Literaturgefluester

Reisevorbereitungen und andere Erledigungen

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Ich bin ja nicht besonders reiselustig, erstens lebe ich so etwas wie Konsumverzicht, das Notwendige nicht das Überflüßige und dann will ich in meiner freien Zeit ja schreiben und nicht von einem Touristenort zum anderen hetzen und eine Menge Geld für Parkplätzte, Hotelzimmer etc ausgeben, so habe ich schon lange meine „Sommerfrische in Harland bei St. Pölten“, da kann ich meine praxisfreien Sommertage und die kann man auch zusammenlegen, verbringen, Radfahren an der Traisen, auf der Terasse sitzen und schreiben oder bloggen, in der Badewanne lesen, ect.
Leider oder zum Glück, damit ich nicht verkomme, habe ich einen sehr reiselustigen Mann und drängt mich meistens schon im Februar „Sag mir Eva, wo fahren wir heuer hin?“
In den frühen Nullerjahren sind wir eine Zeitlang in die Toskana und sogar bis Rom gefahren, dann kam die hohe Tatra an die Reihe, wandern, beziehungsweise bergsteigen mag ich nämlich auch. Fünfmal waren dort, vor drei Jahren dann in den Masuren, vor zwei in den baltischen Staaten und voriges Jahr wurde im August die WU umgesiedelt, also keine Gefährdung der Sommerfrische und so habe ich mir diesbezüglich sogar ein ein sogenanntes Stadtschreiberprogramm entworfen, aber heuer ging es wieder los und da sagte ich wohl im Februar oder vielleicht schon früher, ins Elsaß.
„Warum dorthin?“, wurden wir vorige Woche im Waldviertlerhof vom Martin gefragt. Ja, warum? Wahrscheinlich weil ich gehört habe, daß es dort schön sein soll, es gibt das Quiche Lorraine, eine entfernte Cousine, die, wie Psychologie studiert hat, war mit ihren Mann vor dreißig oder vierzig Jahren eine Zeit lang dort, die Petra van Cronenburg, deren Blog ich manchmal verfolge, hat ein Buch darüber geschrieben, deshalb also und warum eigentlich nicht? Irgendwohin muß man ja fahren, wenn man schon muß und ein Badetyp bin ich ja nicht.
Also hat mir der Alfred, ich glaube, schon im Februar ein Buch darüber gekauft „Gebrauchsanweisungen fürs Elsaß“, ich habs auf meine Liste gesetzt und ins Badezimmer gelegt, denn ich schaue in die Reiseführer erst, wenn ich vor Ort bin, was ich manchmal auch bereue, wie beispielsweise vor zwei Jahren, als wir in Riga den Campingplatz suchten, ich das Buch aufschlug und las, daß die „Hunde von Riga“ als Reiselektüre empfohlen wurden und das hatte ich ja im Schrank gefunden. Warum habe ich es nur nicht mitgenommen, warum nicht, warum?
Der Alfred ist da anders, der macht seit Monaten Pläne und war auch lange den Zugabfahrtzeiten auf der Spur, hat ein Klapprad für mich eingekauft und am Sonntag schon das Auto probeweise gepackt und ich fange jetzt auch langsam mit den Reisevorbereitungen an, denn daß ich mir von meinen Leselisten, die Bücher, die in dem Land spielen, in das wir fahren oder von solchen Autoren stammen, mitnehmen, habe ich mir vor einigen Jahren angewöhnt.
Da gibt es also die „Gebrauchsanweisungen“, die sind schon in der Tasche, die mir der Alfred aus Australien mitgebracht hat. Nach Elsaßischer Literatur habe ich auch gegooglet, da habe ich aber nichts auf Vorrat, aber auf meiner Liste sind ganz zufällig jetzt bald ein paar französische Bücher dran. Die Francoise Sagan, die Margarite Duras, die Veronique Olmni und das das Elsaß ja in Frankreich liegt. Ich habe ja gedacht, da spricht man Deutsch, wie in Bozen, scheint aber zumindest, was die Zugfahrpläne, die den Alfred zur Verzweiflung brachten, nicht ganz so zu sein, ich habe aber in der Straßergasse fünf Jahre Französisch gelernt und auch ein französischens Buch, allerdings von einem Amerikaner, auf meine Leseliste gesetzt, wenn ich das mal lesen will, sollte ich ein bißchen üben und im Bücherschrank fand sich vor einiger Zeit auch ein Grundlehrkurs mit entsprechender Cassette.
