Literaturgefluester

Dshamilja

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„Ich schwöre, es ist die schönste Liebesgeschichte der Welt!“, schreibt Louis Aragon im März 1959 über „Dshamilja“, die der damals dreißigjährige Tschingis Aitmatow, 1958 in der sowetischen Zeitschrift „Novyi“ herausgegeben hat. Das es mit solchen Vorgaben schwer ist, weil sie wahrscheinlich automatisch die Sichtweise auf den Text verändern, die Erwartungen steigern oder auch Abwehrhaltungen entstehen lassen, führt er dann auch in seinem Vorwort aus und ich muß wiederholen, daß ich auf den kirgisischen Autor durch den „Offenen Bücherschrank“ aufmerksam gemacht wurde.
Sonst hätte ich vielleicht höchstens nur den Mal nur gehört, inzwischen aber sowohl, den „Jungen und das Meer“, das in der DDR-Ausgabe anders heißt,den „Weissen Dampfer“ und „Frühe Kraniche“ gelesen und ich beteilige mich natürlich nicht an solchen Vorgaben, komme aber nicht umhin festzustellen, wirklich eine sehr dichte Beschreibung gelesen zu haben.
Tschingis Aitmatow deutet an und scheint ein Meister des „Shows not tell zu sein!“, ohne wahrscheinlich jemals eines dieser amerikanischen Writing-Bücher, die das ja predigen gelesen, zu haben. Er hat aber am „Maxim Gorki-Literaturinstitut“ studiert und ich finde es schön, daß ich die Bücher gefunden habe, denn sonst wüßte ich immer noch nicht von von Kirgisien und vom Leben in einer Kolchose, während oder nach dem zweiten Weltkrieg kann ich mir jetzt auch etwas vorstellen.
Da lebt man im Aul, so heißen dort die Dörfer, früher waren die Kirgisen Nomaden, die Sowets haben sie wohl seßhaft gemacht und Said, die Kirgisen oder dieser Teil sind Moslems, auch das wird nur in ein paar Worten oder Bildern angedeutet, ist ein Maler, der sich an Hand eines Bildes, das Dshamilja und Danijar zeigen, an seine Kindheit erinnert, wo er fünfzehn war, seine Brüder im Krieg, so daß er in der Kolchose arbeiten mußte, während seine Mutter, der Vater kommt nicht sehr gut weg und wird als eine Art Faulpelz beschrieben, für das kleine und das große Haus sorgen muß.
Im Kleinen lebt auch Dshamilja, die Frau seines Bruders Sadyk, der im Lazarett liegt und wenn er Briefe an die Familie schreibt, seine Frau als letzte erwähnt, auch das ist eine kleine Andeutung über die Beziehung der beiden.
Ansonsten ist Dshamilja sehr lustig und fleißig und weil im Dorf die Männer fehlen, befiehlt der Kolchoseverwalter, daß sie die Getreidesäcke „Jede Kornähre für die Front!“, steht auf großen Plakaten, zum Bahnhof fahren soll.
Die Schwiegermutter schimpft, so beschließt der Verwalter, daß Said und Danijar mitfahren sollen, um sie vor den Männern und den Gefahren zu schützen. Danijar ist ein aus dem Krieg heimgekommener Verwundeter und Traumatisierter, der nur wenig spricht und sich auch weigert, vom Krieg zu erzählen, als der vorlaute Said ihn dazu auffordert. Er gilt im Dorf als Außenseiter und Said und Dshamilja spielen ihm anfangs auch kleine Streiche, die dazu führen, daß er alleine einen schweren Kornsack schleppt und dabei seine Wunde am Knie wieder aufbricht, dann kippt die Stimmung. Dshamilja bringt ihn zum Singen und Said erkennt, daß Danijar ein großer Liebender ist.
Als ein vom Krieg Heimgekommener, die Nachbricht bringt, daß Sadyk bald aus dem Lazarett entlassen wird, geht Dshamilja zu Danijar an den Fluß und verkündet, daß sie ihn schon immer liebte. Vorher hat sie den Verwalter gebeten, sie von den Fahrten zu befreien, aber keine Chance, die Soldaten an der Front erlauben keine Rücksichtsnahme und so sieht Said, der vorher die Beiden schon gezeichnet hat, sie eines Tages, Hand und Hand mit dem Rucksack und dem Bündel von Dannen gehen, nicht zum Bahnhof, wo man sie finden könnte, sondern zur Ausweichstelle.
Sadyk ist wütend und zerreißt die Zeichnung die er findet, das Dorf zieht über die untreue Ehefrau her und Said beschließt, zur Schule zu gehen und Maler zu werden.

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