Literaturgefluester

Kristin Lavranstochter

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„Kristin Lavranstochter“, die historische Trilogie der norwegischen Nobelpreisträgerin von 1928, Sigrid Undset, befand sich in Büchergilde Gutenberg Ausgaben im Bücherschrank meiner Eltern und steht seit vorigem Jahr auf meiner Leseliste. Das heißt zwei Bände, in denen die drei Teile „Der Kranz“, „Die Frau“ und „Das Kreuz“ enthalten sind, so daß ich zuerst glaubte, den dritten Teil nicht zu besitzen und im Bücherschrank nach einer Gesamtausgabe griff, die ich jetzt wieder zurückgeben kann, da ich beim Lesen daraufgekommen bin, ohnehin alles zu haben.
Von Sigrid Undset habe ich schon vorigen Sommer einer ihrer Gegenwarts- und Frauenromane „Das getreue Eheweib“ gelesen. Sie ist 1949 gestorben und jetzt beginne ich meine Sommerfrische mit dem Dreiteiler, der überall hochgelobt wird, inzwischen aber vergriffen ist, sie hat den Nobelpreis, glaube ich, dafür bekommen.
Eine historische Romantrilogie, die im vierzehnten Jahrhundert in Norwegen spielt.
„Der Kranz“ behandelt Kristins Kindheit, die mit ihrer Mutter und ihrem Vater auf einem Bauernhof aufwächst. Später wird noch die kleine Schwester Ulvhild geboren, die der Mutter fast lieber ist, die erleidet einen Unfall, so daß sie gelähmt zu bleiben scheint.
Kristin wird mit fünfzehn Jahren mit dem, um fünf Jahren älteren Simon Andressohn verlobt, scheint sich aber in Arne, der zum Hofgesinde gehört, zu verlieben und der Priester Bentein verliebt sich auch in sie, so daß er Arne ermordet und seine Mutter breitet schlechte Gerüchte über Kristin aus, so daß der Vater sie vorerst für ein Jahr in ein Kloster nach Oslo gibt.
In diesem Kloster, in dem es sehr freizügig zuzugehen scheint, lernt sie bei einem Einkauf in der Stadt in die sie mit einer Freundin aufbricht und wieder von Männer überfallen wird, den Ritter Erlend Nikulaussohn kennen, dem sie sehr nahe kommt, so daß sie Simon bittet sie freizugeben. Der Vater will sie ihm aber nicht zur Frau geben, weil Erlend mit Eline Ormstochter schon eine Frau und Kinder hat. So schickt er Frau Aashild, die seine Muhme und eine Art Hexe oder weise Frau ist zu Kristin, zum sie zu entführen. Die ist auch bereit dazu, in Frau Aashild Hof taucht aber Eline auf, die nun von ihrem Mann Sigurd verwitwet und von Erlends Verwalter schwanger zu sein scheint, will von Erlend, daß er sie heiratet, weil er ihr das versprochen hat und Kristin willsie zwingen zwingen, Gift zu trinken, Erlend will es ihr aber in den Mund schütten, so daß sie sich schließlich selbst ersticht.
Erlend reitet mit der Leiche davon, um sie beerdigen zu lassen, Kristin kehrt vorerst zu ihrem Vater zurück, wo ihre Schwester stirbt und als Erlend einen Brautwerber mit einem Brautvertrag schickt, ist der Vater einverstanden und es kommt zu einer Hochzeit der inzwischen achtzehn-oder neunzehnjährigen mit dem viel älteren Mann.
Im zweiten Teil „Die Frau“, der Sigrid Undsets Vater Ingvald gewidmet ist, wird im ersten Kapitel „Die Frucht der Sünde“ geboren. Kristin empfindet Schuldgefühle, daß sie ihre Unschuld schon verloren hat und traut sich Erlend von der Schwagerschaft auch nichts zu sagen. Es kommt sehr schön heraus, daß man im vierzehnten Jahrhundert, als es noch keine Schwangerschaftsuntersuchungen und keine Mutter-Kind-Päße gab, mit der Schwangerschaft recht alleine war.
Kristin kennt alles nur vom Hörensagen, wann sich das Kind zu bewegen beginnt beispielsweise und hat Sorge, als es das nicht rechtzeitig tut. Zur Geburt kommen dann die Frauen von den anderen Höfen, als Wehenmütter und als das Kind nicht so recht herauswill, wird Kristin Erlend auf den Schoß gesetzt, weil es eine Sage gibt, daß man das bei „geheim empfangenen Kindern“ so machen soll.
