Nicht nur ich feiere heuer einige Jubiläums auch die Theodor Kramer Gesellschaft zuerst mit der Zeitschrift „Zieharmonikna“, die jetzt „Zwischenwelt“ heißt, tut das und hat diesbezüglich einige Festveranstaltungen geplant.
So am Montag im Parlament, aber dahin gehe ich wegen der Sicherheitskontrollen nicht so gerne und heute im Kreisky-Forum, im ehemaligen Kreisky-Wohnhaus in der Armbrustergasse, wo ich schon ein paar Mal war, als der „Preis für das politische Buch“ vergeben wurde und dazu gab es ein dichtes Programm, an das die Gesellschaft auch einige Male per Mail erinnerte. Die Theodor Kramer-Gesellschaft, deren Herz und Motor Konstantin Kaiser ist, widmet sich ja den Werken des 1897 in Niederhollabrunn geborenen und 1958 bald nach der Rückkehr aus dem Exil verstorbenen Dichter und vergibt jährlich den Theodor Kramer-Preis, aber auch ganz allgmein der Kultur des Exil und des Widerstands und so ging der heutige Abend auch durch die ganze Welt. Zwei junge musikerinnen Teodora Miteva die Violoncello und Rusanda Panfili die Violine spielten waren auch angekündigt und es begann mit dem rumänischen Holocaust-Forscher Andrei Oisteanu der die posthum veröffentlichten Tagebücher des jüdisch rumänischen Autors Michail Sebastian vorstellte, die Konstantin Kaiser mit denen von Victor Klemperer verglich.
Danach ging es nach Griechenland, der las elena Strubakis das von ihr übersetzte Buch „Die Freiheit kam im Mai“ des Schriftstellers und Filmemachers Iakovos Kamabanellis vor, der Mauthausen überlegte und in seinem Buch auch davon erzählte, wie die Überlebenden nach der Befreiung zu den Bauern gegangen sind und sich von dort die Kälber in das Lager mitnahmen.
Dann kam eine alte Dame aus Brünn, die mit dreizehn mit ihren Eltern nach Auschwitz deporiert wurde, dort den größten Teil ihrer Famlie verlor und immer noch an Schuldgefühlen leidet, daß die Mutter auf die eine Seite und sie auf andere gehen mußte. Sie hat erst im Alter die Kraft gefunden das aufzuschreiben.
Vladimir Vertlib, der ja selber auch aus Russland kommt und schon an den verschiedensten Orten lebte, beschäftigte sich mit dem jüdisch lettischen Dichter David Bezmozgis und Lydia Mischkulnig mit dem slowenischen Widerstandskämpfer Boris Pahor. Die ersten drei Beiträge waren sehr lang gewesen, Vertlib und Mischkulnig versuchten zu kürzen, war es doch sehr heiß im Saal und seine Aufmerksamkeit einem Werk und einem Dichter zu schenken, von dem man vielleicht noch nicht so viel gehört hat, war in dieser Dichte auch nicht ganz leicht.
So zog Konstantin Kaiser die Pause und das Buffet vor. Da gab es verschiedene Arten von Quiche, belegte Semmeln und Schokowürfel und es würde darüber diskutiert, ob man nicht im Garten weitermachen sollte?
Das Haus mußte auch um zehn verlassen werden. So wurde nach der Pause, was ich sehr schade finde, die Musik eingespart. Es war aber interessant nach Persien zu gehen, wo Nahid Bagheri-Goldschmied, die ich im Rahmen des Milena Wiederstandsbuch kennenlernte und 2001 zum Tag der Freiheit des Wortes eingeladen haben, wo auch konstantin Kaiser gelesen hat. Da dürfte er sie kennengelernt haben, denn er lädt sie öfter ein und so stellte sie den 1992 im deutschen Exil ermordeten Schriftsteller und Filmemacher Fereydoun Farrokhzad vor. Dagmar Schwarz las ein paar seiner Gedichte und dann noch welche von Nahid Bagheri-Goldschmid, zum Beispiel eines, das „Beethovengang“ hieß, was ja in die Gegend passte.
Den türkischen Arzt Ecevit Ari habe ich auch bei dem Zwischenwelt-Verlagsfest am Mexikoplatz kennengelernt. Er hätte Nazim Hikmet vorstellen sollen, brachte aber ein Gedicht, das er in Bezug auf die türkischen Prosteste geschrieben hat und erzählte ein bißchen was davon. Ich fand das sehr interessant, ein Mann im Publikum schrie aber „Zum Thema!“, kommen und als Konstantin Kaiser, auf die Einhaltung der Zeit drängte, verließ er erbost, den Saal, aber Nazim Hikmet kann man ja auch selber lesen.
Die letzten Programmpunkte waren dann ein bißen kurz, nämlich ein paar Gedichte einer französischen Widerstandskämpferin, die heuer hundert geworden wäre und die der polnisch jüdischen Autorin Tamar Radzyner, die 1959 wegen der neu aufflammenden antismitischer Hetze nach Wien ausgewandert ist und deren Gedichte, die wirklich sehr beeindruckend waren, außer in der „Zwischenwelt“ noch nicht erschienen sind. Ein sehr beeindruckender heißer Abend mit natürlich viel zu wenig Zeit für die einzelnen Autoren, man kann sich aber Dank Konstantin Kaiser und seiner „Zwischenwelt“ und auch so mit ihnen weiter beschäftigen und Konstantin Kaiser hat mir gerade gemailt, daß es morgen auch in Niederhollabrunn eine Veranstaltung gibt und den Kramer Preis, der heuer erst im Oktober in Niederhollabrunn vergeben wird, hat, wie ich der „Residenz-Vorschau“ entnahm Manfred Wieninger mit seinem „Faustpfand“ gewonnen.
Dann war ich noch hier und hier.
Dreißig Jahre Zieharmonika
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