Literaturgefluester

2015-04-26

Flug der Pelikane

Filed under: Bücher — jancak @ 19:21
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Es sind sehr poetische Geschichten, der kurze 2010, erschienene Roman des 1982 geborenen Benjamin Lebert, der mit seinem 1999 erschienenen Erstling „Crazy“ berühmt geworden ist.

Die Schilderung eines Sommes eines vierundzwanzigjährigen Altenpflegers, der im April beginnt, da er da, nachdem ihn seine Freundin verlassen hat, zu Onkel Jimmy nach New York aufbricht, um bis zu dessen plötzlichen Tod, in seiner Imbißstube Pfannkuchen zu backen.

Fast ein bißchen wie der neue Arno Geiger könnte man so sagen, zumindest stelle ich mir den so vor, habe ihn aber noch nicht gelesen und am Buchrücken kann man erfahren, daß die Kritiker, den „Flug der Pelikane“ für Leberts bestes Buch halten, vielleicht weil er daranin so vieles andeutet, von vorne nach hinten springt und, das steht auch irgendwo, in wenigen Sätzen und Worten eindrucksvolle Szenen schildert und damit diese kurze Geschichte vom Abschied, Ausbruch oder Änderungen aufbaut.

Anton ist vierundzwanzig, als sein Sommer beginnt. Er ist, erfährt man in einer dieser Szenen, in einer bürgerlichen Familie in Hamburg aufgewachsen, die Mutter Journalistin, der Vater Musiker, eine Schwester gibt es auch und ein abgebrochenes Studium und einen Psychiatrieaufenthalt bei dem er Eleonor kennenlernte, die ihm zu Beginn des Buches verläßt, so daß er sich zu dem Mexiakaner Jimmy aufmacht, der in Manhatten eine „Luncheonette“ mit drei Mitarbeitern betreibt. Auch das wird sehr genau betrieben und die hundertfünfzig Gerichte, Pfannkuchen, Hamburger, etc, die man dort bestellen kann.

Es ist nicht der echte Onkel, nicht einmal mit ihm verwandt, die Mutter hat ihn in ihrer Jugend im Zuge eines Praktikums kennengelernt und die Verbindung aufrechterhalten.

Jimmy quartiert ihm in einem Zimmer ein, läßt ihn am Morgen pünktlich um sieben antreten, um Pfannkuchen zu backen, sonst führt er ihn in seine große Schwärmerei ein. Denn Jimmy  lebte auch in San Diego, zumindest hat ihn da die Mutter kennengelernt und da gibt es dieses berühmte Gefängnis Alcatraz, das 1963 geschlossen wurde und 1962 gab es da einen Ausbruch von drei Gefangenen, von denen man seit dem nie wieder etwas hörte.

Kursiv werden immer wieder Beschreibung oder Schilderungen dieser Gefängnisinsel zwischen die Erlebnisse Antons in New York gesetzt.

Es gibt auch kleine Geschichten, etwa, was der damalige Gefängnisdirektor an dem Tag machte, als der Ausbruch bekannt wurde, etc.

Der Onkel hat ein Bild der drei Burschen, es gibt noch einen vierten, der eigentlich mitflüchten wollte, es dann aber nicht schaffte, in seiner Wohnung, zeigt es Anton und erzählt ihm diese Geschichte, die ihn interessiert, seit er ein kleiner Buch gewesen ist.

Am Schluß des Buches kann man lesen, daß die Geschichte frei erfunden ist. Den Ausbruch der drei Männer hat es zwar gegeben und in Manhatten auch einen ähnlichen Imbiß, aber dort mein Lebert, wurde sicher nie soviel über dieses Gefängnis gesprochen und eine schöne Metahpher für die Befreiung, den Ausbruch, das Erwachsenwerden, etc, ist es immerhin, beziehungsweise wurde es von Lebert sehr kunstvoll dazu geschlungen.

Spannend also diese Geschichte mit dem „Selbstportrait mit Flußpferd“ zu vergleichen und nachzuschauen, ob es wirklich Ähnlichkeiten in ihr gibt.

Aber dazu muß ich das Buch erst finden und das wird wohl noch einige Zeit dauern. Dazwischen kann ich auch noch etwas anderes von Benjamin Lebert lesen, habe ich, glaube ich „Der Vogel ist ein Rabe“ doch ebenfalls auf meiner Leseliste.

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