Literaturgefluester

Die unfrisiertesten Philosophen aller Zeiten

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Das vorige Jahr habe ich mit einem Philosophen, nämlich mit dem was Rüdiger Safransky über „Nietzsche“ sagte begonnen, jetzt ist mein erstes Rezensionsexemplar des Jahres ein Philosphen-Guide, aber ein ganz besonderer, nämlich einer aus dem Holzbaum-Verlag und seiner Satirereihe „Hydra“. Es ist schon im letzten Jahr erschienen und ich habe es auch, als ich im Dezember im „Shop der komischen Künste“ bei der „Karl-Kraus-Lesung“ war, wenn ich mich nicht irre, sogar in der Abverkaufkiste, alles um einen Euro, liegen sehen und wenn ich das Buch schon früher gelesen hätte, hätte ich vielleicht den Literatur-Quiz bei der langen Nacht der Bücher der letzten „Buch-Wien“ gewonnen, das heißt, ich nicht, denn ich bin ja nicht angetreten, habe nur mit meinen Nachbarn getuschelt, ein Glas Wein getrunken und zwei Bücher gewonnen.

Günter Kaindlsdorfer kann ich es aber sehr empfehlen und allen, die die Philosophen vielleicht an ihrem Haarschnitt erkennen wollen, was, wie ich gleich verrate, auch nicht so einfach ist, denn ich habe von den Herren am blauen Cover, höchstens Karl Marx erkannt und da denke ich, daß der in Wirklichkeit auch ein bißchen anders ausgesehen hat und schon sind wir mitten drin, denn die Philosophie ist eine männliche Wissenschaft, wie uns Kurt Cuisine, der Autor und Herausgeber des Buches gleich erklärt.

Hätte man mehr Frauen an die Wissenschaft herangelassen, hätte man bessere Köpfe und andere Leitsätze, die wir in der Schule für die Zentralmatura lernen müssten, wie „Wenn du zum Manne ehst, vergiß den Kamm nicht“, oder „Die Welt ist alles, was ein Fön verschönert!“,

Stimmt so wahrscheinlich auch nicht, liebe Satiriker, es ist aber, obwohl ich zuerst gezögert habe, mir das Büchlein zu bestellen, sicher eine gute Idee, mal einen satirischen Blick auf die Philosophenwelt zu werfen. Vielleicht liest man sie dann im Original lieber oder erkennt sie leichter, wenn man beim nächsten Literaturquiz antreten darf.

Es beginnt nach der Einleitung gleich mit einem „Friendly Test“ werden da ja die Vorsokraten, das finstere Mittelalter, die englischen Empiristen, etc gleich einem Tauglichkeitscheck unterzogen und geprüft wie praxistauglich ihre Werke sind und wie es bei ihnen mit der Karriere, der Wellness, der Weisheit und nicht zuletzt der Frisur steht.

Dann zieht man los, daß nicht alles in den folgenden hundertvierzig Seiten stimmt und, daß die Herausgeber manchmal ein wenig geschummelt haben, erfährt man auch gleich, dann geht es über die Vorsokratiker, wo man grübeln kann, ob die wirklich „Der Käse ist nur in seiner Käsheit ganz!“ gesagt haben oder ob das ein Übersetzungsfehler ist, zu Sokrates, Platon und Diogenes, das ist kein Verlag, sondern der mit dem Faß, in dem er leben mußte, weil es damals noch keine Obdachlosenheime und keine Zelte gab und der zu Alexander den Großen „Geh mir aus der Sonne!“, sagte.

Aristoteles kommt auch und Epikur, das ist der mit den Weintrauben und dem dreizehngängigen Menu und schon sind wir bei den Römern, die Griechen sind viel später ohnehin untergegangen oder haben die EU an ihre Grenze gebracht.

Irgendwann kommt dann das Mittelalter und jetzt wird schamlos geschummelt, denn wir sehen kein Konterfei eines mehr oder weniger frisierten Philosophen, sondern George Clooney, denn das Mittelalter war finster, da gab es keine Philosophie, da heißt Thomas von Auin hat es schon gegeben und vielleicht auch Hans Sachs, aber wer steht schon auf dem Ranking der mittelalterlichen Top tens, fragt Curt Cuisine und wir ziehen weiter in die Neuzeit. Kommen zu Rene Descartes, der ist laut „Hydra“ ein wilder Kerl mit einem wilden Blick, wollte eigentlich zu den Musketieren, aber Alexandre Dumas hatte diesen Roman zu seinen Lebzeiten noch nicht geschrieben und so kommen wir über Montaigne zu den englischen Empiristen, nämlich Hobbes, Locke und Hume und dann zu Jean-Jackes Rousseau, das war der, der „Zurück zur Nautr“ gesagt hat und ich kann mich erinnern, daß meine Hauptschullehrerin uns dazu erklärte, daß er damit meinte, daß sich die Artistokraten am französischen Königshof mehr waschen und weniger pudern hätte sollen.

