oder Robert Kleindienst länger hören möchte.
Ich hätte mich für die längere Lesung entschieden, es schrieen aber schon ein paar vor mir, daß sie das erste wollten und so stellte Marianne Gruber, den Salzburger Autor vor und irrte sich dabei auch zweimal, machte „Nicht im Traum“ zum dritten Roman, es ist der zweite und sprach von Innsbrucker Stadtschreiber, der ein Kitzbühler, war, ansonsten hat Robert Kleindienst Germanistik, Pädagogik und Politikwissenschaft studiert und der bei laurin erschienene Roman scheint die Traumebene mit der der Realität sehr oft zu wechseln.
„Machen Sie nicht den Fehler, daß Sie herausfinden, was jetzt real und was unwirklich ist!“, riet Marianne Gruber und meinte wieder, was ich jetzt sehr oft höre und gar nicht hören will, daß man heutzutage nicht mehr linear erzählen könne und bei in „Nicht im Traum“ geht es um Trauerarbeit, ein Mann hat seine Frau verloren und sieht sie jetzt offenbar überall. Am Friedhof folgt er ihr in ein Grab, dann schlafwandelt er, wird von der Polizei verhaftet und eingesperrt, dabei bekommt er eine Grippe und wird von einer Freundin gepflegt, die ihm Essigpatscherln anlegt und Zwiebelsuppe kocht, während ober ihnen ein schlechter Geiger krächzt, dann erleidet er einen Hörsturz kommt ins Spital und gleitet dabei wieder in die Traumebene ab, verfolgt seine Frau im Schnee,etc.
Eine interessante Neuentdeckung, die ich da ganz zufällig machte, während Josef Kleindienst ja offenbar sowohl ein experimenteller als auch realistischer Erzähler ist, zumindest war das Stück, das er in Klagenfurt gelesen hat, eher realistisch und Gudrun Seidenauer, von der ich, glaube ich, nicht sehr viel gelesen habe, hat einen „Hausroman“ geschrieben.
Das habe ich mit meinem „Haus“ auch getan und an einen DDR-Roman kann ich mich erinnern, in dem es um ein Haus und seine Bewohner geht.
Bei Gudrun Seidenauer erzählt aber das Haus von seinen Bewohnern, wie Marianne Gruber begeistert anmerkte, daß es sich dabei um sieben Kapitel und einen Epilog handelt, wobei es sich, um einen Roman und nicht um sieben Erzählungen handelt, weil mehrere Personen sich von Kapitel zu Kapitel ziehen. Da gibt es einen Architekten, seine Tochter, eine Ärztin, einen Jungen mit einer esoterischen Mutter und und und.
Bei den Stellen, die Marianne Gruber vorgelesen hat, ist mir gar nicht aufgefallen, daß das Haus der Erzähler wäre, das kam eigentlich nur bei dem Stück aus dem Epilog heraus.
Marianne Gruber erzählte noch einiges über das Buch, gab ihre Betrachtungen zu den zwei österreichischen Neuerscheinungen ab und versuchte wieder zum Bücherkauf zu verlocken.
„Draußen warten viele schöne Bücher, die sich freuen würden, wenn Sie bei Ihnen im Regal ein ein neues Plätzchen finden würden!“, sagt sie dann immer und ich denke an meine Bücherberge.
Habe dann Anita C. Schaub gesehen, die ich gerne einen Tag früher getroffen hätte, weil sie mir dann die „Krausen Haare“ signieren hätte können, die sich darüber wunderte, daß ihr Buch schon abverkauft wird, worüber ich mich ja sehr freute, obwohl ich schon so viele Bücher habe.

Werbeanzeigen

Werbeanzeigen