Diese Woche werde ich, ferienbedingt, wohl hauptsächlich in der „Alten Schmiede“ verbringen und da gab es Montag gleich zwei Veranstaltungen, nämlich eine „Stunde der literarischen Erleuchtung“. wo schon eine ganze Menge Leute vor der Türe standen, als ich die „Zeitschriftengalerie“ erreichte.
„Ist es so voll?“, fragte ich den Rudi Pollak.
„Das sind die Raucher?“, antwortete er.
Es waren aber Herbert J. Wimmer, Christine Huber,Evelyn Holloway, Dorothea Macheiner und noch eine Reihe anderer Leute da.
Der Verleger der „Editon Korrenspondenzen“ saß neben mir und Barbara Köhler stellte die von ihr übersetzten Bände der Autorin vor, von der ich ganz ehrlich nur „a rose is a rose is a rose“ kenne und, daß Friederike Mayröcker gelegentlich über sie schreibt. Trotzdem sollte ich Christel Fallenstein erst später im Keller treffen und Barbara Köhler, die eine ganze Reihe Bücher vor sich aufgebaut hatte, Kurt Neumann hat von einem Projekt gesprochen, begann auch gleich mit diesen Zitat und erläuterte, daß es davon eine Reihe von Fassungen gäbe.
Gertrude Stein ist, habe ich nachgegooglet, am dritten Februar 1874 in Pittsburgh geboren, hat also heute Geburtstag und starb 1946 in Paris.
Schriftstellerin, Verlegerin, Kunstsammlerin steht noch dabei.
Von Barbara Köhler gibt es offenbar die Übersetzung von „Tender buttons“, „Neufundland“ in der Edition Korrespondenzen“ und „Stanzas in Meditation“ die dem Abend gewidmet waren.
Barbara Köhler, die Übersetzerin aus Duisburg erwähnte noch etwas, das sie zeitgleich mit der Autobiografie von Alice B. Toklas erschienen sind, aber in einem anderen Stil geschrieben wären, baute dann zum besseren Verständnis Kärtchen auf und begann die Stanzen zuerst auf Englisch, dann in ihrer Übersetzung vorzulesen.
Dann kam noch ein Essay über die Schwierigkeiten des Übersetzen und eine lange Pause, denn die nächste Veranstaltung, die Buchpräsentation von Claudia Erdheims „Betty, Ida und die Gräfin. Die Geschichte einer Freundschaft“, fand erst eine Stunde später statt.
Seltsamerweise hat der Prissnitz-Preisträger Michael Hammerschmid den historischen Roman eingeleitet und die Autorin, die ich auch am Donnerstag in der Wien Bibliothek gesehen habe und auch sonst öfter wo treffe, hatte zwei Freundinnen mitgebracht, die die Lesung filmten.
Christel Fallenstein kam, wie erwähnt und Helene Hofmann, der ich früher, als sie noch in Salzburg war, gelegentlich Texte schickte und eine Reihe anderer Personen, obwohl es, wie Claudia Erdheim erzählte, am 12. November schon in der Wien-Bibliothek eine große Präsentation gegeben hat. Da war ich in Ungarn.
Also war es für mich eine Premiere und von der 1945 geborenen Autorin, von der ich glaubte, daß sie die Tochter eines bekannten Psychoanalytikers ist, jetzt lese ich aber in Wikipedia, die Psychoanalytikerin war die Mutter und Mario Erdheim offenbar der Bruder, habe ich „Karlis Ferien“ auf der Leseliste. War einmal bei einer Buchpräsentation beim „Amadeus“ auf der Kärntnerstraße, den es, nicht mehr gibt, da habe ich ihr, glaube ich, wegen irgendetwas widersprochen.
Als ich beim „Dichterfasching“ in der Gesellschaft der Literatur ein Stück aus dem „Wiener Stadtroman“, nämlich die wo der Johannes Teufel, einen Vortrag in der Sigmund Freud Gesellschaft hält, gelesen habe, hat sie mich darauf angesprochen. Die „Podium-Sopmmerlesereihe“ hat sie, glaube ich, auch eine Zeitlang organisiert und einmal auch etwas gelesen, wo eine Weinmarke vorgekommen ist und dazugesagt, daß sie von dem Winzer wegen der Erwähnung des Namens, ein paar Flaschen präsentiert bekommen hat.
„Längst nicht mehr koscher“, war ihr letztes oder vorletztes Buch und jetzt den historischen Roman über die Lyrikerin Betty Paoli, 1814 in Wien geboren, also auch ein Geburtstagskind, die mit Marie Ebner von Eschenbach und Ida Fleischl befreundet war.
Michael Hammerschmid hat in seiner Einleitung auf die drei Biografien hingewiesen und erwähnt, daß man in dem Buch viel über die Medizin, die Literatur und das Leben dieser Zeit erfahren würde. Dann hat sich Claudia Erdheim durch das Buch durchgelesen. Das erste Kapitel heißt „Betty“ und die ist entweder die natürliche Tochter eines Militärarztes oder des Fürsten von Esterhazy, wie in Wikipedia steht. Hat in mehreren Häusern als Gesellschafterin gearbeitet und dann Ida Fleischl kennengelernt, in deren Haus sie später wohnte. Es gibt auch Kapiteln über die Dienstmädchen dort, zum Beispiel über die Köchin Helene und es wird beschrieben, wie die zum Markart-Umzug auf die Ringstraße geht.
Marie Ebner von Eschenbach, die Gräfin, hat den Auftrag für ein Schiller Stück bekommen und Betty Paoli war eine sehr strenge Kritikerin und hat einen eher konservativen Literaturgeschmack gehabt, sich aber sehr für die Frauenemanzipation und die Mädchenbildung eingesetzt. Die Damen spielten Karten, eine Affaire hat es auch gegeben und am Schluß hat Marie Ebner von Eschenbach das „Gemeindekind“ geschrieben, das auch auf meiner Leseliste steht.
Michael Hammerschmid fragte Claudia Erdheim, wie sie zu ihrem Stoff gekommen ist und Claudia Erdheim erwähnte die Briefe, die es in der Wien-Bibliothek gäbe und die Tagebücher. Ursprünglich wollte sie eine Biographie über eine Person des neunzehnten Jahrhunderts schreiben, ist dann auf das Tagebuch der Köchin Helene gestoßen und so auf die Idee der Frauenfreundschaft gestoßen.
Christel Fallenstein, die vor mir saß, hat mir noch eine Biografie von Eva Geber über Betty Paoli gezeigt und am Schluß hat Claudia Erdheim noch ein Gedicht gelesen und dazu gesaßt, daß Betty Paoli, die zu ihren Lebzeiten sehr berühmt gewesen wäre, mit Grillparzer waren die Damen, glaube ich, auch befreundet, eine Romantikerin gewesen wäre.
Wieder was gelernt, obwohl, glaube ich, bei dem Archiv-Symposium im Juni auch von einem Ebner-Eschenbach Briefwechsel gesprochen worden ist und Bücher habe ich mir auf dem Weg zu „Alten Schmiede auch wieder gekauft.
Denn beim „Morawa“ gibt es endlich einen Abverkauf, so daß ich meine Vorsätze wegen Bücherbeschränkung und nie wieder ein Buch, wohl endgültig über den Haufen geworfen habe.
Von Gertrude Stein zu Betty Paoli
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