Das dichtet die sechzehnjährige Teresa, ein sogenanntes Patchwork-Kind für ihre Stiefschwester Steffi und ansonsten erzählt sie einem vielleicht etwas zu altklug betulich schnodderigen Ton, eine Mischung aus allem, vom Leben eines solchen und der Benachteiligung die man erfährt, wenn einem die Stief nicht mag und deren Eltern ziemliche Ekel sind.
Da ist also Teresa, ein Kind der Mittelschicht, das sind die, wie die Profil-Kolumnistin und Frauenrechtlerin Elfriede Hammerl erklärt, die nach oben bukeln und sich nach der Oberschicht bzw. den Aristrokraten sehen und die Prolos treten, von wo vielleicht Hannes, Teresa Vater kommt.
Teresa sagt aber „Proll“ und hat eine Society-Mutter, eine sogenannte „Promi-Schlampe“, ob eine Sechzehnjährige wirklich dieses Wort benützt, die am Cover von Magazinen, namens „Leute“ herunterlächelt, so daß Hannes, das Sorgerecht für sie beantragt hat und nun lebt Teresa bei ihm und Betty und deren vielen Kindern. Da gibt es mal Carolina, die Betty mit in die Ehe brachte und dann noch die Kinder der beiden, Steffi, die einen Privatkindergarten besucht, dann die Zwillinge Leopold und Ferdinand, die vielleicht nach der Familie Habsburg heißen.
Betty ist Hausfrau oder vielleicht in Karenz und kocht biologisch, hat Freundinnen aus besseren Kreisen, Anwältinnen oder Anwaltsgattinnen und wenn die mit ihren Kindern zum Kaffeeklatsch kommen, muß Theresa die Kinderschar hüten und bekommt die Babysitterdienste nicht einmal bezahlt. Nur Taschengeld und das wird ihr später auch noch entzogen.
Teresa besucht als einzige ein öffentliches Gymnasium, das sie „Intellektuellenschmiede“ nennt, denn sie ist ja nicht Bettys Kind.
Betty sagt „Mach nicht so ein Gesicht, Fräulein!“ und nie ihren Namen, wenn sie Vollkornpalatschinken auf den Tisch stellt.
Und dann gibt es noch die diversen Patchworkgroßeltern. Da sind einmal Walter und Inge, Bettys Eltern, die ständig in dem Reihenhaus mit Garten, anwesend zu sein scheinen, über Teresa lästern und sie für Carolinas Bulimie verantwortlich machten, als sich das vormalige Pummelchen auf Größe zzweiunddreißig hinunterhungert und nicht auf Teresa hörten, als sie das voraussah.
Hannes Mutter, die Oma, ist der Prolo, hat viel gearbeitet und bringt ständig ökologisch unkorrekte Plastikspielsachen und fette Torten, die keiner ißt, für die Kinder.
Sophies, der Promi-Schlampe, Eltern, Omi und Opi, sind patent und verständisvoll, ein ehemaliger Hochschullehrer und eine Französischlehrerin, die vielleicht in einen Alzheimer kippt, Teresa muß aber Spanisch lernen, weil Hannes sie nicht zuviel zu Sophies Eltern läßt und so lebt es sich dahin in der großen Familie mit dem Hang nach oben.
Mit Max, Carolines Vater, gibt es Schwierigkeiten und für den neuen Geländewagen und den großen Hund ist auch kein Geld da, weil Carolines Therapie zu bezahlen ist und Max sich weigert, das zu tun. Und als Sophie sich mit einem alten Promi verlobt und Teresa mit ihm und ihr am verlängerten Wochenende nach Ungarn zur Jagd fahren soll, weigert sie sich, aus Angst der alte Knacker könnte einen flotten Dreier wollen.
So fährt sie allein nach Venedig, liest dort im Hotelzimmer Bücher oder besichtigt Kirchen und als sie nach Hause kommt, will Betty sie ins Internat stecken, denn der alten Knacker war mißtrauisch, als sich Teresa wegen Babysitten entschuldigte und hat zu Hause angerufen.
Es gibt auch einen türkischen Freund aus der Oberschicht, einen Diplomatensohn namens Sedar und eine Liebe zu einem Lehrer namens Uli, mit dem Teresa in der Disco knutschte, bevor er ihr Lehrer wurde, dann weigerte er sich, sie zu entjungfern und als Teresa von Venedig zurückkommt, entzieht ihr Betty das Taschengeld, so daß sie Nachhilfestunden geben muß.
Ist so das Patchworkleben in der Mittelschicht? Wahrscheinlich und Elfriede Hammerl erzählt es auch sehr köstlich, obwohl es mir vielleicht manchmal ein bißchen zu schicki-micki ist und es gibt auch sehr viele Vorurteile, die diese Mittelschichteltern, die nach oben wollen haben, haben. So fordert Betty einmal ernsthaft, daß die Prolos keine Kinder haben sollen und es deshalb Schulgeld geben muß.
Aber wahrscheinlich hat Elfriede Hammerl solche Diskussionen in ihrem Bekanntenkeis schon einmal gehört, mir sind sie auch nicht unbekannt und da denke ich an die „Prolo-Emma“ oder die Frau Karline, die nicht gleich „ja“ sagte, als die tschetschenische Flüchtlingsfrau sie fragte, ob sie sich in ihrem Zimmer vor der Abschiebung retten kann?
Hätten Betty oder Elfriede Hammerl das getan oder vielleicht doch blumige Ausreden gefunden, warum das leider nicht geht.
Bei Frau Hammerl weiß ich das natürlich nicht. Die Betty lästert aber gewaltigt über ihre slowakische Perle Anna, obwohl sie ihr nur für viermal bezahlt, wenn sie fünfmal in der Woche putzen kommt.
Elfriede Hammerl kenne ich von ihren Profil-Kolumnen, von denen mir manche gefallen, mache vielleicht auch wenig zu überzogen sind, Anita C. Schaub hat sie in ihrem „Frauen schreiben- Buch“ interviewt und dann einmal in eine „Poet-Night“ als Special Guest mitgebracht, wo sie „Die Nachrichten aus dem Krisengebiet patchwork-Familie“ vorstellte.
„Den verpassten Mann“ habe ich auch einmal im Schrank gefunden und vor kurzem war ich auch bei einer Lesung, die die Frauenbeauftragte für Gesundheit Beate Wimmer-Buchinger veranstaltete und Elfriede Hammerl, wo es nachher Wein und Oliven gab und man die Hammerl-Bücher kaufen konnte.
Müde bin ich Känguruh
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