Literaturgefluester

Sechs Jahre Literaturgeflüster

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Es ist soweit. Das „Literaturgeflüster“ geht ins siebente Jahr, ins verflixte, sozusagen, aber ich denke, die Krisen sind vorbei und der Blog hat sich seit jenem 3. Juli 2008, wo ich vom „Bachmannlesen“ oder zuhören inspiriert, der Wettbewerb fand damals noch in der letzten Juniwoche statt, den Alfred fragte, ob ich meine litarische Meinung auch bloggen könne?
Damals haben mich ja Christiane Zintzen und Hella Streicher, die zwischen den Lesungen ihre Meinungen verlautbarten und das „Bachmann-Kolloquium“ nannten, sehr beeindruckt.
„Sicher!“, hat der Alfred wahrscheinlich gesagt und ich habe losgeschrieben. Bin inzwischen länger und länger geworden und sehr ausführlich.
Gibts inzwischen schon an die tausendachthundertachtzig Einträge, in meiner vielleicht etwas unverständlichen Schachtelsätzeart, in meiner Rechtschreibung, meiner Ästhetik und meinen Meinungen, über 220.000 Aufrufen, 954 Kommentaren, wovon die Hälfte circa von mir stammen und inzwischen mehrmals als täglich einen Artikel, weil ich schon soviele Bücher auf meiner Leseliste habe, die offenen Bücherschränke, die es inzwischen ebenfalls gibt, machen es möglich und ich schreibe auch sehr viel und gehe sehr oft und sehr regelmäßig zu literarischen Veranstaltungen.
Das habe ich zwar schon immer, sprich seit dreißig bis vierzig Jahren wahrscheinlich getan und da sich dabei fast zwangläufig ein enormes Wissen ansammelt, finde es es sehr schön, daß es die Möglichkeit des Bloggens, also der Veröffentlichung, gibt.
„Das ist ein enormes Archiv!“, hat erst letzte Woche Herbert J. Wimmer zu mir gesagt, als ich im fragte, ob er die „GerstlArtikel“ im „Literaturgeflüster-Texte-Buch“ schon gelesen hat, andere sagen das anders. Finden Bloggen unnötig, denn wer soll das alles lesen, nicht professionell, dilettantenhaft, etc.
Die alte Diskussion, auf die ich erst 2010 so richtig gestoßen bin, denn vorher war ich ja so naiv, daß ich wahrhaft dachte, alle würden sich über mein Bloggen freuen.
Ob ich dachte, daß ich damit in den Literaturbetrieb hineinkomme, weiß ich eigentlich nicht so genau. Wahrscheinlich schon ein bißchen, denn die Hoffnung stirbt ja zuletzt und wozu „tut man sich das an“, wenn man nicht daran glaubt?
Ich bin natürlich nicht, sondern habe nach wie vor das Gefühl, daß es mir gelingt, im Netz so gut, wie unbemerkt, meine literarischen Ansichten von mir zu geben.
Das heißt zwei Kritikerinnen oder Spamer bzw. Trolle, wie das, glaube ich, so heißt, habe ich im Laufe der Jahre gehabt und anfangs sogar eine kleine treue Fangemeinde, die sich inzwischen verlaufen hat, dafür habe ich eine Handvoll andere, vorwiegend deutsche Bloggerinnen, die mir gelegentlich ein „Gefällt mir“ schicken, das heißt der Schriftsteller Wolfgang Schiffer ist seit kurzem auch dabei, Sasa Stanisic hat meinen Blog abonniert, was mich beides sehr freut und von Andreas Pittler habe ich vor kurzem auch ein Mail bekommen, in dem er sich für mein Bloggen bedankt.
In der GAV gab es ja eine Zeitlang ein paar negative Reaktionen und Beschwerden, daß ich zuviel „Ausplaudern“ würde und am Anfang habe ich vielleicht auch ein bißchen übertrieben, aber man lernt ja durch Erfahrung und, daß es interessant ist, wer beispielsweise zu welchen Lesungen in die „Alte Schmiede“ geht, glaube ich immer noch.
