Heute gab es auch zwei literarische Alternativen, Richard Schuberts letzte Aufführung von „Frontex“ , dessen neues Buch heute oder gestern erschienen ist, im Augarten Spitz oder Gemma Salem in der „Alten Schmiede“ deren Name mir zuerst gar nichts sagte.
Dann war aber die Ankündigung verlockend „Literarische Weltbürgerin mit Affinität zu Österreich und derzeitigen Wohnort Wien“, die ihr 2014 bei Pierre Guillaume de Roux auf Französisch erschienenes Memoir oder biografischen Roman, wie Kurt Neumann in der Einleitung erwähnte, „La Rumba a Beethoven“ vorstellte und dem Programm entnahm ich noch, daß Gemma Salem 1943 in der türkisch syrischen Grenzstadt Antiochia geboren wurde, seit 1976 in Frankreich und seit 1986 auch in Wien lebt und schon verschiedene Bücher und Biografien über Persönlichkeiten, wie Schubert, Bulgakow, Thomas Bernhard geschrieben hat und Stücke, die unter anderem im Theater in der Drachengasse aufgeführt wurden.
Ich staune ja immer wieder, was ich alles nicht weiß und mein Nichtwissen mit dem Literarischen Quartier offensichtlich nicht teile, denn der Kellerraum der „Alten Schmiede“ war erstaunlich voll, als ich ihn erreichte und interessanterweise habe ich meinen Platz zwischen Gerald Grassl, mit dem ich ja öfter beim „Volksstimmefest“ oder bei der „Poet Night“ lese und Angelika Kaufmann gefunden.
Gerald Grassl erzählte mir gleich von einer „Fackl“ mit einem früheren Erscheinungstermin, die er vor kurzem in einem Nachlaß gefunden hat und an das Literaturhaus weiterschenkte.
„Ich würde das nicht tun!“, habe ich gesagt, habe bis jetzt meine Bücher aber immer brav an die Dokumentationsstele für neuere Literatur und an Evelyne Polt-Heinzl geschickt und dann begann auch schon die Veranstaltung mit der Einleitung von Kurt Neumann, daß Gemma Salem noch nie in Wien gelesen hätte.
Es war eine zweisprachige Lesung, Französisch Deutsch, Gemma Salem scheint auf Französisch zu schreiben und das Buch scheint es auch nicht auf Deutsch zu geben, so teilte einer der Assistenten ein übersetztes Kapitel aus und der Literaturkritiker und Inhaber einer französischen Buchhandlung Thomas Leitner las mit Kurt Neumann gemeinsam die deutschen Texte und führte auch ein Gespräch mit der Autorin, die natürlich sehr gut Deutsch beherrschte.
Sie begann aber die Lesung auf Französisch mit einem Stückchen über ihren Vater.
Dann folgte eines über ihre Mutter, das Kurt Neumann las.
Der Vater war ein Genußmensch, der täglich viele Zigaretten rauchte, Wein trank und Frauen konsumierte, die Tochter einmal mit einem Gürtel schlug und die hat fünf Jahre, bis sie neun war, wahrscheinlich mit einem Kindermädchen oder einer Haushälterin alleine in Istanbul gelebt, während ihre Eltern mit den zwei Jüngeren Brüdern woanders waren.
Es gibt eine Haßliebe auf die Mutter oder vielleicht nur ein schlechtes Verhältnis, mit Siebzehn ging sie in die Schweiz, die Familie folgte, dort arbeitete sie in der Uno, verheiratete sich und ging nach dem Tod ihres ersten Mannes, glaube ich, mit ihren zwei Kindern, nach Paris, wo sie sich noch einmal verheiratete.
Immer wieder wurden solche Stückchen aus dem Buch gelesen. Auch eines über Moskau, wo sie war, weil sie ja die erste Bulgakow- Biografie schrieb, nach Österreich kam sie wegen Schubert oder wegen Thomas Bernhard.
