Literaturgefluester

Vom Recherchieren zur GAV

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Nach dem ich am Donnerstag zwischen meinen Stunden am Westbahnhof herumspaziert bin und mir bei der Buchhandlung in der Maria Hilferstraße völlig unnötig elf größtenteils „Suhrkamp-Taschenbücher“, um je einen Euro kaufte, beim Mc Donald Cheesburger, Pommes und Apfeltasche zu einem Caffe Latte verzerrte und mich in der Hauptbücherei auf einen der bequemen Stühle setzte und an Hand einer mir gegenübersitzenden Frau mit grauen Haarschopf eine Szene mit der Swetlana Alexejewitsch, das ist Tante Lillys vierundzwanzig Stunden Betreuerin, schrieb und am Freitag nach der zehn Uhr Stunde, die vergessenen Büroartikel beim „Mastnak“ kaufte und nach einem weiteren Cheesburger TS noch eine Stunde im Museumsquartier auf einen dieser gelben Liegen Impressionen einfing, ist es in die „Alte Schmiede“ gegangen, denn dieses Wochenende ist wieder GAV-GV, die seit einigen Jahren am Freitagnachmittag mit dem kulturpolitischen Arbeitskreis gestaltet und moderiert von Ruth Aspöck begann.
Da erfuhr ich als erstes, die neue Präsidentin ist Petra Ganglbauer, dann referierte Irene Wondratsch ein bißchen was über die Arbeiterliteratur und das war sehr interessant.
Gibt es eine Literatur von und für Arbeiter lautete das Thema und was haben wir davon? Irene Wondratsch begann mit der Bibliothek ihrer Eltern, die einen sozialistischen Haushalt führten und legte einige solcher alter Ausgaben, Jura Soyfer, Luitpold Stern, etc auf den Tisch und erzählte von den Arbeitskreisen der Literatur der Arbeitswelt. Da hat es bei Fischer ja einmal eine gleichnamige Buchreihe gegeben, den „Max von der Grün-Preis“, die Zeitschrift „Tarantl“, die jetzt Gerald Grassl weitermacht, Michael Scharang, Franz Innerhofer, Gernot Wolfgruber, Ernst Hinterberger und bei den moderneren Autoren, Kathrin Röggla mit „Wir schlafen nicht“ und als ganz neues Beispiel Anna Weidenholzers abeitslosen Roman „Der Winter tut den Fischen gut“.
Alfred Gelbmann, ein neues GAV- Mitglied und Verleger des Mitter-Verlags outete sich als Anna Weidenholzer Entdecker, hat er ja „Den Platz des Hundes“ herausgegeben und ich habe auf der Buch-Wien 2010 mit ihm darüber gesprochen, war da, Margot Koller, Robert Kraner, auch ein neues Mitglied, das am Abend gelesen hat, Ilse Kilic, die Rizys, Magdalena Knapp-Menzel, Lore Heuermann und noch ein paar andere, also ein sehr gut besuchter Arbeitskreis.
Irene Wondratsch teilte ein Skriptum aus und nach der Pause wollte Ruth Aspöck unsere Erfahrungen mit der Arbeiterliteratur wissen.
Ja, ich hatte auch eine Büchergilde Gutenberg-Bibliothek im elterlichen Haushalt, bin im Gemeindebau einer sozialistischen Familie aufgewachsen und habe als erstes, weil das auch ein wenig erdrückend fand, bei meiner zweiten Wahl aus Protest gegen meinen Vater, den SP-Funktionär, die ÖVP gewählt. Nur ein einziges Mal, denn dann kam ich bald in den „Arbeitskreis schreibender Frauen“, beteiligte mich am „Max von der Grün Preis“, den ich nie gewonnen habe, am Luitpold-Stern-Preis und schreibe realistisch über die Arbeitswelt, alte Leute, das erfolglose Schreiben, etc.
Ruth Aspöck referierte dann aus einem Katalog der Austellung „Mit uns zieht die neue Zeit“, die es, 1981, glaube ich, in der Meidlinger Remise gegeben hat und in der ich mit meinem Vater war und teilte kleine Zetteln aus mit Themen zu dieser Ausstellung zu der wir etwas sagen wollte, ich erwischte „Architektur“ und ich bin ja in einem dieser Gemeindebauten des roten Wiens, errichtet aus den Mitteln der Wohnbausteuer, wie auf einer Tafel stand, aufgewachsen.
