Oder vom Fünften in den Sechsten könnte dieser Eintrag lauten, denn Susanne Wouk, die sehr engagierte Kulturveranstalterin, hat zu einem musikalischen Spaziergang durch Margareten eingeladen.
„Der festlich musikalische Spaziergang zieht wie eine Prozession durch Margareten. Publikum und Sänger/innen flanieren gemeinsam zwischen den Spielstätten und werden von ausgesuchten Gastronomen werwöhnt“, steht auf dem Programm, das bei dem Fest in Margareten aufgelegen ist und das mir Susanne Wouk sozusagen als Trost angeboten hat, als sie bei der Veranstaltung die Sackerln mit den Materialproben an die bildenden Künstler verteilt hat und ich sie fragte, ob die Literaten nichts bekommen?
„Alle bekommen etwas!“, antwortete mir Susanne Wouk, die sehr innovative, ideenreiche und das Programm war, als ich es mir angesehen habe, auch sehr verlockend.
Zwar hat es am Nachmittag geregnet und tat es immer noch ein bißchen, als ich mit meiner Regenjacke und dem Schirm ausgerüstet, kurz vor fünf ins Gasthaus Horvath bei der Falcostiege aufgebrochen bin. Ich sah die neue Bezirksvorsteherin in einer Ecke lehnen, Susanne Wouk begrüßte mich sehr freundlich und lotste mich ins Lokal, ein Drink wurde vor mich hingestellt, die Sänger Gottfried, Falkenstein Mezzosopran und Bariton, Andreas Hirsch, Bass und Yuko Mitani, Sopran, beratschlagten noch, wo sie singen sollten, das Publikum trödelte langsam ein, dann wurde begrüßt und mit Mozart, ohne Orchesterbegleitung, Arien aus der Zauberflöte begonnen.
Dem Sänger Falco wurde auch gedacht und schon ging es weiter, die Wienzeile entlang, in den sogenannten Ernst-Arnold Park, wo es Operette, „Fledermaus“ und „Das Schreiben und das Lesen“ aus dem Zigeunerbaron gab, dann noch ein Stück voran, bis zu dem Hotel, wo es die Hans Moser-Tafel gibt, weil der dort offenbar einmal lebte und daneben ist das „Vorwärtshaus“ und beim „Osterspaziergang 2009“ habe ich dort aus „M M oder die Liebe zur Germanistik“ eine Jura Soyfer Passage gelesen und Manfred Loydolt hat die „Reblaus“ gesungen, die beiden Sänger taten das jetzt mit den „Wiener Geschichten“, die der Hans Moser offensichtlich auch gesungen hat, ich kam mit einem Teilnehmer ins Gespräch über die Arbeiterzeitung und weiter ging es in die Kirche St. Josef, gleich neben dem Amtshaus gelegen, wo Franz Schubert aufgebahrt wurde.
Der Pfarrer hielt eine Ansprache, erzählte etwas von einer schlechten Predigt seines Vorgängers, die dem Meister nicht gefallen hat und es gab „Am Brunnen vor dem Tore“, „An die Kunst“ und das „Ave Maria“ zu hören, eine wunderbare Akustiv und eine wunderbare Bandbreite des Repertoires so ganz ohne Aufwand.
Dann in den sogenannten „Scheupark“ zwischen Margaretenstraße und Bräuhausgasse, wo Franz Georg Scheu Musiker und Gewerkschafter 1867 die „Arbeiter von Wien“ komponierte, das Lied, das mein Vater, schon ziemlich dement, des Abends und des Morgens manchmal vor seiner Wohnungstüre gesungen hat.
Jetzt wurde der Text ausgeteilt, die Bezirksvorsteherin erklärte, daß sie das manchmal vor den Sitzungen singen würde „So flieg du flammende, du rote Fahne“ und alle sangen begeistert mit, die nächste und die letzte Station war das Penta-Hotel für mich, wo es Prosecco und anderes zu trinken gab, die Sängerin im „Prater blühen wieder die Bäume“ von Robert Stolz zum besten gab und ich mich verabschiedete, denn im Bezirksmuseum Mariahlf lasen die Frauen vom Wiener Lesetheater Berta von Suttners „Die Waffen nieder“.