Über beide hat sie jedenfalls geschrieben und Hubert Fabian Kulterer hat sie in Wien auch kennengelernt.
Das war das Kapitel, das sie dann wieder auf Französisch las und man es mitlesen konnte und Hubert Fabian Kulterer, der seinen Namen, glaube ich, für eines seiner Stücke Thomas Bernhard lieh, habe ich auch gekannt. Ein Wiener Original, das 2009 in seiner Badewanne in einer mit Büchern überfüllten Wohnung tot aufgefunden wurde, wie das Kapitel „Der wirkliche Kulterer“ beginnt und da erinnere ich mich gleich, daß mich Hilde Langthaler einmal fragte, wie der Hubert Fabian Kulterer mit dem Bernhard Kulterer zusammenhängt. Ich wußte es nicht, in dem Buch wird es aber erklärt und ich weiß nicht, ob ich den Mann mit dem weißen Bart und den eleganten Anzügen, der glaube ich, wenig, bis gar kein Geld hatte und sich offebar überall durchschnorrte im Literaturhaus oder in der „Gesellschaft für Literatur“ kennenlernte. Oder vielleicht ganz woanders.
„In der Gesellschaft für Literatur“ beim ersten oder zweiten Dichterfrasching, bat er den Alfred jedenfalls gebeten ihn zu fotografieren und das Foto irgendwohin zu schicken.
Das haben wir getan und ich habe ihn dann noch ein paar mal mit dem Wladimir Fried verwechselt, der immer in der „Kramer Gesellschaft“ oder auf der „Buch-Wien“ fotografiert.
Und als ich im Literaturhaus die „Mittleren“ oder „Die Frauenlesung des Lesetheaters“ organisierte, als ich das noch durfte, kam er, sprach uns an und hat mir eine Nuß geschenkt, die ich lange aufgehoben habe.
Einmal habe ich ihm vom Literaturhaus in eine Galerie begleitet, wo es sehr viel zu essen gab und dann gab es auch einen Konflikt, ich gerate ja öfter in solche, als ich bei der „Lesart Veranstaltung“ im Literaturhaus war, 2007 muß das wahrscheinlich gewesen sein und von einem Kärtner Polizisten angesprochen wurde.
Zuminstesten stellte sich ein Herr mir als solcher vor und als ich ihn dann danach frgte, weil ich dachte, er würde ihn kennen, vielleicht hat er auch mit ihm gesprochen, war er mir dann böse und hat mich beschimpft, daß ich alles glauben würde und das wäre gar kein Polizist gewesen.
So weit so gut, jeder hat seine Erinnerungen an Hubert Fabian Kulterer, den ich inzwischen schon fast vergessen hätte. Kurt Neumann offenbar welche mit seinem Begräbnis. Wo ich nicht war und als Thomas Leitner ihn zum Abschluß aufforderte, doch ein bißchen was darüber zu erzählen, das offenbar bizarr gewesen ist, schüttelte er den Kopf. So werde ich auch das wahrscheinlich nicht erfahren, Gerald Grassl, der Gemma Salems Dramolette „Der Albtraum“ in seiner „Edition Tarantl“ verlegte, schenkte mir aber das Buch, so daß ich von der literarischen Weltbürgerin etwas lesen kann, wenn ich dazu komme. Denn ich habe zwar (noch) nicht so viele Bücher, daß ich in der Badewanne schlafen muß, weil ich mein Bett nicht finde, wie es angeblich der literarische Weltbürger Kulterer tat, aber immerhin so viele, daß sich die Stapel schon an der Schlafzimmerwand türmen und einen gut gefüllten Büchertisch mit den meist auf Französisch erschienen Werken der Autorin hat es in der „Alten Schmiede“ auch gegeben und ich habe wieder etwas gelernt und halte mich eigentlich auch für eine literarische Weltbürgerin, zumindest aber für ein Wiener Original, das ja inzwischen auch schon einige Anekdoten anzubieten hat.
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