Literaturgefluester

Woher ich komme

Werbeanzeigen

Zur Abwechslung eine Krimipause, nämlich das dünne Büchlein, „Roman“, steht am Cover „Woher ich komme“, der 1973 geborenen Alexa Henning von Lange, die, wie in der Beschreibung steht, seit ihrem Debutroman „Relax“ zu den erfolgreichsten Autorinnen ihrer Generation zählt, ich habe ihren Namen, glaube ich, einmal beim Messesurfen gehört und würde als Gattungsbegriff wohl „Shortcuts“ angeben.
Auf etwas über hundert Seiten, wird da in kurzen Abschnitten von einer Kindheit und der Erinnerung daran erzählt. Daß eine Dreißigjährige mit ihrem Vater in das Ferienhaus ihrer Kindheit zurückkehrt und sich an das Vergangene erinnert, kann man auch in den Beschreibungen lesen.
Mir ist zumindestens die Altersangabe entgangen und es beginnt gleich sehr dramatisch.
„Es ist Anfang August. In ein paar Tagen hätte mein Bruder Geburtstag, und an seinem Geburtstag waren wir immer irgendwo am Meer. Dieses Jahr fahren wir nicht an Meer, mein Vater will nicht an Meer, ihn erinnert das zu sehr an meine Mutter und meinen Bruder, genau wie unser Haus, in dem er als Einziger zurückgeblieben ist.“
Und dann geht es los, in poetisch schönen Stücken, in die Kindheit, in die Erinnerung, an das was geschehen ist und was einem im Leben zumindest in der Literatur passiert.
„Momentaufnahmen aus einem beschädigten Leben, die in der Schwebe zwischen Autobiographie und Fiktion bleiben“, schreibt die Süddeutsche Zeitung und ziemlich durcheinandergewirbelt erfährt man die Erinnerungen der Ich-Erzähler, die keinen Namen hat und ich mich nur an ein paar Stellen erinnert kann, wo ihr Mann erwähnt wird.
Sonst geht es um das Ferienhaus in den Dünen, um die Milchsuppe mit Marmelade und Butter, die die Familie in der Ferienhausvaranda gegessen hat. Dann geht der Vater mit dem jüngeren Bruder ans Meer und kommt allein zurück.
Die Short cuts gehen weiter, nach vor und zurück, die Mama erzählt der Erzählerin ihre Träume, spricht von ihren Ängsten übers Sterben und als der Bruder geboren wird, geht die Erzählerin mit dem Papa ins Krankenhaus und darf das Brüderchen nicht berühren.
Später kommen Andeutungen, daß das Kind nicht vom Vater, sondern vom Papa der Sophie, die Geige übt und ein Cembalo in der Wohnung stehen hat, ist. Der Vater erzählt vom Krieg, als er ein Junge war und die Tatsache, daß er nach jeden Stück Essen greift, deutet sich die Erzählerin, die später eine Eßstörung bekommen haben dürfte und in einer entsprechenden Klinik war, auf diese Art und Weise.
Im Ferienhaus gab es einen Herrn Wallbrecht, den Vermieter und Schafbauer und eine Valerie, die von ihm mißbraucht worden sein dürfte. Es gibt aber auch Stellen, die andeuten, daß der Erzählerin dasselbe passiert sein dürfte, wesehalb sie auch in der Klinik war, wo die Mädchen vor dem Abwiegen Wasser trinken, um schwerer zu sein und der Papa dem Dr. Heller, wie das mit der Mama und dem kleinen Bruder war, erzählt. Es gibt dort eine Monika mit der sich die Erzählerin nicht sehr gut versteht und von der sie behauptet, daß sie „zu wenig Hirn hätte.“
Das „Unglück von Tschernobyl“ wird erwähnt, damals war sie dreizehn, der Bruder sieben Jahre jünger und die Mutter wollte nicht, daß der Bruder und sie im See baden oder Gemüse aus Herrn Wallbrechts Garten essen.
„Ein rührendes, in seiner Schlichtheit virtuoses Buch“, steht noch am Buchrücken. Am Cover ist ein rotgeocktes Mädchen abgebildet, das, wie ich Wikipedia entnehme, Alexa Henning von Lange ähnlich sehen könnte.
Ich würde die hundertacht poetischen Seiten nicht „Roman“ benennen, irgendwo habe ich noch das Wort kitschig gefunden, mir wars nur vielleicht zuwenig konkret, habe ich es doch gerne realistischer ausgebreitet, breiter erzählt, etc, um mich auszukenne. Habe aber trotzdem einen kleinen Eindruck von Alexa Hennig von Lange und ihrem Schreiben mitbekommen und das Lesen sehr genossen.

Werbeanzeigen

Werbeanzeigen