Von Leopold Federmair habe ich, glaube ich, das erste Mal über den „Standard“ erfahren, beziehungsweise dort einen seiner Artikel gelesen, dann war ich einmal in einer seiner Lesungen in der „Alten Schmiede“ und im Literaturhaus als er den Staatspreis für literarische Übersetzungen bekommen hat. Dann hat er auch beim „Bachmannpreis“ gelesen und dort die Juroren sehr verwirrt, weil er sie fotografierte.
Der 1975 in ÖO geborene Autor, der Germanistik studierte lange in Argentinien lebte und jetzt in Japan lebt, hat einen neuen Roman geschrieben, der heute in der Hauptbibliothek, moderiert von Ann Cotten vorgestellt wurde.
„Wandlungen des Prinzen Genji“ und der Prinz Genji ist ein vor tausend Jahren von einer Hofdame in Japan geschriebener Roman, der das Leben eines polygamen Prinzen in Kyoto schildert, der die Frauen, die Kirschenblüte und die Mondnächte studiert und Leopold Federmair dürfte an ihm die japanische Kultur studiert haben, beziehungsweise schildert er in seinem Roman die Lektüreerfahrung und schreibt in sechzig Kapitel von einem in Japan lebenden Ich, das ein Kind und eine Geliebte hat und sozusagen Roman lesend durch Hiroshima oder woanders zieht, die Wandlungen haben etwas mit Wandeln zu tun, aber auch mit Veränderung, sprich Transformation und da hat sich Japan in den letzten tausend Jahren wahrscheinlich sehr viel verändert.
Die Kirschenblüten gibt es zwar noch, aber die Welt ist wahrscheinlich nicht mehr so erotisch und polygamhierarchisch, die Japaner haben kaum mehr Kinder, sind von der amerikanischen Kultur überschwemmt und haben einen großen Leistungsdruck.
Jetzt habe ich in die japanischen Literatur natürlich viel viel weniger Einblick als Leopold Federmaier, der schon, wie er sagte, zwölf, dreizehn Jahre dort lebt, ich war 1991 gerademal elf Tage dort und ein oder zwei in Kyoto, da ist mir die Struktur der Stadt, wie Leopold Federmair sie geschildert hat, nicht aufgefallen von der erotischen Literatur der Hofdame Murasaki habe ich noch nie etwas gehört und das. was Ann Cotten aus dem Originaltext las, erinnerte mich eher an den Don Giovanni, der Vergleich ist auch gefallen und als Frau, stehe ich der männlichen Polygamie ohnehin sehr skeptisch gegenüber, noch dazu in einer Kultur, wo es als Schande gilt, wenn die Frauen gebildeter als die Männer sind und sich dafür entschuldigen müssen, wenn sie sich zulange mit Politik beschäftigen, wie es die Hofdame Murasaki tat.
Auch sonst weiß ich sehr wenig von der japanischen Literatur, habe gerade die Herren Murakami zweimal gelesen und in die Hauptbücherei bin ich gegangen, weil ich nicht zur Eröffnungsveranstaltung in die „Alte Schmiede“ wollte, da ich Peter Roseis „Globalisten“ schon gelesen habe, aber ich interessiere mich natürlich für Japan und für Leopold Federmair, daß Ann Cotten auch in Japan war und sich in ihrer Literatur damit beschäftigte, habe ich nicht gewußt.
Es begann also mit einer Einleitung beziehungsweise Lesung von Ann Cotten aus dem Originaltext, wo eine Geliebte des Prinzen zu Tode gegekommen ist und der sich mit ihrer Dienerin darüber unterhält, beziehungsweise ihr Kind versorgen will.
Daran knüpfte sich eine Diskussion, wo mir ein bißchen der Kopf schwirrte, weil man sich, um mitzukommen, wahrscheinlich mehr in die japanische Kultur eingelesen haben bzw. länger als elf Tage in Japan gewesen sein sollte.
Aber jeder muß einmal beginnen und vielleicht kommen die Bücher auch einmal zu mir, beziehungsweise ein Bändchen japanischer Lyrik müßte ich auf meiner Leseliste habe und der Prinz hat sich mit seinen Geliebten immer in Gedichten unterhalten, die nach chinesischer Art geschrieben wurden.
Am Schluß las Ann Cotten noch ein solches vor, dazwischen gab es zwei Textstellen aus dem Ferdermarr Buch, das erste ein Essay, wo der Held sich in einem Cafe befindet und über das japanische Leben resumiert, bei der zweiten Textstelle waren sich Anne Cotten und Leopold Federmair länger nicht einig, welches Stück gelesen werden sollte.
Mehrere Vorschläge wurden gemacht und verworfen, schließlich las Leopold Federmayr eines von einem „Zigarettenetui“.
Die Japaner sind viel ordentlicher als die Europäer, sie werfen ihre Zigarettenstummeln nicht einfach auf den Boden, sondern sammeln ihn in einer Dose ein und der Held trifft in diesem Kapitel seine Geliebte, die ebenfalls Murasaki heißt und die hat in ihrem Etui immer nur eine Zigarette, sie raucht jeden Tag nur eine und erzählt ihm von ihrer Mutter, die sie als Schulmädchen einmal beim Rauchen erwischte, als ob das den Frauen nicht erlaubt wäre und man den Mann um Erlaubnis fragen müßte? Aber auch was die Kultur des Rauchens betrifft, hat sich in den letzten Jahren ja sehr viel verändern.
Jetzt darf man das ja kaum mehr öffentlich, aber das hat Leopold Federmair in seinem Kapitel, wo er bald zu einer Schattenprinzessin, auch eine Geliebte des Prinzen, mit entstellten Gesicht, wechselte, dann etwas von einem „Lob des Schattens“ erzählte, das ein Roman sein dürfte, wahrscheinlich nicht gemeint und am Schluß wurde er noch vom Publikum gefragt, warum er sich in seinem Roman mit den Prinzen Genji beschäftige, er hätte ja auch einen anderen Roman als Ausgangspunkt wählen könne und wie er schreiben würde?
Interessante Fragen, die Leopold Federmair auch ausführlich beantwortete, die Dichtkunst der Anne Cotten lobte, was ihr ein wenig peinlich war und dann noch zu Xaver Bayer hinüberschwenkte, ob der sich aber mit japanischer Literatur beschäftigt, ist mir jetzt gar nicht bewußt und ich werde wahrscheinlich nicht so bald zu dem Originalwerk kommen, dazu ist mir der Held wahrscheinlich doch zu frauenbesessen, habe aber noch zwei Bücher von Haruki Murakami auf meiner Leseliste und die japanische Literatur ist sicher sehr interessant.
Zwei Japanromane
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