Literaturgefluester

Erich Hackls Antwort auf Thomas Stangl

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Erich Hackl

Am siebzehnten Juni gab es in der „Alten Schmiede“ den ersten Abend der von Angelika Reitzer moderierten Reihe „Wie im echten Leben – Sehnsucht und Revolution“, wo Thomas Stangl über das revolutionäre Element bei Peter Weiß und in seinem damals noch nicht erschienenen Roman „Regel des Tanzes“ referierte, ich habe mir bei der Veranstaltung ein bißchen schwer getan, das revolutionäre Element zu verstehen und war daher auf Erich Hackls Antwort, der ja mit seinen Dokumentationsromanen ein sehr politischer Dichter ist, schon sehr gespannt.
Inzwischen gab es auch die Vorstellung von Erich Hackl neuem sehr poetischen Buch über das Leben seiner Mutter und die Alte Schmiede war gefüllt mit sehr viel Prominenz, Ilija Trojanow, Heinz R. Unter, den Sonderzahl-Verleger, der heute im Netz sehr oft zu finden war, weil er mit einem Mail am Wochenende offenbar einen großen Wirbel in der Verlagswelt auslöste, Ruth Aspöck, Konstantin Kaiser, Tina Leisch und und und und das besondere am zweiten Teil der Veranstaltungsreihe ist, daß auch ein Politiker eingeladen wird, der zu den literarischen Ausführungen Stellung nimmt und sozusagen das reale Leben in Echt erzählen soll.
Angelika Reitzer referierte kurz die Ergebnisse des ersten Abends, dann kam schon Erich Hackl und begann mit dem salvatorischen Dichter Roque Dalton, 1935 geboren und 1975 hingerichtet, der die Revolution nicht nur mit seinen Gedichten, sondern auch in politischen Aktionen vorangetrieben hat.

Ernest Kaltenegger

Thomas Stangl

Dann schwenkte er nach Spanien, da gibt es den Kritiker Constantino Bertolo mit seinen Forderungen an die Literaten und die Romane der 1963 in Madrid geborenen Belen Gopegui, von der nur die „Eroberung der Luft“ ins Deutsche übersetzt wurde und meinte, daß es in Spanien nicht so viel Literaturförderung und Unterstützung, wie in Österreich gäbe, sondern, daß der Markt die Literatur bestimmt und es daher offenbar sehr viele Krimis und Unterhaltungsliteratur gäbe, die nicht sehr revolutionär wären.
Dazu fällt mir nur Raffael Chirbes ein, dessen „Krematorium“ ich zu Weihnachten gelesen habe, von dem jetzt ein neuer Roman erschienen ist, der sich meiner Meinung nach aber auch mit den Auswüchsen der Globalisierung und der verfehlten Bauwirtschaft sehr kritisch auseinandersetzt.
Dazu nahm dann der Grazer KPÖ-Stadtrat Ernest Kaltenegger Stellung und widersprach Erich Hackl nur in dem Punkt, daß er Krimis auch für politisch halte und forderte von den Autoren Parteilichkeit im Sinne von Anteilnahme und Unterstützung, weil seiner Meinung nach Literatur nicht so wirkungslos sei, wie man immer höre und meinte dann, daß die derzeitige politische Lage bedenklich nicht mehr sehr demokratisch sei.
Thomas Stangl meinte, daß Literatur auch für sich selbst stehen und nicht nur der Politik dienen müsse und Erich Hackl hatte einigen Symposiumsteilnehmern vorher noch die Teilnahme am Bachmannpreis als neoliberale Vereinnahmung angekreidet, aber der ist für die literarische Karriere sehr wichtig und 2000 zu Zeiten von Schwarz-Blau, die Thomas Stangl in seinem neuen Roman beschreibt, sind sehr viel Dichter auf die Straße gegangen und es gab die Widerstandslesungen am Ballhausplatz und im Volkstheater, ob Thomas Stangl und Erich Hackl da teilgenommen haben, kann ich mich nicht erinnern.
Daran spann sich eine rege Diskussion, die Kurt Neumann zu strukturieren versuchte, um ein Ausufern zu verhindern.

Konstantin Kaiser sah in Thomas Stangl Positionen „Jugendstil“, was ich nicht ganz verstanden habe, was er damit meinte.
Der rechtfertigte sich mit Walter Benjamin und ein Herr aus dem Publikum warf der KPÖ vor, daß sie den Leuten das Tragen von Markenkleidern verwehrte und lobte er den roten Ferrari des ehemaligen KPÖ Spitzenkanditaten Helmut Zenker.
Man sieht es war sehr emotionell und ich habe ein bißchen etwas über die spanischen und lateinamerikanischen revolutionären Dichter erfahren, was ich noch nicht kannte und werde morgen, wenn ich es schaffe, in den Augartenradius zu kommen, noch einmal Erich Hackl treffen, weil der dort sein mit Evelyn Polt Heinzl herausgegebenes Buch über die Februarrevolution vorstellt, was sicher auch sehr revolutionär und politisch ist.

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