Ein Wörterbuch habe ich auch und dann habe ich natürlich die beiden schönen schwarzen Bücher eingepackt, die vor einiger Zeit im Schrank waren. Das eine für die Reisenotizen, das andere für die von „Innere Stadt“ und da ist eine Reiseunterbrechung von zwei Wochen vielleicht nicht ganz passend, macht aber andererseits auch nicht wirklich viel, aber ich habe vorigen Mittwoch angefangen meinen Roman nicht nur zu konzipieren, sondern auch zu schreiben. Ich bin darin sehr schnell, ich weiß und das macht auch nichts, sondern ist sehr gut. Achtundzwanzig Seiten, zwölf Szenen, 13 296 Worte sind da in der Zeit entstanden, in der ich eigentlich nur Material sammeln wollte, aber wenn ich mal anfange, bin ich sehr flott, auch wenn ich bis September recherchieren wollte.
So gesehen würde ich wahrscheinlich wieder in sechs Wochen mit dem Rohkonzept fertig sein, der Elsaßurlaub unterbrichts, macht nichts, rät man ja immer seine Texte liegen zu lassen, andererseits bin ich so in Fahrt, daß ich vielleicht das Recherchieren oder dran denken mitnehmen könnte, denn vielleicht ist der Albert im August 1914 in Frankreich gefallen.
Und so geduldig die zwei Wochen abzuwarten, bevor ich weiterschreibe, bin ich inzwischen auch, man sieht, ich mache Fortschritte, auch wenn mir das niemand glaubt und bei der „Innere Stadt“, der Titel ist für das Miranda Schutzengelchen vielleicht nicht ganz passend und könnte geändert werden, ist es mir diesmal, glaube ich, auch gelungen, ein bißchen abgehobener zu werden.
Also nicht nur von Büchern und alten Leuten zu schreiben, aber auch, denn eine Ururugroßmutter, die 1914 eine Frühgeburt hatte, gibt es ja, das Miranda Schutzengelchen ist dagegen noch sehr jung und die Urururgroßmutter schaut auch nicht sehr viel älter aus.
Ich glaube, daß inzwischen sogar sowas wie der Handlungsfaden entstanden ist, der könnte jetzt unterbrochen werden, aber ich habe mir sehr viel aufnotiert und nehme mir auch, ein (neues) Notizbuch mit dem alten mit.
Die letzte Szene die ich geschrieben habe, handelt ja vom Bruno, da steht er bei diesem Fest und kämpft ums Spanferkel, der Kampf um die Schwedenbomben soll dann noch kommen. Das ist vielleicht nicht besonders originell, aber inzwischen erzählt die Marija Marjatschuk, der Magdalena, die sie Tante Berta nennt, von den Kämpfen um die Stadt Donetz, sie könnte aber auch nach Wien zum Studium kommen und da Miranda kennenlernen und Miranda bekommt eine Schutzengelkarte zugeschickt. Sowas habe ich heute wirklich von einer Hilfslorganisatzin zugesandt bekommen, kein Schmäh, besucht ihre Mutter, die ihr ein wenig von den Vormüttern erzählt und die Miranda könnte, um ihren Visionen zu entkommen, den Philip heiraten und einen Sohn bekommen und die Valentina freundet sich mit ihrem Kollegen Sepp an.
So weit meine Ideen, ein richtiger Handlungsfaden ist das nicht, könnte sich aber zu einem solchen entwickeln, im August dann, wenn ich zurück bin und im September dann mindestens einen Wien Tag mache.
Ansonsten habe ich schon die Idee für das nächste Buch, vielleicht bekomme ich die aber auch in dieses, denn ich lese ja gerade Ernst Lothars „Die Mühle der Gerechtigkeit“, das ist ein 1931 entstandener Roman über Sterbehilfe, beziehungsweise über die Nöte eines sehr strengen und verzopften Landesgerichtsrat, der 1960 bei Zscolny mit einem Vorwort von Ernst Lothar, daß er sich trotz der Nazis-Euthanasie- Programme entschlossen hat, den Roman wiederaufzulegen und dazu auch steht und auch ein Thema, das mich sehr interessiert und ich mit den Vorschlägen, die man in Klagenfurt beim Bachmannlesen immer wieder hören kann, nicht sehr zufrieden bin.