Es hat sich aber Gerhard Jaschke über mein „Geflüsterbuch“ sehr begeistert gezeigt und mich mehrmals dafür gelobt und Ilse Kilic gefällt mein Blog, glaube ich, auch und sie hat mich ja sogar einmal eingeladen, ihn im „Amerlinghaus“ vorzustellen.
Nun ja, daß sich nicht alle über mein literarisches Engagement begeistert zeigen, ist eigentlich klar und, daß das Bloggen als etwas Negatives beziehungsweise Unprofessionelles gesehen wird, habe ich erst lernen müßen.
Ich denke aber doch, daß es wichtig ist, sein Wissen der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen und bin froh, daß es diese Möglichkeit gibt, es muß sie ja niemand nützen, an den Suchanfragen kann ich aber merken, wer sich für was interessiert und wenn ich in der „Alten Schmiede“ oder sonstwo jemanden erzähle, daß ich über die oder die Veranstaltung gebloggt habe, sagen die Meisten, daß sie das „Literaturgeflüster“ kennen würden.
Wenn man gewisse Namen eingibt, kommt man wahrscheinlich zwangsläufig zu mir und die Bloggerlandschaft ist ja zumindest in Österreich noch immer nicht sehr zahlreich. Da gibt es Christiane Zintzen und ich, die über den Wiener Literaturbetrieb schreiben, viel mehr würde mir da nicht einfallen und das hat mir auch Michael Hammerschmid gesagt, als ihm fragte, ob er wüßte, daß ich über die „Poliversale“ berichte.
Was ein bißchen dabei zu kurz kommt, ist mein eigenes Schreiben, das mir wahrscheinlich am Wichtigsten ist, da habe ich das Gefühl, daß das wirklich niemanden interessiert und die deutschen Bücherbloggerinnen sagen das auch sehr offen, wenn ich ganz ganz vorsichtig, auf meine Bücher hinweise. Also auch ein bißchen Frust, nicht so sehr wie im letzten Jahr, als ich von Hans Raimunds Rückmeldung noch ein bißchen groggy war, inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, daß nicht alle wollen, daß da jeder so einfach daherkommt und seine Meinung sagt, aber ganz so unprofessionell bin ich gar nicht, schließlich schreibe ich seit über vierzig Jahren, bin GAV-Mitglied, habe ein paar, wenn auch zugegeben sehr kleine Preise bekommen, ein paar Sendungen in Ö1 gehabt und worauf ich sehr stolz bin, einen Text in der Zeitschrift „Wespennest“ 1988, damals habe ich, blöd wie ich bin, dem Alfred Kolleritsch, als er mir wieder einmal einen Text zurückgeschickt hat, geschrieben, daß ich, wenn ich das geschafft habe, es auch noch in die „Manuskripte“ schaffen werde! Inzwischen verschicke ich ja nichts mehr, mache meine Bücher selbst, da gibt es ja schon zweiunddreißig und zwei die auf die Druckerei warten, blogge seit sechs Jahren, bin über das mangelnde Feedback, oder die die mir „Das ist jetzt ein bißchen Trottelhaft“ oder „Wow so was Schlechtes!“, schreiben, immer noch ein bißchen verzweifelt und die Resignation hält sich auch an oder hat vielleicht sogar zugenommen, trotzdem bin ich stolz auf meinen Blog, der mir sehr wichtig ist, schreibe einsam und entschlossen vor mich hin und freue mich auf das siebente Jahr, das kein verflixtes werden sollte, sondern eines, wo die „Anna“ fertig wird und die „Brüderschaft“, ich was Neues schreibe und natürlich wieder zu vielen Veranstaltungen gehe, darüber schreibe und auch dank meiner endlos langen Liste, viele Bücher lesen werde.
Und den Namen der neuen Veza-Canetti-Preisträgerin, habe ich in der Zeitschrift „Volltext“, die mir der Alfred mit den Bachmannteilnehmervorstellungen brachte, auch gefunden, es ist Olga Flor, vielleicht gewinnt sie auch den Bachmannpreis

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