Da gab es zwar schon vorige Woche eine diesbezügliche Veranstaltung und als ich darüber bloggte, bot mir Andrea Stift an, mir das Buch zu schicken, aber die Lesetheateraufführung organisiert von Traude Korosa war sehr interessant und in dem Bezirksmuseum in der Mollardgasse war es auch sehr voll. Die Frau von der Edition Mocca, die auch die Naschmarktlesungen organisiert, Elfriede Haslehner, Susanne Schneider Hans Hörg Liebscher und bei den Lesenden Judith Gruber-Rizy,Heidi Hagl, Traude Korosa, Hilde Langther,Angelika Raubek und Gabriela Schmoll.
Traude Korosa leitete ein und erzählte etwas von Berta von Suttners Biografie, die am 21. Juni 2014 knapp vor Ausbruch des ersten Weltkrieges gestorben und jetzt in aller Munde ist.
Um die Jahreswende hat mir mein Psychologie Kollege Wolfram Huber erzählt, daß er sich für sie interessiere, jetzt kann man überall von ihr hören, Traude Korosa sagte mir aber, daß sie die einzigen seien, die aus dem Buch lesen würden, das, glaube ich, sogar vergriffen ist und ich kann mich an einen Fernsehfilm vor dreißig oder vierzig Jahren erinnern, wo es um Alfred Nobel und Berta von Suttner ging, wo ich das erste Mal etwas über die Friedensnobelpreisträgerin von 1905 hörte und jetzt die Auszüge aus dem Buch, das ich höchstwahrscheinlich demnächst lesen kann.
Daß es eine Ich-Erzählerin namens Martha gibt, wußte ich schon von der Streeruwitz-Vorlesung, die ist die Tochter eines Generals, wächst mutterlos auf, wird mit Achtzehn verheiratet und ihr Mann fällt, das kleine Söhnchen bleibt zurück, sie beschließt wieder zu heiraten, der zweite Mann ist auch Offizier, sie überredet ihn abzudanken, das kann er aber nicht, weil sie ihr Vermögen verliert, so muß er in die Schlacht von Königsgrätz, wird verwundet, sie fährt ihm nach, sieht die Verwundeten überall liegen und am Schluß kommt auch noch die Cholera in das Schloß, wo sie mit ihren Vater und ihren Geschwistern lebt, fast alle sterben.
Die „Waffen nieder“, war dann der eindrucksvolle Schlußschrei von Gabriela Schnmoll. Wenn man sich dann noch vorstellt, daß ein paar Tage nach ihrem Tod, die Waffen erst recht erhoben wurden und daß der Nobelpreis, der Bestseller und alles andere nichts genutzt haben, ist das erst recht depressiv.
Es gab aber noch sehr viele liebevoll bereitete Brötchen, Wein und Saft und durch das Bezirksmuseum, das auch sehr interessant ist, konnte man auch noch schlendern, jetzt werde ich mir noch ein bißchen die Radiosendung anhören, die es heute auch in Ö1 über Berta von Suttner gab, in der auch Marlene Streeruwitz zu hören ist, mich auf das Buch freuen und der heutige Spaziergang durch die zwei Bezirke, in der ich einen Teil meines Lebens verbrachte und ihre kulturellen Veranstaltungen, ist wirklich interessant. Vor Jahren hat ja auch Bezirksrat Brigitte Steiniger in Margareten einiges aufstellen wollen und durch den Bezirk gehört, wo wir dann auch noch ganz zufällig Jeannie Ebner mit einer Zigarette in der Hand in einem Beserlpark sitzen sahen.
Spaziergang ins Bezirksmuseum
Werbeanzeigen
Werbeanzeigen