So jetzt geht es ein bißchen an die Alpha-Shortliste. Dank Frau Gmeiner vom „Septime Verlag“, die sich von meiner endlos Leseliste offenbar weniger als andere Verlage abschrecken läßt, kann ich da zwei Bücher lesen, die sonst wahrscheinlich an mir vorbeigegangen wären, da ich zugeben muß, vom „Septime Verlag“ bisher noch nicht viel gehört zu haben.
Gab es ihn wahrscheinlich noch nicht, als ich meine Manuskripte noch wild herumschickte und auf der Buch-Wien ist er mir bisher auch noch nicht sehr aufgefallen.
Was sich ändern wird, denn es sind sehr interessante Bücher, die in diesem Verlag erscheinen, die es sowohl auf die Hot-List als auch zu den Alpha-Nominierungen bringen.
Ich beginne also mit Isabella Feimers „Der afghanische Koch“, die ich, seit dem sie im Vorjahr in Klagenfurt gelesen hat, kenne und auch eine Zeitlang ihren Blog verfolgte und es ist ein sehr interessantes Buch mit einem mich ja sehr interessierenden Thema, das mir da beinah entgangen wäre.
Ein Liebesgeschichte einer namenlosen Ich-Erzählerin, einer Frau, die studiert hat, deren Großvater aus Stalingrad zurückkam, deren Mutter früh verstarb und deren Vater ein Polizist nun mit einer anderen Frau zwei Kinder und auch ein Enkelkind hat.
Die Frau „in den Achtzigerjahren in Wien groß geworden, steht im Klappentext, lebt mit einem Afghanen zusammen, der das in dieser Zeit in Kabul, aber vielleicht auch an anderen Orten tat, denn Isabella Feimers Roman ist einer, wie Michael Stavaric im Nachwort schreibt, einer, den man nicht nacherzählen kann.
Ich denke, das kann man schon, aber einfach ist es nicht, den Isabella Feimer erzählt in Fragmenten und wechselnden Perspektiven und Zeitsprüngen, soll die Ich-Erzählerin ja, seine, Rahmans, er hat einen Namen, Geschichte aufschreiben und sie phantasiert, wie das beim Romanschreiben so ist, offenbar auch einges hinzu, so gibt es oft zwei Lesarten. Man könnte auch sagen, das ist der Traumatisierung geschuldet, denn wenn man Krieg und Gewalt erlebt, verdrängt oder verschweigt man oft auch etwas, kann manches nicht sagen, so daß es zu mehren Deutungen kommt.
Die Frau hat jedenfalls nicht viel Geld und lebt mit Rahman immer in Angst um seine Liebe und daß er sie verlassen könnte, zusammen. Er scheint sie auch manchmal einzusperren, dann gibt es wieder einen Mitbewohner, es könnte aber auch sein, daß es im Laufe der Geschichte eine Entwicklung gibt, in der Rhaman zur Ich-Erzählerin zieht.
Dann erzählt sie wieder in Ich-Form, manchmal auch aus der Rahman Perspektive von seinem Leben in Kabul, die Mutter Russischlehrerin, der Vater Arzt, sie verstecken sich im Keller, Rahman zieht mit seinem Cousin Tariq herum und muß das Land verlassen, weil es ohne Bart und Turban zu gefährlich ist. So wird er zu Tariq nach Moskau geschickt, der dort schon bei seiner russischen Frau Nataschla lebt. In einer anderen Lesart, lebt Rahmna in Indien und sein Vater ist Diplomat.
In Wien ist er jedenfalls Koch, während er in Afghanistan sicher Medizin studiert hätte und Arzt wie sein Vater geworden wäre.
Die Perspektiven wechseln und auch die Zeitsprünge, es gibt auch Träume, wo die Ich-Erzählerin im Taschador durch Kabul geht und sich auf einer Konferenz mit George W. Bush und Hitler trifft.
Die Flucht von Baku über Kiew nach Moskau wird sehr eindringlich geschildert. In Kiew hat er kein Geld, gibt sich am Bazar aber als Afghane zu erkennen und so wird ihm geholfen, beziehungsweise kann er solange am Markt aushelfen, bis er das Geld für das Ticket zusammengespart hat. Dazwischen wird er aber von der Polizei erwischt, eingesperrt, geschlagen, ect.
In Wien scheint er auch mit Drogen gehandelt zu haben und Erlebnisse mit anderen Frauen hatte er auch. Immer abwechselnd und mit Vergleiche aus dem Leben ihres Großvaters, wie hätte sich die Ich-Erzählerin damals in Wien am Heldenplatz verhalten?, gibt uns Isabella Einblicke in die Traumatisierung eines Flüchtlingsleben und hat über Krieg, Gewalt, Flucht und das Leben eines Asylwerbers einen sehr poetischen Roman in einer sehr schönen Sprach geschrieben, was, wenn wir uns anschließend für die Situation der Afghanen, was ich manchmal in meiner Praxis tue, interessieren, vielleicht an SOS-Mitmensch Geld Spenden oder zu den entsprechenden Demonstrationen gehen, auch in Ordnung ist.
Weil hier die l`art pour l` art allein wohl nicht reichen würde. Ich kann mir das Leben in Kabul in den Achtiger- NeunzigerJahren oder wann auch immer, jetzt aber ein bißchen besser vorstellen und wünsche dem Buch daher alles Gute!
Wäre fein, wenn es in die Finalrunde käme und so noch ein bißchen bekannter würde und in der „Alten Schmiede“ wird es demnächst, glaube ich, auch bei den „Textvorstellungen“ vorgestellt.
Isabella Feimer hat, wie dem Buch zu entnehmen ist, für die Romanarbeit auch ein Stipendium bekommen, das sie in das „abenteuerliche Moskau“ führte.
Nach Kabul zu den Talibans wäre höchstwahrscheinlich zu gefährlich gewesen und spannend finde ich natürlich, daß man offenbar auch sehr poetisch über ein sehr realistisches gesellschaftspolitsch wichtiges Thema schreiben kann und das ist ja das, was ich mir immer wünsche.
2013-09-08
Der afghanische Koch
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