„Ein Lachroman“, lautet noch der Untertitel des 2014 bei „Keiper“ erschinenen Büchleins und ich dachte schon, das wäre dann kein Buch für mich, da ich für die ach so lutstigen Nonsenserzeugnisse, keine so besondere Ader habe und öfter unter den vor Lachen brüllenden Nachbarn bei Veranstaltungen, über Sachen, die ich gar nicht so lustig finde, leide, dann war es aber doch, wie erhofft ein Loblied auf die Lyrik und vielleicht auch eine Satire auf die derzeit propagierte Heilsamkeit der Lachtherapie und wahrscheinlich der Versuch beides im Stile von E.T.A. Hoffmann, den ich ja sehr mag und seine berühmten Kapitelüberschriften zu verbinden.
Geschrieben hat das Buch, der 1949 geborene Bernhard M. Pelzl, der in der Steiermark Sprachwissenschaften, Orientalistik, Geschichte und Philosophie studierte, Leiter der ORF- Wissenschaftsredaktion und Wissenschaftlicher Direktor der „Joanneum Research Forschungsgesellschaft“ war.
Vermutlich hat er in seiner Pension mit dem Reimen in Romanform angefangen und mich hat das Buch auch deshalb angesprochen, weil ich ja kürzlich in Leipzig im Gohliser Schlösschen mit Kerstin Hensels „Reimlehrbuch“ in Verbindung kam.
Da gibt es also, das Buch ist in 24. Stückln und einer Hinteraktion mit Inhaltsangabe und Inhaltsverzeichnis geschrieben, Giesebrecht Kater, ein vierundvierzigjähriges Einzelkind, das von seiner Wirtschafterin und Amme Zäzilie versorgt, in der Städtischen Bücherei die Lyrikabteilung verwaltet, das heißt, den ganzen Tag lesend über die Gedichten sitzt, über die dann einen Lyrikakt samt Rezension verfaßt und darüber so verkümmert, daß er nicht nur einen Psychiater braucht, sondern sich auch das Leben nehmen will.
Dafür will er sich vom Kirchturm stürzen, als er aber dafür durch die Kirche geht, fällt ihm das Reimlein ein, das ihm die schon erwähnte Zäzilie in Kindertagen ans Herzlein legte „Mein Herzerl ist klein, darf niemand hinein als du, mein liebes Jesulein“, das ändert seine Pläne, er vergißt auch auf das Mittagessen, zu dem er eigentlich die Bibliothek verließ und kehrt in diese zurück, um ein Buch zur Magie der Dichtung zu lesen, als es an seinem Stüblein klopft und die übergewichtige Hanna Donne, die ab nun für den Bibliothekseinkauf zuständig ist, sich vorstellen will und er sie mit „Frau Donne es ist mir eine Wonne!“, begrüßt, worauf beide zu lachen beginnen und der Roman, beziehungsweise Kater Giesebrechts Aufstieg beginnt, so daß er fortan keinen Psychiater mehr bracht, nicht nur stellvertretender Bibliotheksleiter sondern sogar Kulturstadtrat wird und seine Hanna, bekommt, der bei Frauen bislang sehr Unerfahrene, natürlich auch.
Es wird auch sehr genau und meiner Meinung nach, fast ein wenig zu ausufernd, die Hochzeit am 11. 11., Giesebrecht im roten Anzug mit ungekehrt aufgesetzter Faschingsmütze, die weiße Braut kommt mit der aus dem Stadtmuseum ausgeborgten Hochzeitskutsche angebraust, beschrieben, der Pfarrer hält die Ansprache in Reimen „Brüder und Schwester in Christo…“ alles von Lachsalven begleitet, so daß danach die Feuerwehr anrücken muß und das Hochzeitsdiner auf Gemeindekosten wird von zweihundertsiebenundachtzig Köchen zubereitet.
Ganz genau kann man nachlesen, was dabei serviert wurde und die füllige Braut bekommt von Chefkoch noch eine extra Pizza als Hochzeitsgeschenk, die allgemein Quattro Statione heißt und von Antonio Vivaldi,laut Autor inspiriert, worden ist.
Der Chefkoch vermacht der Braut das geheime Rezept, das diese gleich in ihrem BH verschwinden läßt. Ein Gedicht „Frühling schreitet Sommer wiegt Herbst reitet Winter liegt“, gibt es in einigen Strophen auch dazu zu lesen.
Am Schluß werden noch einige Enden der Geschichte angeboten, Kater Giesebrecht könnte in der „Hochzeitnacht an glücklicher Überforderung sterben“, es könnte aber auch, deutet der Autor an, eine Fortsetzungsreihe dazu geben und meint, daß er das davon abhängig macht, ob die Verkaufszahl die Fünftausenderzahl übersteigt, bei „weniger keiner Fortsetzung!“
Also Leute, kauft das Büchlein, laßt euch „die höchst erstaunliche Geschichte der Entdeckung der heilsamen Wirkung der Reime auf die Seele durch den miselsüchtigen Bibliothekar Giesebrecht Kater“ zu Gemüt führen, wie am Buchrücken steht und ein wenig Geschmack an der Lyrik, die ja, wie man immer hört, ein Stiefkind des Lesers ist, finden! Mir hat das Buch sehr gefallen, obwohl ich dabei, was ich auch gar nicht wollte, in keine Lachkrämpfe verfiel.
Giesebrecht Kater und die Kraft der Reime
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