„Ein charmanter Liebesroman der Autorin von Desiree“, steht auf dem Umschlag des Fischer TB von 1976. Annemarie Selinko hat ihn 1937, noch vor „Morgen ist alles besser“ und „Heute heiratet mein Mann“ geschrieben und ich habe den offenen Bücherschränken wieder sehr für die Bücher zu danken.
„Desiree“ habe ich, als „Napoleon-Vereherin“, wahrscheinlich noch als Hauptschülerin oder war es schon in der Straßergasse gelesen. Ansonsten keine Ahnung von der Autorin, bis mich Evelyne Polt-Heinzl in ihrem Buch „Zeitlos“ auf sie aufmerksam machte und dann die Bücherschränke kamen.
„Chick Lit“ aus den Neunzehndreißigerjahren habe ich wahrscheinlich schon einmal geschrieben. Bei „Wikipedia“ steht etwas von „erfolgreichster deutscher Unterhaltungsschriftstellerin neben Vicki Baum.
Von der habe ich auch schon eine ganze Bücherzahl angesammelt, die ich nach und nach ablesen werde.
Und die 1914 in Wien geborene und 1986 im Kopenhagener Exil verstorbene Autorin ist sicher interessant, weil sie erstaunlich freizügig schreibt, so lassen sich ihre „süßen Mädeln“ schon 1930 entjungfern und wenn sie dann plötzlich Baumschmerzen bekommen, steht nirgendwo, ob im Spital von Kitzbühel jetzt eine Blinddarmoperation oder eine Abtreibung passierte, aber wieder schön der Reihe nach. Da ist Anneliese, Tochter aus einer verarmten Familie, die so tun muß, als ob sie Geld hätte, dabei hat die Mutter Kopfschmerzen, weil sie nicht weiß, wie sie die fünfzig Schilling für das Dienstmädchen aufbringen soll und der Vater beschließt nur die Mutter mit der Tochter Inge an den Wörthersee zu schicken und mit Annemarie ins Strandbad zu gehen, weil man sich eine Sommerfrische nicht leisten kann. Was soll werden? Inge natürlich reich heiraten, aber Anneliese, die ein „häßliches Entchen“ ist und gerade mit ach und weh die Matura schaffte, soll vielleicht einen Handelsschulkurs besuchen oder die Mutter entlasten, damit die das Dienstmädchen entlassen kann.
Da kommt die reiche Tante daher und lädt Anneliese quasi als Maturageschenk in ihren Salon ein und dort ist auch Claudio Pauls, Schauspieler und Schriftsteller und Schwarm aller Wienerinnen.
Die „häßliche“ Anneliese bekommt ihn gar nicht zu sehen, so sehr drängen sich alle um ihn. So geht sie zum Buffet, schnappt sich die Brötchen und zieht sich damit in des Onkels Arbeitszimmer zurück. Dort steht eine Kognacflasche und die Achtzehnjährige fängt ihn zu trinken an. Da kommt der Schwarm aller Schwärmerinnen, ist selber schon ein bißerl angeduselt, damals trank das Trinken und das Rauchen in den Romanen noch für schick und beginnt mit dem Entchen ein ähnliches Experiment anzustellen, wie Professor Higgins mit Eliza Doolittle.
Das heißt, er sagt ihr, sie kann ja einmal in eine kleine Hotelbar kommen, um ihn zu treffen. Der Vater schickt sie aber auf die Handelsakademie, um sich nach den Abiturentenkurs zu erkundigen. Sie fragt den Herrn Pauls oder Clau, die er genannt wird, was sie machen soll? Er lehnt die Verantwortung ab, vermittelt ihr aber einen Job als Kassiererin in einem Strickwarengeschäft auf der Kärntnerstraße für achtzig Schilling im Monat und die legt sie an, die Eltern und die Schwestern sind entsetzt, denn wenn jemand davon erfährt, bekommt Inge nie mehr einen reichen Mann, in dem sie einen Nobelfriseur und einen Kosmetiksalon aufsucht.
Dort wird gefärbt, elektrisiert, geharzt, etc und wahrscheinlich, wie ich vermuten würde, die jugendfrische Haut des jungen Mädchens zerstört, aber vielleicht macht sich Annemarie Selinko auch ein bißchen über den Schönheitswahn der damaligen Frauen der besseren Gesellschaft lustig.
Anneliese kassiert also, sagt immer brav „Vielen Dank, gnädige Frau!“
Von acht Uhr früh bis sechs Uhr abends macht sie das, dazwischen geht sie zum Automatenbuffet und in die Hotelbar, wo Claudio mit seinem Gefolge, seinem Verleger, einen Kritiker und immer einer schönen Frau, hofiert.
Anneliese nennt er das „Entchen“, seine erste Begleiterin, Frau Markovsky, eine reiche Wienerin verkuppelt er dann ausgerechnet mit jenen reichen Mann, den eigentlich Inge heiraten wollte. Dann fährt er nach London zu einer Uraufführung, beauftragt das Entchen, ihre Geschichte aufzuschreiben und kehrt mit einer wie ein Weihnachtsbaum behängten Tänzerin nach Wien zurück. Als die auf Anneliese eifersüchtig ist, Frau Markovsky war sie noch egal, erkennt sie, daß die teuren Friseur und Kosmetiktermine schon was geholfen haben und beschließt eine Frau zu werden.
Dazu lernt sie einen Thomas von Bley beim Hausball einer Freundin Inges kennen, der sie Baby nennt, nach dem Theaterbesuch, wo ausgerechnet Claudio Pauls spielt, sie in seine Absteige führt, die sich die Herren der Gesellschaft für ihre kleinen Mädels halten und als es einmal zum Tanzen auf den Cobenzel geht, führt sie ihn in die Gesellschaft von Pauls ein, der auch dort oben mit seinem Gefolge sitzt.
Die beiden Herren beschließen das Küken soll ihre Stelle in dem Geschäft aufgeben und über Silvester geht es mit Thomas nach Kitzbühel zum Schifahren. Dort kommt es zu den schon erwähnten Magenkrämpfen und Anneliese läßt Pauls herholen, mit dem sie wieder gesund geworden, Kitzbühel verläßt, ihm ihre Memoiren übergibt, auf die er handschriftlich auf die letzte Seite „Ich bin sehr glücklich, alle Leute gratulieren mir zu der hübschen Frau und ganz unten uns sie war ein häßliches Mädchen schreibt“
Ich war ein häßliches Mädchen
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