Literaturgefluester

Liebesmaschine NYC

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Storys von Andrea Grill oder eigentlich Liebeserklärungen an die Stadt New York, in der die 1975 in Bad Ischl geborene Autorin, über die ich schon öfter geschrieben habe, wahrscheinlich einen Stipendiumsaufenthalt hatte, das Buch habe ich auch an dem Tag im Schrank gefunden, als ich vor Ostern zu meinem mißglückten Referat in den „Club der logischen Denker“ ging und lesen gehört habe ich sie bei der vorletzten „Rund um die Burg-Veranstaltung“ im Kellertheater des Cafe Landtmanns.
Liebeserklärungen an die Stadt New York also, die Andrea Grill, wie sie schreibt, „schon lieben lernte, noch bevor sie einen Fuß in sie setzte“, dann schreibt sie noch von dem Aufenhalt auf einer italienischen Insel, auf der sie erfährt, daß sie, wenn sie will im September nach New York kommen kann.
Ihre erste Amerika-Bekanntschaft „Mein erstes Amerika“, schreibt Andrea Grill, macht sie im Flugzeug in „Jane“, einer Gynäkologin, die ihr von „Sound of Music“ erzählt, ihr den Film „Heaven can wait“ empfiehlt und sie einlädt, sie in ihrem Haus in Manhattan zu besuchen. Diese Geschichte hat Andrea Grill, glaube ich, im Kellertheater gelesen. Dann gibt es noch eine über „Lena“ und „Erika“, New York scheint für Andrea Grill hauptsächlich aus Erinnerungen an andere Städte und Namen zu bestehen. So ist Erika eine viermal einundzwanzigjährige Psychoanalytikerin, die sie in Wien während eines Abendessen kennenlernte, die ein Buch geschrieben hat, in dem sie Theodor Reik interviewte und die mit ihren Klienten auch im Restaurant telefoniert und damit so viel verdient, daß sie sich einige Immobilien leisten kann.
Als Andrea Grill dann am 15. September 2010 in New York eintrifft, wird sie gefragt, ob sie Spanisch spricht und muß das Anmeldeformular auch auf Spanisch ausfüllen. Sie wohnt dann im „Baumwipfelhaus 150 an der zedernstraße“, studiert an der Rutgers-Universität und macht die Erfahrung, daß man zu Fuß in New York nirgends hinkommt, obwohl alles so nahe aussieht. Trotzdem verbraucht sie viele Schuhe, bezihungsweise Schuhsohlen und muß sich diese ständig bei Schnellreperaturstellen richtig machen, wo die Schuster, wie sie erfährt, eigentlich mit Diamanten handeln.
Dann kommt natürlich das Shopping, ohne dem geht es New York nicht, auch da beginnt Andrea Grill mit ihren Kindheitserinnerungen, geht in die Geschäfte ohne Bedürfnisse und fängt erst an wie wie wild zu kaufen, als sie die Erfahrung macht, daß sie mit ihren Kreditkarte, die sie eigentlich für einen „Ausweis eines kostenlosen Gehaltskonto“ hielt, alles kaufen kann.
Dann liegt sie noch mit einem Mann im Bett, von dem sie so ziemlich alles weiß, nur nicht seinen Namen, auch das kann einer laut Andrea Grill offenbar in New York passieren. Und in dem Chapter „Inventar“ geht es um die Namen, die sie New York kennenlernte, gibt es da ja eine Barbara, Erika, Lucie, einen Michael und eine Lucie und „Barbara ist jemand, den ich anrufen kann, die ein Picnic dabei hat, auf langen Zugfahren, eine Piccoloflasche mit Sekt.“
Und Lucie, eine offenbar ebenfalls ältere Modedesignerin, die sie in Wien bei derselben Party gemeinsam mit Erika Freedman, im Haus der „Frau, die Ingeborg Bachmann aus dem Gesicht geschniten schien“, kennenlernte.
Dann gibt es eine Geschichte von dem Studenten, der sich von der George Washingotn Brücke stürzte, weil Studenten im Internet ankündigten, seinen Liebesakt mitzufilmen. Auch das ist New York könnte man sagen, in dem uns die Computerprogramme schon viel weiter voraus sind und die Menschen sich im Jahr zweitausend zu 70% mit Maschinen unterhalten, wie ein Student voraussagte, der sich dabei nur wenig irrte.
Tonnian, die Sekretärin vom Institut wiegt hundertzwanzig Kilo und ist zu „100% Italienisch“ obwohl sie diese Sprache im Gegensatz zu Andrea Grill nicht spircht. Sie wird dann auch von der Universität gekündigt und als ihr Andrea Grill später schreiben will, antwortet sie nicht mehr.
Dann gibt es „Katie“, die Herausgeberin einer Literaturzeitschrift, die Andrea Grill nie gesehen hat, die aber immer „fantastische Beiträge“ bringt und ihr zwei Bücher schickt. Und New York erinnern wir uns, ist ja auch die Stadt, wo sich alle „Honig“ nennen, auch wenn sie miteinander streiten und sich anschreien.
In „Drumsticks“ geht es nach „Coney Island“, jenem etwas außerhalb gelegenen Rummelpark, den wir, als wir 1997 war das glaube ich, zwei Wochen in New York waren, ebenfalls besuchten. Am Titelbild ist auch ein Riesenrad von dort abgebildet und das berühmte Chelsa Hotel, in dem die Künstler wohnten und ihre Rechnungen oft mit ihren Werken statt mit Geld bezahlten, kommt in diesem Kapitel oder Story, Andrea Grill erzählt in ihren sogenannten Short cuts ja eigentlich strigent von ihren New York Erlebnissen, Eindrücken und Impressionen, ebenfalls vor.
Sonst spart sie mit den Stadtbeschreibungen, einen Reiseführer kann man ihre Liebeserklärungen wohl nicht nennen und man sollte vielleicht auch schon in dieser Stadt gewesen sein, um sich in dem Buch auszukennen und das war ich, der Reisemuffel, ja auch schon ein paarmal.
Das erste Mal 1989 bei unserer ersten großen USA Reise und da war sich von der Stadt mit den Wolkenkratzern sehr fasziniert. Dann noch ein paar mal kurz und 1997 vierzehn Tage und da bin ich ebenfalls durch die Stadt gelaufen, die zweiundvierzigste Straße entlang, mehrmals auf und ab, die Schuhsohle sind mir dabei, glaube ich mich zu erinnern, aber nicht kaputtgegangen.
Von Andrea Grill habe ich in diesem Jahr schon „Zweischritt“ gelesen, ihr Gedichtband „Happy Bastards“ steht noch auf meiner Leseliste.

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