Curt Cuisine meint dageben, Rousseau wäre gar nicht so viel spazierengegangen, wahrscheinlich weniger als Immanuel Kant, nach dem man in Kaliningrad, als es noch Königsberg hieß, angeblich die Uhr hat stellen können, während Frau Kant, frei nach Heide Pataki, zu Hause die Fenster putzte, womit wir wieder beim Vorwort wären.

Fichte und Schopenhauer kommen auch und Hegel, bevor es zu der wichtigen Frage geht, ob wir heute überhaupt noch Philosophen brauchen?Jnein lautet die Antwort, denn wer könnte uns sonst, die wichtigen Fragen des Lebens beantworten, ob man seinen Penis bzw. Brust vergrößern lassen sollte, wie man abnimmt oder wie man mehr Geld verdient und mir fällt dazu ein, daß ich mal von wem gefragt wurde, wieso es heute keine Philosophen mehr gibt.

„Es gibt doch den Konrad Paul Liessmann!“, habe ich gewantwortet, aber der wurde nicht anerkannt und ist auch in dem Büchlein nicht enthalten, das zügig zu Karl Marx weitergeht und den seltsamerweise mit einem Fußballspieler vergleicht.

Richtig Friedrich Nietzsche hätte ich jetzt fast vergessen, habe aber seine Biografie gelesen und in dem Buch erfahren, daß er der Mann mit den meisten Biografien ist.

Henri Bergson und Ernst  Cassirer waren mir unbekannt, dafür kenne ich Ludwig Wittgenstein, beziehungsweise, seinen Satz, der fast so berühmt geworden ist, wie der mit der „Peitsche“ und den „Tractatus Logico Philosophicus“, habe ich ebenso, wie wahrscheinlich die meisten anderen, nicht gelesen, dafür ihn aber in meiner „Wiedergeborenen“ erwähnt.

Martin Heidegger kommt vor und der hat ja erst vor ein paar Monaten zum Ausschluß von Stefan Zweifel aus dem Schweizer Literaturclub geführt, weil er sich erlaubte, Elke Heidenreich darauf hinzuweisen, daß sie ihn falsch zitierte. Wow, was Philosophie alles kann und ein Nazi war er wahrscheinlich auch, wie sehr viele in seiner Lebenszeit.

Michel Foucault kommt vor, von dem ich ebenfalls nicht viel weiß, Spinoza, Deleuze und Flusser und natürlich Jaques Derrida, der sogar mehrmals erwähnt wird und den kenne ich natürlich von der „Stunde der literarischen Erleuchtung“ der „Alten Schmiede“ und aus den Werken der F. M.

Jürgen Habermas, Richard Rorty und Noam Chomsky schließen den Reigen vorläufig ab. Denn „So fertig!“, lautet das nächste Kapitel, daß sich dann selbst gleich outet, bevor es jemand anderer tun kann, daß da viele fehlen. Denn wo bleiben Augustinus, Theodor W. Adorno, Jean Paul Sartre und und und natürlich all die Frauen, wie Hannah Arendt und Simone de Beauvoir?

„Damit sich die Feministinnen nicht aufregen“ hat die nach der „Twittersophie“, die vielleicht heute das Philosophenlesen  ersetzt, ein Kapitel abgekommen und wir wissen, daß ihr berühmtes Buch „Das andere Geschlecht“ mit den Worten beginnt „Ich habe lange gezögert, ein Buch über die Frau zu schreiben!“

Dann gibts noch ein „Anglo-Glossar“ und „Mehr Philosophie von „Hydra“ von der ich außer dem „Schwarzbuch Farben“ schon alles gelesen habe und ganz am Schluß dürfen wir noch den „philosophischen Scherenschnitt“ von Curt Cuisine bewundern und ihn mit den der Philosophen vergleichen und ich kann mich nur wiederholen, daß ich das Büchlein sehr empfehlen kann, denn es hat eine Art Humor, den ich gut vertrage und das ist bei mir, wie meine Leser wissen werden, ja nicht so leicht!

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