Dann gabs die Pause von fünf bis sieben, die ich mit Ruth Aspöck, Irene Wondratsch und Margot Koller im „Indigo“ bei einem riesigen Toast mit Spiegelei und einem Sturm verbrachte, obwohl ich ja am Abend nur mehr wenig esse. Dann gings noch einmal in die „Alte Schmiede“, denn da findet seit einigen Jahren am Vorabend der GV die Lesung der neuaufgenommenen Mitglieder des Vorjahrs statt und das waren dieses Mal sehr viele und so war es auch schon ziemlich voll, als ich mit Ruth Aspöck und Margot Koller eintraf.
Hanane Aad aus dem Libanon, die ich schon bei den „Poet-Nights“ hörte, begann und las zwei Gedichte in arabisch mit deutscher Übersetzung. Dann kam Robert Eglhofer in oranger Jacke und einem orange Käppchen ganz gestylt und las einige Gedichte in Deutsch und Englisch.
„Wachau“ hat er, glaube ich, auch schon bei der „Poet-Night“ gelesen und dann eines zu seinem Lebenslauf und eines zu einem Bild von Maria Lassnig, das, glaube ich, während der letzten Schreibegruppe zum Thema „Schwimmen“ entstanden ist.
Der 1983 in Wien geborene Gabor Fonjad, den ich noch nicht kannte, folgte und las einen Ausschnitt aus einer Erzählung, wo sich ein Wissenschaftler nach einem Institutsstreit auf eine Reise nach England macht.
Martin Fritz, der Preisträger des FM4 Preises von 09, der auch in Rauris was gewonnen hat, folgte und veranstalte ein Lyrik-Bingo, das heißt, er teilte einen Zettel mit sehr undeutlichen Zeichnungen aus und las dann sehr schnell einen Rap vor, man sollte sich die vorkommenden Begriffe anstreichen und wenn man als erster „Bingo“ schrie, hätte man den Gedichtband gewonnen. Martin Fritz hat ihn wieder nach Hause mitgenommen.
Dann folgte der Mitterverleger Alfred Gelbmann, von dem ich schon geschrieben habe, mit einem Ausschnitt aus seinem zweiten Roman.
Constantin Göttfert, der in Leipzig studierte und den ich schon einmal bei den „Textvorstellungen“ hörte, folgte und dann las Magdalena Knapp-Menzel einen Textausschnitt, des 2012, verstorbenen Franz Xaver Hofer „Schmerzbahnen“, dem, glaube ich, demnächst auch eine Veranstaltung in der „Alten Schmiede“ gewidmet ist.
Jopa Joakim, den ich auch schon öfter hörte oder gesehen habe, folgte mit einer Performance auf Deutsch, Finnisch und mit vielen Grimassen und Verrenkungen, am Schluß stürzte er noch auf den Boden und erntete großen Applaus.
Robert Kraner, der gemeinsam mit Robert Schindel, die Schreibwerkstatt „langschlagg wurzelhof“ gegründet hat und im Waldviertel lebt, las einen Ausschnitt aus dem Roman „Valerie“, wo es sehr beeindruckend, um behinderte Kinder und um das Schloß Hartheim und die Haarbüscheln, die die Nachbarn auf ihren Fenstern finden und die Beschwichtigung durch den Bürgermeister geht.
Wolfgang Kühn habe ich, glaube ich, im April bei dem „Literatur und Wein Festival“ in Krems und Göttweig kennengelernt, weil er einer der Mitarbeiter des niederösterreichischen Literaturhauses ist und einige beeindruckende Mundartgedichte, wie die „Ballade vom fetten Essen“ etc, brachte.
Von Sabine Maier gab es eine Textinstallation und die Australierein Syvia Petter, die nächstes Jahr ein Lyrik Festival veranstalten wird, habe ich schon im Literaturhaus kennengelernt, da sie mir Christel Fallenstein dort vorstellte.
Die Steierin Dorothea Pointner, die mir ebenfalls unbekannt war, folgte. Dann kam Wally Rettenbacher, die mich ja im Mai interviewte und in Radio Fro brachte und die ich beim „Tag der Freiheit des Wortes“ kennenlernte, mit sehr beeindruckenden Reisebildern über Indien.
