Ich bin ganz ehrlich keine Katzenfreundin. Mag die kleinen pelzigen Tiere nicht besonders, vor allem nicht, wenn sie mich umschnurren und wenn ich nicht aufpasse, auf einmal auf meinen Schoß springen und dort liegenbleiben und mag auch die Katzenfreunde nicht so besonders, die dann beleidigt sind und nicht verstehen, wieso mir ihr Schnurrli, Mausi oder Murrli nicht so wie ihnen gefällt?
Obwohl die Katzenliebe einsamer Menschen für mich natürlich nachvollziebar ist und ich auch meine Freundinnen zu verstehen versuche, wenn die nicht auf Urlaub fahren, weil sie ihr Mausi, Katzi, Schnurrli nicht allein lassen können und stattdessen die Wohnungen anderer Freundinnen hüten, um deren Katzen und Kätzinnen ihr gewohntes Futter zu bringen und, daß das ein höchst komplizierter Vorgang ist, weiß auch die Nichtkatzenbesitzerin spätestens aus der Fernsehwerbung.
„Katzen würden Whiskas kaufen!“, schnurrt es da einer doch entgegen und wenn es ihr nicht zu langweilig wird, kann sie erfahren, daß es vierundzwanzig, zweiunddreißig oder vielleicht sogar schon achtundvierzig Sorten Dosenfutter: Lachs, Huhn, Lamm, etc in allen Farben und Formen, schön mit einem grünen Blättchen auf einem appetitlichen Schälchen zu servieren, gibt, die man seinen kleinen Liebling je nach Lust und Laune zu den verschiedensten Gelegenheiten kredenzen kann und dann gibt es Katzenadventkalender, Spielzeugmäuse, Bällchen, Schnürre, etc, wahrscheinlich ebenfalls in vierundzwanzig, zweiunddreißig, achtundvierzig oder noch mehr Sorten, was die Herzen der Katzenliebhaber höher schlagen läßt und der Katzenspielzeugindustrie schöne Umsätze bringt. Ob es die Katzen, Kater, Kätzchen wirklich erfreut und sie diese Produktpaletten brauchen, weiß ich nicht, aber wie gesagt, ich kenne mich in Bezug auf Katzen nicht so aus oder doch natürlich in ihrer literarischen Form, gibt es da doch den Kater Murr oder die Kätzin Murana, die ich für den zweiten Wiener Katzenfasching erfunden habe und sie, die damalige Hochschulbesetzung im Audi Max der Wiener Universität miterleben ließ und nun bat mich Susanne Schneider, um einen Katzentext für den sechsten Wiener Katzenfasching.
Da fällt mir nichts mehr ein, könnte man so sagen oder doch natürlich, denn es fehlt hier ja einer, für den, wie ich mich zu erinnern glaube, dieser Katzenfasching wichtig war und der ein viel größerer Katzenliebhaber als ich war, kann ich mich doch erinnern, daß ich ihm einmal vor Jahren, es war, glaube ich, nach einer Lesetheateraufführung von Horvaths „Italienischer Nacht“ in einem privaten Garten, von dem wir ihm im Auto nach Hause brachten, erzählte, in der Nacht von Geräuschen munter geworden zu sein und vor der Balkontür eine Katze sitzen sah, die mich erschreckte.
„Ei, ein Kätzchen, wie kann man nur!“, hat er mir gesagt und meine Aufregung nicht verstehen können. Rolf Schwendter hätte die Katze sicherlich hereingelassen. Sie gestreichelt und gefüttert, denn einen solchen Besuch am frühen Morgen vertreibt man nicht und so denke ich, die ich mir ihn bisher gut im Cafe Wolke am siebenten Wolkenbogen am Himmelsgrund in der Gesellschaft des alten Herrn Professors und dem jungen Dichter Juri, die da oben sitzen, Kaffee trinken und Kipferln essen, auf die Erde hinunterschauen und sich so ihre Gedanken machen über die Zustände dieser unserer Welt, vorstellen konnte, daß er, wenn es die Wiedergeburt gäbe, sicher als Katze, Kater oder Kätzchen auf diese Welt kommen würde.
Als rotgestreifter Kater Rolf könnte er die Maultrommel schlagen und mit dem Murr diskutieren, könnte schnurren, pfauchen, seine, wie immer sehr pointierte Meinung von sich geben und würde auch beim sechsten Wiener Katzenfasching sicherlich willkommen sein!
Mit „Maunz, Miau, Schnurr!“, würde er sich vorstellen, seine Gedichte in dieser Form beginnen und mir, der bisherigen Ignorantin, die Katzenfurcht vielleicht auch austreiben.
„Schau, schau, ein liebes Kätzchen!“
Der Kater Rolf wäre dann auf diese Welt gekommen, wo es nicht nur schwarze Katzen gibt, die Unglück bringen, wenn sie einer am Freitag, den dreizehnten über den Weg laufen, sondern vielleicht auch Wiedersehensfreude, wenn ein rotgestreifter Kater plötzlich vor der Balkontüre steht.
Der Kater Rolf, der sich vom Cafe Wolke am siebenten Wolkenbogen am Himmelsgrund, Ausgang nimmt, wenn er keine Lust mehr hat, mit dem alten Herrn Professor und dem jungen Dichter Juri über den Ausverkauf der Welt, die Folgen der Globalisierung, die immer noch mangelnde Hochschul- und Bildungsreform, den Umgang mit Asylanten, Immigranten, Akademikerbällen und alles andere, was nicht so stimmt, zu diskutieren, sondern auf diese Welt hinunterkommt, um seine Katzenfreunde aufzusuchen und sein politisches Unbehagen schnurrend, maunzend, miauend, diskutierend oder auch auf der Maultrommel singend, mitzuteilen.
Und wenn er mir auf diese Art und Weise die Katzenliebe vielleicht ein bißchen näher bringt, kann das auch nicht schaden. Kann ich mir Rolf Schwendter in einem zweiten Leben doch nur als Kater, Katze oder Kätzchen vorstellen und so werde ich, beim nächsten Mal sehr genau aufpassen, wenn wieder um zwei Uhr morgens eine Katze vor meiner Balkontür steht und maunzt!
Wenn es der rotgestreifte Kater Rolf ist, dann, das verspreche ich, lasse ich ihn bestimmt hinein!
Wiedergeburt
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