Naakve wird dann doch geboren und noch vier andere Söhne. Erlend hat schon zwei andere Kinder von seiner „Buhle“, um die er sich kümmert. Mit Orm versteht sich Kristin gut, der Vater hat mit ihm Schwierigkeiten, weil er eher schwächlich ist. Mit Margret, der Tochter tut sich wieder Kristrin schwer. Ansonsten versucht sie den eher verlotterterten Hof in Schwung zu bringen, während Erlend sehr damit beschäftigt ist, gegen die Russen, die Dänen, etc in Krieg zu ziehen.
Kristin kommt erst acht Jahre nach ihrer Hochzeit mit ihren Söhnen und den Dienstleuten nach Jörundhof zurück, als ihre jüngste Schwester Simon heiratet, der von seiner ersten Frau verwitwet ist. Dann stirbt auch noch der Vater, zu dem Kristin eine sehr gute Beziehung hatte.
Im dritten Kapitel wird zuerst Erlend von der Inquisition verhört, weil er einen Bauern laufen ließ, der jemanden erschlug, der seine Frau „Hexe“ nannte, dann erwischt er einen Mann im Bett seiner Tochter, schlägt selber zu und verheiratet diese. Kristin bekommt indessen noch zwei Söhne, obwohl sich Erlend eine Tochter wünscht und zwischen den Eheleuten kommt es immer wieder zum Streit, so daß Erlend sie mit Frau Sunniva betrügt. Er beendet aber sehr bald das Verhältnis, so daß Sunniva seine politischen Pläne verrät und Erlend gefangengenommen und gefoltert wird. Simon nimmt sich Kristin und ihrer Söhne an und am Ende von Band zwei kommt Erlend frei und das Ehepaar wieder zusammen.
Im dritten Teil „Das Kreuz“ kehren sie nach Jörundhof zurück, der inzwischen Kristin gehört, da Erlend seine Besitztümer verloren hat. Kristin hat kein Problem damit, sie geht, ähnlich die bei Haushofers „Wand“ im Sommer mit den jüngeren Söhnen auf die Alm, kümmert sich um Simons Kinder und die Hofleute, während Erlend sich mit Simon zerstreitet und auch auf eine einsame Waldhüte hinaufzieht. Als Kristin ihn dort besucht, um ihm eine Botschaft des sterbenden Simons zu überbringen, wird sie erneut schwanger, sie will aber nicht auf die Hütte hinauf und Erlend nicht in den Hof hinunterziehen, so daß es zu Gerüchten kommt, daß der neunte Sohn nicht von Erlend, sondern vom Verwalter ist. Erlend, der nun doch erscheint, um seine Frau zu verteidigen, kommt dabei zu Tode, so daß es Kristin mit ihren Söhnen, das neunte Kind ist kurz nach seiner Geburt gestorben, zurückbleibt und ins Kloster geht, wo sie dann stirbt.
Ein sehr starkes Buch, das mit seinen eindrucksvollen Naturschilderungen, das Leben im vierzehnten Jahrhundert recht gut wiedergibt. Kristin wird sehr selbstbewußt geschildert.
Die drei Bände sind mit ihren eintausendfünfhundert Seiten aber sehr langatmig und damit für unsere Begriffe, wo ja alles schnell gehen und auf Spannung ausgehen muß, schwer zu lesen.
Sigrid Undset widerholt sehr viel, gibt auch scheinbar unwichtige Details, wie die Art der Kleidung wieder und das Buch, das auf der einen Seite sehr freizügig und auch sehr erotisch ist, kaut die Schuldgefühle und Moralvorstellungen Kristins, die sich nicht verzeihen kann, sich als junges Mädchen unverheiratet Erlend hingegeben zu haben, weshalb die beiden auch nicht zusammenfinden konnten, obwohl sie sich ja liebten, für heutige Begriffe fast unverständlich immer wieder.
Das dürfte vielleicht mit Sigrid Undsets Bekehrung zum Katholizismus zu tun haben, wie ich aus dem Nachwort des anderen Buches weiß, daß ich jetzt in die Telefonzelle beim Viehofner See tragen werde.

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