Denn da werden spannende Schicksale aufgebaut und dann kommt die Hand des Mannes und der Griff zum Polster oder zur Pistole und ich denke „So nicht!“ und heurte habe ich gedacht, vielleicht schreibe ich mal was dazu, das ist zwar auch etwas über alte Leute höchstwahrscheinlich, aber da könnte ich das so machen, wie es mir gefällt und dann wirds wahrscheinlich ein Selbstmord werden, denn von der oben geschilderten Sterbehilfe, halte ich ja nicht viel.
Mal sehen, der Bruno Leitner könnte das am 13. 3. 2033 so machen, wie das aber in das Konzept hineinbringen? Obwohl eine Magdalena, die im August 1914 zu früh geboren hat und immer noch mit dem Flugzeug in die Ukraine fliegt, gibt es da ja auch.
Man sieht, ich bin sehr eifrig und nicht aufzuhalten.
„Gut so!“, denke ich und überhöre die, die jetzt vielleicht „Nicht schon wieder!“, stöhnten, aber sehr viele, die das tun, wird es nicht geben und ich habe auch noch was anderes zu tun, bevor ich ins Elsaß fahre, mit dem Klapprad die Alleen entlangzuckle und Quiche Lorraine esse, Zander soll es dort auch geben, es ist nämlich das „Dummie von der „Brüderschaft“ gekommen, der Postbote hats am Freitag beim Tierhändler in der Krongasse abgegeben und nicht wie früher aufs Postamt zurückgetragen und ich habe es mir von dort abgholt, aber ein so dünnes Päckchen hätte er mir auch früher in den Postkasten stecken können, bei den neuen Postkästen geht das nicht mehr, ist aber egal und wenn ich das Buch noch vorher durchsehe, keinen Fehler finde und es freigebe, kann es dann gleich erscheinen, wenn wir zurückgekommen sind.
Die „Anna“ muß vom Alfred noch durchgeschaut werden und dafür brauchen wir noch das Cover. Ein Foto von einem meiner mit Bücher den vollgestopften Regalen im Krongassenschlafzimmer, könnte das, denke ich, sein und für die „Innere Stadt“ wenn es bei dem Titel bleibt, habe ich auch schon eine schöne Vorlage, denn mein Großvater, der Herr Anton Jantschak, wie er sich tatsächlich schrieb, hat meiner Großmutter und seinen wohlgeborenen Kindern Greti und Otti sehr viele und sehr schöne Feldpostkarten vom Krieg nach Hause geschickt und eine Netzkarte, wo man ihn in Uniform sehen kann, hat er auch zurückgelassen. Daist er zwar älter, als der Albert Himmelbauer oder sieht zumindest so aus, vielleicht war er gar nicht so alt, ich habe ihn jedenfalls, glaube ich, nicht kennengelernt und die Großmutter ist Anfang siebzig gestorben.
Das ist sehr spannend und hat gut geklappt, das Buch mit den Briefen der Soldaten aus dem ersten Weltkrieg, das ich mir, glaube ich, im Sommer 1982 beim „Herzog“ kaufte, als meine „Hans-Krise“ begann und es mit auf eine Wanderung auf den Kahlenberg nahm, habe ich dagegen nicht gefunden.
Das neue Bücherregal bzw. die Bretter hat der Alfred am Samstag abgeholt und müßen noch aufgebaut werden, nach dem Urlaub, wenn der Kasten im Harlander Wohnzimmer an dessen Stelle es kommt, ausgeräumt ist und die wirklich schöne Rezension von Lev Detela über das erfolglose Schreiben, beziehungsweise das Literaturgeflüstertexte-Buch ist jetzt auch im Blog eingestellt. Wer sie lesen will, dem kann ich sie nur empfehlen und bedanke mich sehr dafür und das passt auch gut zu meinen „Feiertagsartikel“ und meiner „Laudatio“ mit der ich mich selber lobte, als ich mit dem Korrigieren fertig wurde und bevor ich mit dem neuen Konzept begann.

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