Literaturgefluester

Else Lasker-Schüler Abend

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Eigentlich habe ich ja nicht zu der Frauen-lesen-Frauen-Lesetheaterveranstaltung „Else Lasker-Schüler Briefe und Gedichte“, die Hilde Schmölzer für das Amtshaus des vierten Bezirks veranstaltete, gehen wollen, weil nicht im Kalender eingetragen und ich mit meinen Buchbesprechungen ohnehin schon weit voraus, dann hat aber Brigitte Gras, bei der wir uns am Mittwoch zum Intervisionstreffen bzw. Kassenpsychologenjourfix treffen wollten, abgesagt und einen schweren Tag, wegen einer abgezogenen WPGV-Stunde habe ich heute auch gehabt, so daß ich umdisponierte, obwohl ich Hilde Schmölzer schon abgesagt hatte. Aber als mich Judith Gruber-Rizy auf ihr neues Buch aufmerksam machte, habe ich wieder zugesagt, denn die 1869 geborene expressionistische Dichterin ist sicher interessant und ich habe auch zwei Bücher von ihr. Eines davon habe ich auch schon gelesen, es mir einmal, lang lang ists her von meinen Eltern zu Weihnachten schenken lassen und es dann, ich glaube auf unserer Mexikoreise gelesen oder war es, wie wir in Bali waren? Das zweite lag in den übriggebliebenen Bücherschachteln meiner Schulfreundin Edith und steht jetzt auf meiner Leseliste.
Vorher habe ich mir noch die Portraits der für die Bachmannlesung zugelassenen Autoren angeschaut und bin dann losgezogen in das Amtshaus Wieden, das ja ganz in meiner Nähe ist. Susanne Schneider war schon da, Jörg Liebscher ist bald eingetroffen und noch ein paar andere Bekannte, wie Hilde Langthaler und ein paar alte Damen, die offenbar zu den Bezirksfestwochen wollten.
Eine junge Frau hat für die Bezirksvorstehung eingeleitet. Judith Gruber-Rizy, Heidi Hagl, Elfriede Haslehner, Traude Korosa, Angelika Raubek haben gelesen, Hilde Schmölzer hat eingeleitet und ein bißchen was aus dem Leben der Dichterin, die eine ziemlich exzentrische Frau gewesen sein muß, erzählt.
1869 in Eibersfeld als Tochter eines jüdischen Bankiers geboren, die ein enges Verhältnis zu ihrem Bruder Paul hatte, der jung gestorben ist.
Den Tod der Mutter hat sie auch sehr betrauert, beziehungsweise einige Gedichte auf sie geschrieben, dann hat sie einen Arzt Benjamin Lasker geheiratet, die Ehe war nicht gut und der Sohn Paul war nicht von ihm. Den hat sie allein unter ziemlichen finaziellen Schwierigkeiten aufgezogen, so daß Karl Kraus für sie eine Spendensammlung machte.
Es gibt einen Briefwechsel mit vielen bedeutenden Männern der Wiener und der Berliner Bohemiene und Else Lasker Schüler, die sich Prinz von Theben nannte und ihren Liebhabern viele verschiedene Namen gab, scheint ihre Gedichte auch sehr herumgeschickt zu haben. Mit Herwarth Walden war sie ein zweites Mal verheiratet.
1911 ist ihr der literarische Durchbruch gelungen. Der Sohn Paul ist auch sehr jung gestorben. Mit Gottfried Benn gab es auch eine Liäson und vorher mit Peter Hille. 1932 hat sie noch bevor die Nazis kamen, gemeinsam mit Richard Billinger den Kleist Preis bekommen. Dann mußte sie zuerst in die Schweiz immigrieren, später ging es nach Israel, wo sie 1945 starb.
Viele Gedichtbände und auch einige Theaterstücke, darunter „Ich und ich“, bei dem die Nazis in die Hölle kommen, hat sie geschrieben und die Lesefrauen haben eine Auswahl daraus und auch die Briefe an die bedeutenden Männer, die ihre Liebhaber waren oder die sie um Geld anschnorrte, wie beispielsweise Peter Altenberg, vorgelesen.
Nachher gab es Wein, Oliven und was zu knabbern von der Bezirksvorstehung und ein paar angeregte Gespräche, wo mir zum Beispiel eine Frau erzählte, daß „Ich und ich“ kürzlich aufgeführt worden ist.
Am Samstag gibt es noch eine Aufführung von Dario Fos „Bezahlt wird nicht“, im Berta von Suttner Hof bzw. in der Bezirksvorstehung und ich habe wieder eine große Dichterin kennengelernt, bzw. von ihrem Leben erfahren, auf deren zweites Buch ich mich schon sehr freue.

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