Literaturgefluester

Garanas oder die Litanei

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Jetzt kommt ein Buch, das sowohl schwer zu lesen als auch schwer zu besprechen ist, nämlich „Garanas oder die Litanei“, des 1933 in Graz geborenen Matthias Mander, der mir wohl durch seinen „Kasuar“ ein Begriff war, so daß ich nach dem Buch griff, als ich es Anfang der Zweitausenderjahre wohl in einem der Büchertürme der „Literatur im März Veranstaltungen“ fand und es dann in mein Regal stellte. 2003, 2004 oder 2005, etc war ich dann bei einer von Frau Wazlawicek organisierten Veranstaltungen in der Galerie Heinrich.
Wir haben da ja auch mit den Frauen gelesen, es gab aber auch ein tolles anderes Programm, nämlich ein Nachmittag mit dem Czernin-Verlag und da hat Matthias Mander den zweiten Teil seiner „Garanas-Trilogie“, nämlich der „Brückenfall oder das Drehherz“ vorgestellt, wo es um den Einsturz der Reichsbrücke geht und da ist mir das Buch wieder eingefallen und ich habe vorgenommen es zu lesen.
Das habe ich dann aber nicht ganz geschafft und so ist der dritte Teil herangekommen „Garanas oder die Holschuld“ und wurde in der „Gesellschaft für Literatur“ präsentiert und von Christa Nebenführ eingeleitet. Es war im Veranstaltungsraum sehr voll, vielleicht weil es nachher steirischen Wein, steirischen Schinken und steirisches Brot gab, vielleicht auch weil Matthias Mander eine sehr beeindruckende Persönlichkeit ist, wie mir schon in der Galerie Heinrich auffiel.
Da habe ich das Buch dann auf meine Leseliste gesetzt und vor drei Wochen zu Lesen begonnen, in den Urlaub ins Elsaß wollte ich es aber nicht mitnehmen, weil es eben nicht sehr leicht zu lesen war, so habe ich es jetzt fertig gelesen und kann meinen Bericht geben.
Es geht, wie ich schon der „Holschuld“ entnommen habe, um Wirtschaftskriminalität und Matthias Mander besitzt die Gabe, das auf eine Art und Weise zu beschreiben, daß man an die Mythen der Antike oder so erinnert wird.
Der Held ist, das steht im Klappentext, „der aus Garnaas, das ist ein Ortsteil des weststeirischen Schwanberg an der Choralpe, gebürtige Johann Zisser“ und der hat auf einen Schlag seine Wohnung, seine Stelle und seine Pensionsvorsorge durch Anlegebetrüger, Häuserschieber und weil er sich weigerte seine Buchhaltung zu frisieren, verloren.
So zieht er auf das Land in die Keusche seines Vetters Max zurück.
Das Buch handelt aber von einem Hans Benedikter und da wird es schon kompliziert, denn Benedikter ist das Alter Ego Zissers, so findet man öfter Einschübe in kursiver Schrift „Zissers Tastatur“ und am Ende gehen die Personen auch ineinander über, verschmelzen ineinander, etc.
Im zweiten Teil, so habe ich verstanden, geht es um andere Personen, die in den Brückenfall verwickelt sind, Zisser ist aber wieder da und schreibt auf und Teil drei scheint die Fortsetzung des ersten zu sein.
Es geht also um Wirtschaftskriminalität und da überhöht Mander einiges und so beginnt es sehr aussichtslos und man fragt sich, wie kann das alles sein, wie kann so was passieren? Gibt es denn keine Gesetze?
Daß aber in Ungarn Leute einen Kredit aufnehmen wollten und am Schluß im Kleingedruckten ihre Wohnungen verkauft hatten, habe ich einmal im Radio gehört. Vielleicht war das Manders Vorbild. Und Zisser oder Benedikter ist ein Kämpfer der alten Schule, ein Michael Kohlhaas, der besten Art, der sich für eine alte Frau einsetzt, die ebenfalls um ihre Wohnung betrogen wurde und der in den ersten Kapiteln derart angespannt herumläuft, daß sich seine Hand zur Faust ballt, die dann operiert werden muß. Noch vom Spital aus fährt er dann nach Wien aufs Gericht, um weiter für Gerechtigkeit, Schadenersatz und auch für die anderen zu kämpfen und es gelingt ihm schließlich auch.
Über vierhundertfünfzig Seiten auf dünnen Papier gedruckt, in einunddreißig Kapitel gegliedert, darunter befinden sich einige Litaneien, wie die „Kriminal-Litanei“, die „Landschaftslitanei“, die „Byloff & Nandor-Litanei“, so heißt die Firma, wo Benedikter bzw. Zisser Buchhalter war.
Bei den „Amazon-Rezensionen“ steht, glaube ich der Rat über die Litaneien hinwegzulesen, es wird aber auch hervorgehoben, daß Wien-Kenner ihre Freude an dem Buch haben werden, denn die Wohnung Bededikter/Zissers befand sich in der Glockengasse, der Praterstern, wo sich die Konditorei Aida befindet und der Tegetthoff steht, kommt auch vor und das alles wird sehr genau beschrieben und mit historischen Erkenntnissen belegt, die den Rezensenten an die Bachmann erinnerten.
Ein sehr gelehrtes, aber auch sperriges Buch, weil man alles, was in den vierhundertfünfzig Seiten steht, auch in ein paar Sätzen sagen könnte, aber das große Detail- und Fachwissen des Autors, der trotz seiner achtzig Jahre auch eine schöne Homepage hat,zeigt und die Gemeinheit der Wirtschaftsbetrüger, die es wahrscheinlich alle so gegeben hat, ist auch sehr beklemmend. Jetzt wäre es noch spannend zu erfahren, wie es in der „Holschuld“ weitergeht. Vielleicht findet sich mal das Buch.
Der letzte Satz des Ersten ist jedenfalls „Zissers Versuch zu verbergen, daß diese ganze Garanas-Geschichte eine fromme Angelegenheit war, ist ihm somit gründlich mißlungen.“
Was auch viel über den Autor aussagt.

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