Der Limbus-Verleger Bernd Schuchter folgte mit einem Ausschnitt aus seinem Roman „Link und Lerke“ und Linda Stift las den selben Text, den sie 2009 in Klagenfurt gelesen hat. Dann kamen Pascal Tangui und Johannes Tröndl, letzter war mir als Mitarbeiter der „Alten Schmiede“ bekannt und brachte einen Ausschnitt aus seinem Hörspiel „Urgroßvater“.
Emily Walton stellte natürlich wieder ihr „Mein Leben ist ein Senfglas“ vor und Jörg Zemmler, der mit beim „Lyrik Festival“ im Literaturhaus ein Gedicht schrieb und den ich einmal bei den „Wilden Worten“ hörte, schloß diese Monsterlesung, von der ich sehr erschöpft nach Hause ging, ab.
Samstag um halb elf begann dann pünktlich die Generalversammlung in der „Alten Schmiede“ mit den üblichen Ritualen, beziehungsweise mit einer Schweigeminute für Rolf Schwendter und den anderen verstorbenen GAV-Mitgliedern.
Petra Ganglbauer stellte sich als die neue Präsidentin vor. Über die Vorstandssitzung wurde berichtet, der Kassabericht abgestimmt und dann gings zu den eingereichten Veranstaltungen. Da kann ja jedes Mitglied eine Veranstaltung einreichen, früher waren es zwei, da habe ich lange den „Tag der Freiheit des Wortes“ organisiert, der jetzt wieder „Chefsache“ ist und die „Mittleren“ veranstaltet, was ich auch nicht mehr mache.
Irene Wondratsch hat mich aber 2014 zu einer Lesung eingeladen und mit der „Text und Kritik-Werkstatt“ in Strobl wird es vielleicht auch wieder etwas.
Ich stellte eine Frage zu einer Veranstaltung von Erich Klinger, worauf er mich sehr scharf anfuhr, später entschuldigte er sich und brachte ein paar Blumen und ich habe mir in der Mittagspause, ein Speckstangerl, einen Krapfen und einen Caffe latte gekauft und mich damit auf ein Bankerl zu Jörg Pieringer, Thomas Hlavic, der am Samstag etwas im Radio hatte, Günther Vallaster und Jörg Zemmler gesetzt.
Eine Vollversammlung soll es 2014 auch wieder geben, leider findet sie zeitgleich mit der Leipziger Buchmesse statt und das Thema soll die Befreiung der Literatur durch die Digitalwelten sein.
Dazu könnte ich zwar einiges sagen, bin aber wahrscheinlich nicht da und dann ging es zu den Neuaufnahmen und da hatte diesmal die Jury, die aus Marlen Schachinger, Fritz Widhalm und Gabriele Petricek bestand, diesmal besonders viele negative Empfehlungen ausgesprochen, so daß elf Veti kamen, vier davon habe ich gestellt, da die alle mehr oder weniger heftig durchdiskutiert wurden.
Nach einigen Stunden waren wir damit fertig und so gehören jetzt Max Höfler, den ich vom Volksstimmefest kenne, Domininka Meindl, Eva Scheuffler, Hubert Sielecki, Cordula Simon, Beatrice Siemsen-Schlanitz, Marion Steinfellner, Gabriele Vasak, Monika Vasik, Ursula Wiedele, Daniel Zipfel, Andrea Drumbl, Hansjörg Liebscher, Heinz Pusits, den ich in der Schreibgruppe von Ruth und Robert kennengelernt habe, Hannah Sideris, die auf der letzten Poet-Night las und Birgit Unterholzner aus Südtirol zu den neuen Mitgliedern.
Danach wurde eine neue Jury bestellt, ich meldete mich wieder und wurde zum vierten Mal abgelehnt, während es bei den anderen scheinbar nicht so wichtig ist, daß sie schon einmal Juroren waren, aber es ist ohnehin eine zweischneidige Sache, weil ich niemanden ablehnen will. So werde ich weiter meine Veti stellen und weil ich mich im Literaturbetrieb ja sehr gut auskenne, kann ich das, glaube ich, auch sehr gut.
Danach ging es wieder ins Gasthaus „Pfudl“ zum Abendessen. Frittatensuppe, Tafelspitz und Apfelstrudl suchte ich mir aus. Dazu gab es Schilcher-Sturm und Gespräche mit Rudi Lasselsberger, der ein „Rolf Schwendter-Leiberl trug, Ruth und Robert, Margot Koller und noch einigen anderen, die sehr interessant waren und mich wieder mal ins literarische Leben brachten.

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