Literaturgefluester

2013-03-01

Der Hauptmann und sein Frauenbataillon

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:04

Jetzt kommt noch einmal der Nobelpreisträger von 2010, nämlich Vargas Llosas satirischer Roman auf die Armee und die Zustände dort, 1973 geschrieben, in den Fünzigerjahren am Amazonas spielend und das Buch ist, nach der eher konventionellen Selbstbiografie, die ich vor kurzem gelesen habe, erstaunlich modern und hat mich auch von der Art in der es geschrieben wurde, überrascht, so daß ich den Nobelpreis besser nachvollziehen kann.
In dem kleinen Städtchen Inquitos herrscht Aufruhr, die Armee hat Schwierigkeiten, kam es in letzter Zeit doch offenbar bedingt durch das Klima oder die Ernährung, zu Vergewaltigungen und anderer Übergriffen der Soldaten an die sittliche Mädchenschaft, so daß die Armee Abhilfe sucht und den wackeren Hauptmann Pantoja mit Frau und Mutter dorthin schickt, um einen Betreuungsdienst, sprich ein Bordell oder ein Frauenbataillon aufzubauen.
Das alles muß natürlich streng geheim passieren, das heißt Pantoja muß Zivil tragen und darf auch nicht in den Armeequartieren wohnen, also keine Vergünstigungen und kein Umgang mit den Offiziersfamilien, was vor allem seine Frau Pochita sehr bedauert und das auch ihrer Schwester schreibt, ihr ihr Leid klagt, denn Panta hat sich sehr verändert, will mehr Sex mit ihr, mißt die Länge des Vergnügens mit der Stoppuhr, will ihr auch einen kleinen Rekruten machen und noch etwas ist Pochita furchtbar peinlich, laufen doch auf den Straßen ständig Wäscherinnen herum, die ihre Dienste anbieten und als Pochita eine heraufruft, um ihr die Wäsche zu geben, rennt die ins Schlafzimmer und sagt „Für einen Dreier kostet es mehr!“
Auch sonst hat sich der Gatte sehr verändert, kommt betrunken nach Hause, wird in schlechten Gegegenden gesehen, etc.
Der Truppenbetreuungsdienst gedeiht indessen wunderbar, denn Pantoja, der alle seine Aufgaben gut erledigt und auch äußerst tugendhaft ist, hat sich dafür einige Aufnahmerituale ausgedacht und verlangt von seinen Vorgesetzten auch Verstärkung. Nur die Militärpfarrer bekommen Gewissensbisse und in dem Städtchen ist auch sonst noch etwas los, tauchte da doch ein Pater Francesco auf, eine Sekte mit merkwürdigen Ritualen, die in Kreuzungen zuerst von Tieren, später auch von Menschen mündet.
All das das wird auf verschiedene Art und Weise erzählt, in manchen Kapiteln wechseln sich mehrere Erzählstränge untereinander ab, dann gibt es militärische Berichte des Hauptmanns an seine Vorgesetzten, Pochitas Brief an ihre Schwester, in der sie die unschuldigen Gelüste einer braven Ehefrau ausdrückt und auch verschiedene Radio und Zeitungsberichte, die das Geschehene melden.
Gibt es dabei ja auch verschiedene Gerüchte und Schwierigkeiten, so beginnt sich der einst so Tugendhafte, in die schöne „Brasilanerin“ zu verlieben und räumt ihr Sonderrechte ein, während die Wäscherin, die Pochita einst unschuldig in ihr Schlafzimmer holte, auch in den Betreuungsdienst, der den Frauen sichere Anstellung und auch sonst noch andere Vorteile bietet, wechselte, sich dann aber verheiratete, was sie nicht durfte und entlassen wurde, Pochita einen Brief schreibt und sie über all das aufklärt, worauf, die ihren Panta samt Töchterlein Gladys verläßt und nach Lima zurückkehrt.
Die Anschläge durch die Sekte nehmen zu, am Schluß kommt die schöne Brasilanerin ums Leben und wird von Panta, dessen Dienst, man längst Pantalandia nennt, in allen militärischen Ehren begraben.
Er selbst erscheint, was er auch nicht darf, in Uniform am Grab und hält die Abschiedsrede, wie er es auch bei einem Soldaten tun würde.
Das kommt natürlich in die Zeitung und erregt Aufruhr, Panta muß sein Bataillon auflösen und soll die Armee verlassen. Er weigert sich aber seinen Rücktritt einzureichen, bis zum Tod bleibt er Soldat und will auch nicht privater Buffvater werden, obwohl ihm das seine Mitarbeiter anbieten. So reist er mit der Mutter nach Lima zurück, kann endlich seine kleine Tochter sehen und von der Armee wird er irgendwohin in die Kälte, bis Gras über die Sache gewachsen ist, versetzt, Frau und Tochter und wahrscheinlich auch die Mutter kommen natürlich mit.

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